WILHELM LEIBL BILDNIS DES MALERS WILHELM TRÜBNER. 1872
Mit Genehmigung der Phot. Gesellschaft in Berlin. — Im Besitz von Professor W. Trübner, Karlsruhe
teil seines eigenen Wesens machte, daß es in seiner späteren Zeit, in dem Schaffen, das hinter den Pariser Monaten liegt, nicht als etwas Fremdes empfunden wird. Vielleicht lag dieses Besondere schon in Leibis künst
lerischem Naturell beschlossen, und es war nur die Atmosphäre französischer Kunst nötig, um es auszulösen: ich meine jenen gleichsam aromatischen Duft, jenen technischen Elan, jene Pracht des Kolorits, jene temperament
volle Pinselführung, die auch den Werken Leibis eignet, die in der mühevollen Arbeit vieler Jahre entstanden sind.
Wie Leibi solchermaßen Paris verstand, so verstanden die Pariser den Leibi. Auch jenen
späteren eigenbrödlerischen Leibi, der in vergessenen Nestern Oberbayerns sein einsames Jäger- und Malerdasein führte. Sie verstanden ihn, weil sie die kultivierte, echte Kunstanschau
ung besitzen, die durch den dargestellten Gegen
stand hindurch in die tiefere Struktur eines Kunstwerks eindringt. Das zeigte sich ganz be
sonders, als die Pariser das Hauptwerk Leibis aus der Mitte der siebziger Jahre, „Die Dorfpolitiker“ (Abb. Januarheft 1891/92), zu sehen be
kamen. War das in München ein Geschimpfe und Gezeter gewesen! Man hatte sich an der
Häßlichkeit der Gestalten gestoßen, hatte das Werk bizarr, bar des Idealismus, „sozialdemokratisch“ (was ich besonders geschmackvoll