Ne 1507. 18. Mat 1872. Sllustrirte Zeitung, мии GShrenbiirger der Staot Mlagoeburg зи мафен. ($ оеи: Jelben Griinden ging aud) feine Wahl zum Stadtverordneten hervor. Jn feinen legten LebenSjahren, wo er wegen rheumaz tifcher Letden wiederbolt Wiesbaden befuchte, madte er aud Ausfliige in dad fidlide Deutfdland, die Sdwets und nad) Sta: lien. Sn den legten dret Monaten feines Lebens feffelte ibn fein alter Feind, der Rheumatisnus, ans Lager, aber nidt adtend der Schmerzen und voll Hoffnung fiir den nadjten Sommer arbeitete er faft unauSgelest fcbriftlich, verfabte auch jeine Selbftbiographic und wnterridtete von feinem Leidenslager aus die Confirmanden feiner Gemeinde. — Um Nadmittag des 23. Miéirg fehlof er in vollem Berwust: fein bie Wugen fir immer, und am 27. Marz nadmittags tibergab man feine irdifdhe Hitlle dem Sdos der Erde, пад: dem auf Andrangen jeiner zablreiden Berehrer feine Leiche dret Tage lang im Gemeindehaus audgeftelt gewefen war, Gine unabjehbare Scar Leidtragender, beftehend aus Depu- tationen von nab und fern und aus mebrern Bereinen und Gewerken, folgte dem reidgefdmitdten Sarg ; auf den Strafen, an den Senftern und auf den Wallen der Stadt waren wol 20,000 Menfden Beugen de3 Leidhenbegdngnifjes, wie Magde: burg wol faum ein3 gefeben. . . Die Cerralfe des Orongeriegebaudes зи Гот. В. <. Der Mai sffnet diesmal frither, alS wir e3 in Berlin gewohnt find, dem Vergniigen im Freien feine Gafjen, und was Beine bat, nimmt feine Wege unter fe Baume und in die Gommerfrifde. Bon denen ijt bier nicht die Rede, welde itber die Mari Brandenburg hinans das Weite fudhert, fondern von der ungeheuern Bahl von Frithjahrs: frijdlern, die hidjftend mit dem ,, berliner Reifetoffer, foll heifen einem von ,,Dtuttern” gefiillten Bogen Papier, am fai: nen Morgen aussiehen und am fdonen Whend, oder wie es dem Himmel gefallt, im Regen wieder heimfehren. Seder Зе: wohner ciner grifern Stadt fount folde Ansmanderungen fir den Tag, aber die Berliner allein fennen die endlojen WUu3: lige ,,mit ben Géhren und dem ganjen Krempel “, fet eS nad) ит Stralau oder Treptow, fei e8 na PidhelSwerder, Moabit oder fonjtwobin, wd Damn die abentenerliden Gin: giige, wenn alles — nur der falauernde Humor nidt —, vom Staub grau in gran gefdrbt, wieder in die von Halbjabr gu Halbjahr frifd gefteigerten Wohnungen gu einer Stunde eine ridt, wo Gonntag und Montag fi) fangft vermifden, Die Eleinften Kinder lernen da fdjon 3eitig fennen, dab ein ver giiigter Lag den nadjtjolgenden gern ,,filr einen Bauern” nimmt, 0a8 heipt, thm joviel abfangt als moglid. ‚Зои der Marje der Vergniiglings\haren sweigt gliidlider: weije die Cijenbahn mandjes taufend ab, und die ее Bahn, die Potsdamer, hat dabei bis guv Stunde ibren Vor- rang bebauptet. 3u den Crtragiigen werden fajt taglic) gwar nur bid frith 6 Uber Fabhréarten ausgegeben, aber trog: dem ift dte Anzahl diejer Friihaufiteher fo angewadfen, dab lange Stunden und Bug auf Bug nothig find, um diefelben nad und nach abjufithren. Wn folden Tagen ijt Potsdam und San3fouct, das immer gern wieder und nie gu oft gefehen wird, itberfdet von den fcnellfiipigen Berlinern, die e8 nicht gern unterlaffen, hier Sclop Babelsberg, dritben das пене Palais und da da3 Marmorpalai3s und Sdhlofb SGlienide, den Pfingitberg und vor allem SanSfouct griindlid) absulaufen. Yn Sansfouct ift jegt befonders als dte neufte grdpere Wn- lage da8 Orangeriegebdude, der Gegenftand unjers Bildes, mit feinen midtigen Berhaltniffen und feiner fdnigliden Pract von innen und aufen ein Play, der an Fefttagen von Befucdern wimmelt. Diefer herrlide Bau, deffen rechter Fligel in den Sahren 1851 bis 1852 erbaut, defjen Ntittelbau 1853 und linfer Slitgel 1854 begonnen wurden, bocgelegen, bietet von feinen Terraffen Wusfichtspuntte auf die fdin- ften Theile des ganjzen Barks; er hat eine Lange von 969 Fup bet veridiedenen Tiefen von 57 bis 146 Jub und dient auger dem Bived, welder ibm feinen amen gibt, nod in verjdiedencr Weife dem ebdelften Lurus. Am Ynnern hat Friedrid) Wilhelm IV. den fogenannten Raphaelfaal angelegt mit einer reiden Gammlung guter Copien nad Raphael. Begas, Wah, Lengeridh, Ritter, Temmel, Kajelowsty, Sale: finger, Steuben u. a. haben dieje Bilder geliefert, zu denen nod viele Standbilder fommen, die Bildhauern von guten und beriihmten Namen ihre Entftehung verdanten. Theegimmer fiir die Mitglieder deB Kaiferhaufes fiillen einen Theil der ыы — Raume und Hallen. en breiten Borbau, welder zum heiterjten, Тафепойен Spajierweg dient, zieren italienijdhe Anlagen, Blumendeete, Springbrunnen und ftatuarifher Sdmuc in reidfter, ge: fdhmadvollfter Unordnung. Her Bockheller im Minden. D. Wenn der Srihling nabt, beginnt fir den_pafftonirten Piertrinfer in Miinchen eine gute Beit, Um die Mitte Marz, fobald die erften Stirme aus Gitden blafen und den Sdjnee auf den Gebirgen mit ihrem heipen Uthem ео auffaugen, erdffnet ein Reller, der dad ganze Gabr ttber gefdlofjen tft, ber Bacerlfeller in der Vorftadt Au, jeine Hallen — leider nur auf circa 14 Tage, denn Langer dauert da8 Wusfdenten des fdwarzbraunen Stoffs, des berithmten Salvatorbiers, aud Zaderlsl genannt, nicht. Kaum ift nun dtefe Bierfeligteit vor: tiber, faum bat der echte Trinfer Beit, feinem Magen vier Woden Lang Rube yu Laffer, fo beginnt mit dem 1. Mtai die Bodjaifon, die auch nur furjze Beit, ungefabr bid gu Fron: leidnam, dauert, und viel taufend м Яе ен Бее [еп fic), dad vom Hofbrduhaus fabricivte audgezeichnete Getrant in moglich{t furger Beit gu vertilgen. Wie das ganze ootbrdubaus in feiner jebigen Geftalt eigentlich eine partie honteuse fiir Miinden ift, die von Frem- den aber um fo letdenfdjafilider befucht wird, weil einmal bas dort gebraute Bier gang vorzitglich ijt und fich gum anbdern an bad {cmuzige verfallene Gebdude mit feinem unreinliden Hof und nod unreinlicdern Zimmern alle die Crinnerungen an ein Bierleben und cinen Btercultus fntipfen, ote nad und nad Gott fei Dank fir Minden gu den itberwundenen Stand- puntten gehdren, fo fann auch der gegentiber befindlide Bock: Teller, aud ,,Bodjtall”’ genannt, etn das ganze заре де] [0]: feneS und nur im tat behufS Wusidentens des Bods g ffnetes Gebiude mit Gof, nichts weniger als reinlich И werden, Wuch bietet es dem Wuge in arebiteftonijcher Hinfidt wllustrirte Dettunga. Wodenkalender 1972 Beoteftanten Ratholiten und Bueben Juden Liteten : : 5632 1289 Mai Mai Siax —_ Rebbicet-atel 19. G. Pfingitfeit Pfingitfelt 7. Зиви, 14, 11. 91. Nacht 20. Ot. Pfitgfimont, Pfingitmont. & Soh. o. T. ]t2. 12, a. Moh. 21. D. Brudentius [Donatus 9. Jefaias 13. 13. 22, M. ruatember (Quatember 10. Wafferw, 14. 14.4 G@L.Lage 23. D. Defiderius [Defiderius [11. Mocins 15. 13, 24. % Sobanna Sobanna 12, Bantratius 16. 16. З/фиша Uvbanus Urbanus 13. 318 Vater pe ©. Behar 17. Aflronomifder Ralender. Culmination 1872 ое ber Sonne bed Mondes Mai Mittace nad Range Breite Aufgang Untergang Se mittl. Beit 19 3149* 43°” 111567 15°” 1930 - 40 327 21 55° 6 20 3 53 39 11 56 18 207 3 471 am sage 8 20 21 357 36 11 56 21 221 2 48 aage 3 25 22 4 1 32 11 56 26 235 1 37 3°45 - 23 4 5 29/11 56 30 249 [40 17] 98 Uabns 24 4 9 26] 11 56 35 964 —1 4/10 20 ма Tage 95 413 92/11 56 41 279 — 2 20 11 25 Gonnenaufgang 4 Whr 0 Min. Gonnenuntergang 7 Whe 55 Min. Sollmond verbiunden mit einer fidjtbaren aber undedentenden зищетив oer 22, Mat 11 Whe 65 Min, nades. к Mond in Erdnahe еп 25. УЛаё о Uber friih. Mond im Wequator ben 19. Meat 8 Uhr Frith. Gri pte и Ubweidhung des Mondes vom Aequator den 25. Mai 3 Ur nadmitiags. Sr mitt gs. et ber Gonne 2/15 7,5 Gterngeit (fitc Mittmod дана). Aebervedt Uhl. nidjt das gering}te Bemerfenswerthe, wohl aber haben Убе und Obr genitgend zu thun, um der gewaltigen auf fie ein: dringenden Cindriide Hert 3u werden. Will nun der geneigte Lefer an ber Hand der beigenebenen haratteriftifden Beidnung von &. Bedftein den claffifden Boden des miindener Vodtellers befudjen, jo bin ich gern be: ceit, ihm den Cicerone зи maden; nur bitte id), dag wir nidt gerade die erften Tage nach der Crdffnung hingehen, denn da ware an fein Gineintommen 3u denfen, und den Genus cines Glajes wirklich treffliden Biers und de3 dazu gehsrigen Bolts: leben8 mit 3erriffenen Kleidern, verdorbenen Hiiten, ja allen: fall aud) mit Quetidungen des Kirpers zu bezahlen, die fic in Dent Dort gu diefer Beit immer herridenden furdjtbaren Ge- drdnge nur 3u haufig ereiqnen — dagu wird cr wol ебещо wenig Luft haben wie id ебет. Rein, warten wir rubig, bis der erjte Sturm voritber, der grofte Durft geld at ift, und befucen wir dann vormittags swifden 11 und 1 Uhr das Local; wir werden Gefellfdaft ge: nug dort finden, und dem verehrten Bruder aus Norodeutfeh- land, der hauptfadlidy nad dem Silden fommt, um das ihm faft gang verloren gegangene BVolfSleben ju ftudiren, fonnen wir fogar diefen Urtifel im reidften Mafe verfpreden. Sdon der Weg gum Bierparadics ift ein eigenthimlider. Mus der eleganten Parimiliansftrabe, deren Leine Weltitadt fic) fchdmen wiirde, biegen wir hinter der Poft redtS ab, Фтейет durd) einen riefigen Thorbogen und fommew in eine furze, fonft fehr einfame, gur Bodfaifon aber fehr_ belebte Strape. Hier witfte id) gleid) linfS ein hervlidjes alted Ge- baude mit einem of, der das Cnigiicen jedes WArditetten fein miipie, eine Theaterdecoration gum ,,Bie’co”, wie fie dte fiibnite Boantajie nit fehdner erfinnen ии. Wber wir wollen ja Vod trinfen und feine Urditettur jtudiren; alfo vor: wirts! Cine Britede fihrt uns itber einen wildflutenden Wem wunfers berrliden Gebirgsftroms, der, wie hier, fo hundertfad) feine tlaven, jmavagdgriinen Waffer durd) die Stadt braufen lafien mug, und itr fteben vor einer Mauer, hinter welder ети von lachenden, fpredenden, fdreienden, fingenden, heulenden Menjden, untermifat mit etnigen grellen Strophen einer quifenden Mufit, hervortint. Die feltfam паф ver: goffencm Bier, fetten Wiiriten, itbergelaufenem Samal, und jonftigen guten Gadjen viedende Utmofphire ijt das ficerfte Seiden, dah wir am Biel find. Wir drangen uns miuthig in da3 Menfdengewoge, das hier cin: und augsflutet, und gelangen fo allmablid) in dag Зицеге cines fleinen unfaubern Hols, in weldem Ounderte von Menfden herumftehen und о alle cifrig befchaftigt, au irinten, gu fdwaken, 3u fdjreien, gu fingen und зи effen. Das Gedrange fdiebt uns bis gur bite des Eleinen Haufes, ие deffen weit offenjtehende Fenlter cine nidt minder sahlreide, in dhnlicer Weife befchaftigte Menjdyenmenge fidt- bar wird, Allein das oben gefdilderte Parfum der Wtmofphare dringt un8 aus dem Snnern diejes Bierbheiligthums in etner Weije verftdrkt entgegen, dab wir ohne lange Ueberlegung es vorgtehen, draufen 4u bleiben. Gerade erhebt fich eine Stubentengefellfdaft, die allem Anfdhein nad fdon eine langere Geffion iberjtanden hat. Mir beeilen un3, ihre Sige und ihre Glafer in О Зи пертен. Зе Sige find gwar nur die landesiiblidjen, leer: getruntene Faffer, und die Glajer piden und pappen von dem Daraus getrunfenen Bier; da3 genirt un3 aber nidt, её ПВ fich gar nicht fo fdledt auf einem Fab, und am Brunnen fann man ja die Glafer тефЕ gut wafden, was du, lteber Lefer, einjtweilen beforgen magft, wahrend id) einen Pactra ger herbet: winfe, der un fiir Geld und gute Worte dad Edjtlidhe Getrant gern von der Sdente beforgt, da e3 und jelbjt, ohne unfere gefunden Gliedmafen dabet yu ridfiren, nidt mol miglid it. JG babe dann ferner nod) Gefchafte mit einem ,, Radi: еб”, зи deutfd einer dltern Dame, die Hettige verfauft. Фи синеве! did) freilicy iiber die duntelfarbige Diite, aus welder die Wte bad zu den Rettigen gehirige Galz direct auf den Boden deines Stuhls, d. h. de3 Теа, auf dem du nod) eben gefeffen haft, fcjiittet. Dergleidjen barf aber feinen echten Pievtrinter genirven. Da fommt aud fdjon unfer braver Pad: trdger mit den vollen Glajern guriid. Freilich hat der Gute in Ausiibung feines befchwerliden Dienjtes jdon ein wenig iiber ben Durft von dem fo leicht ftopenden Bod getrunten und taumelt bebdentlid) hin und her, als er un3 die Glajer geben will, jditttet dir aud bie Halfte des deinigen iiber dein neued Sommerbeintleid, da3 du heute zum erften mal angegogen bait. Das genirt aber einen Biertrinter nidt, deshalb tjt das Gee trint dod ausgeseidhnet, der Rettig EHjiltch, der Himmel iber uns blau und alle Welt um uns herum frohlidh und guter inge. ad und nad fangen wir an, die Dinge um und mit Be: Hagen 3u betradten, mag auc) mal ein ae dev das Gleidgewicdt verloren, an uns anftopen, dap unfere Fafjer mit Umftur; dbrohen, mégen fo viel andere Baffanten unfere Hiihnerangen heraus{uden, um fid о ftellen oder dritber gu marfdiren; nidts ftdrt unfer Bergniigen, und mit frohgemuthem Wuge fcpauen wir in das Volfsleben, das wm uns фемии wogt. Da rect der bide Herr, der foeben eine Cigarre aud dem Gtui nimmt, ift gents ein Mitglied der Re: gierung, die fid) qu diefer Beit ziemltd) in corpore tm Bodteller einfindet, auc) den eleganten Sern Daneben mit dem Glas in dex Hand diirjen wir dreijt mit ,, Herr Regierungsrath’ oder „дет Опа ата anfpreden, dev dritte Herr, der foeben trintt, mit feinem едет Фили in ber Hand, tft der echte Ty- pus des deutfdhen Beamten, wabrend der alte Herr, der fo freundlich ift, und ben Riiden zugutehren, vermuthlic gur Spe: cieS ber Schulmeifter gebirt. Die Stubdenten in der Mitte fceinen auch fdjon itber dad erjte Glas langft hinaus zu fein, namentlic) der auf dem Fah figende. Ym Hintergrund ent: {pinnt fic) in der Mitte eine Heine Balgerei um einen heim: tidifd geraubten Stubl, wahrend weiter lints eine Soldaten: gruppe ernfthaft sufdaut, wie ein mitndener Bfablbiirger, den едет ити, uit den die Beine geflemmt, von einem Urtypus beS Radiweibes ein Biindel de3 duritreizenden Gemiifes fauft. Gang links ftehen drei Herren ,,von der Borfdh”, dic gefdwind von der nidt weit entfernten blauen Traube (dem nuindener Borjenlocal) heritber gelaufen find, um fic) die vom Сфтеен der Curfe ausgedsdrrten Zungen ein wenig an: zufeudjten. Nod mande claffifche Type unfers genialen Beicners, der hier im Bodfeller jehr eingehende Studien gemacht haben mus, witrde un begegnen, aber da entiteht p Oplich ein Uuf: laut, und wir fteigen gefdjwind auf unjere Faffer, um von der Hohe de8 erjten Rangs aus die zu erwartende Sdla- gerei mit anfeben gu Ednnen. Gine gemiithliche Rauferet_ ge: hort ja aud gu den yolisthitmliden Genitijen, Wher dev Bod К. м 23. Marg ftardb in Magneburg der vielgenannte und vielangefoddtene Grinder der т фен Gemeinden, ЗебетефЕ 16514. 68 ift die Uufgabe unferer Zeitung, alle hervortretenden Erfcdeinungen und Perjinlidfeiten der Gegen: wart in den Bereich тег ты 3u ziehen, und fo mag 03 uns geftattet fein, aud) itber Udlth’s Leben und Wirken nadjtehend einen furzen Wbrip su geben. Veberecht Ublid wurde am 27. Februar 1799 im Wnhalti- {феп von armen Weltern geboren und тив fic) daber durd drmlide und gedriidte Verhaltnijje hindurdarbeiten, wodurd aber fein Geift gefraftigt und fein Wille geftablt wurde. Schon mit bem 21. Fahr hatte er feine theologifden Studien be: endigt. Nidt lange, fo erbielt er cine Lehrer- und bald darauf eine Predigerftelle in feinem fleinen Baterland. Da er in: beffen fdon nad wenigen Sabren durd) feine Freimiithigteit feinem fatholifc& gewordenen LandeSherrn misliebiqg wurde, fo wanbte er fid) nach Breufen und erbielt hier eine Prediger: itelle in dem Dorf Pommelte bei Schinebed, wo ex, emem uns ermidliden Thitigteitsorang folgend, tid) nidt blob durd jeine Seelforge auf der Ranjzel und in den Hiitten der Armen, fondern aud durch Griindung von Singlings- und Ptanner- abenden groped BVerdienft um fetne Gemeinde ermarb. Die Mapnahmen des Confijtorium3 in Magdeburg gegen einen rationalijtifden Geiftliden bdafelbjt beftimmten tibia), па 1840 mit mebrern feiner UmtSbriider gur Wahrung der prote- ftantifcen Freiheit zufammenjuthun und die Verfammlungen der proteftantifden Freunde yu griinden, deren Leiter und hauptfadlidjter Sprecher er wurde. Cinige Fabre jpater hielt Liblid) in Schinebedt Volfsverfammlungen, 3u denen {id all: mablicy Hunderte aus dem Umfteis einiger Mteilen einfanden, und in denen viele ftreblame Manner aus allen Stinden unter jeinem Borfig Gemeinnitglicdes befpraden, um eS dann ind Leben eingufiihren. Nac und nad bildeten fic) an verfdiedenen Orten, namentlid in Anhalt und in den Brovinzgen Gadfen, Brandenburg und Sdlefien, Kreife proteftantijdher Freunde, in denen Ulich als Sprecjer auftrat; aber 1845 wurden erit die Volfsverfammlungen und dann die Verfammlungen der proteftantifden Freunde verboten, ла ЦБ follte tinttig nur mit Grlaubnif de Confiftoriums fetne Parodie verlafjen. Diefe Umftande hinderten e3 jedoc) nidt, dab er nod in dem- felben Qahr von der Katharinengemeinde in Magdeburg al3 Prediger gewahlt und dort eingefiihrt wurde. Gar bald geig: ten fic) die Hallen diefer Kirche зи eng fiir die wadhjende Zubdrermenge, unter der fid) aud) Werjonen aus den hidjten Standen der Stadt befanden. Yuodeijen dauerte diefe Glang: periobde feine3 Lebens nur zwei Jahre, denn Michaelis 1847 wurde er nad) voraufgegangenen langern Verhandlungen, be: fonderS wegen Nidjtbeadjtung gewijfer Formeln, feines WUmts entfest. Ublich’S raftlofer Geift mute einen Wirkungstreis haben, und jo folgte er dem Wunfde eines grofen Theil? jeiner Gefinnungggenoffen und bildete mit_ihnen eine frei- chrijtlide Gemeinde. Bei der herrfdenden ее in den mabgebenden hihern Kreifen Eonnte c3 aber nidt feblen, dap bie freien Gemeinden — denn aud) augerhalb Magdeburg bat: ten fic) dergleidjen gebilbet, beren Gpreder Ublid) war — von allerlei harten Wafregeln betroffen wurden, denen end: lid) ive Mufhebung folgte. Gleicjwol wirkte Ublid fort, theilS ftiil im Rreis feiner Freunde und Gefinnung3genojjen, theilS durd) die Preffe und namentlid) durdy fein ,Sonntag3- Бан . Und al endlich die Umftinde eine fretere Leuperung pe3 Geiftes ermiglidten, da tam aud) die Gade der freien Gemeinden wieder in ШВ; ire Sffentlicjen Erbauung3ftunden begannen wieder, und Ublid fonnte nun ohne jede Seffel fid) wieder den Yntereffen der freien Gemeinde widmen, mwas er denn aud fajt 25 Sabre bis an feinen Tod gethan Ба. Ublich war zugleid) unausgefest Leiter des magdeburgif den Pildungsvereing, hielt mehrere Winter hindurd) widentlicd) efcidtlice und naturwiffenfdaftlide Vortrage tir das Boll, Bie bei feiner populdren Redeweife ohne allen rhetorifden Sdhmud um fo griindlider verftanden und behalten wurden, unterridtete mit grofer Ciebe und pddagogifdem Taft taglid in einer Stunde die Kinder feiner Gemeinde, griindete 1847 einen Sparverein fiir Magbeburgs drmere Bewohner und hat maglidft unbemertt zahlreide Thrdnen durc fein Wohlthun getrodnet. Niemalé war ev hart in fetnem Urtheil, felbjt nicht бег feine Reinde, redlich war ev bemitht, gu vermitieln und BWegenjage auszugleiden, und aus diefem Bug feineS Herzen ging me fein Cntfdglup hervor, 1648 einer Wahl als Wh: georbneter in die Nationalverfammlung ju folgen, vo freilid) bei ber Neuheit ber Sache und den fcarfen Gegenfaten feine Wirkjamkeit nidt von den erwarteten Erfolgen getront wurde, Yn Anbetradt feiner Berdienjte um da Wohl feiner Mit- burger erwiefen im diefelben die feltene WAuszeidhnung, ihn