und der Phénix als Symbole des Untergangs und des Wieder- auflebens der Kunst, begrenzen die Darstellungen. Diese ha- ben vornehmlich einen dreifachen Inhall: sie sollen den Anfang und Fortgang der Malerei vom blossen Anstreichen von run- den Figuren bis zu allen Arten Staffelei- und Decorationsge- milden zeigen, ferner dic Uebergange von einfacher archaisti- scher Form bis zur Freiheit der Vollendung und selbst bis zur Uebertreibung; endlich sollen sie das Leben der Kiinstler selbst in einer Anzahl Anekdoten, die von ihnen aufbewahrt sind, schildern. Wenn nun aber das Programm vorschreibt, darzu- stellen, wie ein Maler zuerst in dieser, ein anderer in ciner anderen Manier, wie einer dics Bild, der andere ein anderes, wie einer die Apotheose des Alexander, der andere Lichtef- fekte malt, so blieb, um der nothwendigen Monotonie und Un- deullichkeit zu entgehen, nichls tbrig, als die Denkmale der Entwickelung selbst aufzustellen, und da diese simmtlich ver- loren gegangen, sie neu zu erfinden, d. h. in sich alle Kiinstler des Alterthums von Kleophantes bis zum Apelles und bis zu den Rhypographen zu vereinigen. Das hat Hiltensperger versucht; und wie gewagl das Unternehmen war — es ist nicht misslungen. Nur das nalirlich war unerreichbar, ein selbst- verstandliches Werk hervorzubringen, indem es unmdglich ist, einem Bilde anzusehen, dass es cin Gemilde, dem andern, dass es ein Ereigniss darslellt. Wenn irgend, so ist hier der Com- mentar unerliasslich. Die Gemalde werden auf Metallplatten von 4, 5 und 6 F. in Harzfarben ausgefiihrt, zum Theil von Hiltensperger in Minchen selbst. Die Entwiirfe hat er in Aquarellfarben ge- zeichnet und eine Anzahl derselben war im Kunstverein aus- gestellt. Die Erfindung der Malerei nach der sentimentalen Er- zahlung von der Tochter des Dibutades, die ihres Geliebien Schatten an die Wand zeichnet, machte den Anfang. Die Ge- burt der Athene, als ein Gemalde des Kleanthes, die von einem Greif getragene Artemis und die Zerstérung Trojas, beide als Werke des Aragon, sind im archaistischen Styl gezeichnet und polychromatisch illuminirt. Zeuxis, umgeben von seinen Mo- dellen zur Juno, soll uns mit seiner Art, die Natur zu studi- ren, bekannt machen, aber sein berithmtes Bild von der Ken- taurenfamilie muss Hillensperger neu erfinden. Ebenso die Skylla des Androkydes, und des Apelles Alexander als Zeus; des Ktesilochos Enthindung Jupiters vom kleinen Bacchus, des Aristeides beriéhmle Stadterstiirmung, mit dem Saéugling an der Brust der ermordeten Mutter; des Pausias Blumenmadchen u.a.m. Selbst in die Thorheiten der alten Maler wusste er sich zu ver- senken und malte einen Esel und ein Krokodil neben ein Schiffs- gefecht, damit man daran merke, die Schlacht gche auf einem Strom und nicht auf dem Meere vor sich; denn dicsen klugen Einfall hatte Nealkes gehabt. Des Antiphilos Licht- oder Feuer- effekte reproducirte er in dem Bild. cines Knaben, der das Feuer auf dem Heerd anblast, und in der Medea, die ihre Kin- der umbringt, suchte er die theatralischen Uebertreibungen des Timomachos wiederzugeben. Daneben stehen nun Bilder aus dem eigentlichen Kunstleben der Kiinstler, wie die Erfindung der Deckenbilder, der verktirzten Zeichnung, der Genremale- rei, der Arabesken u. s. w., und wieder andere, die den all- gemeinen Bezichungen angehéren und allenfalls zur Charakte- ristik Einzelner beilragen, wie: dass Prologenes von Rhodos aus Armulth Schiffe anstrcichon muss, oder: dass Fabulus im goldenen Hause des Nero, von hochster Ueppigkcit umgeben, malt. Das Aecusserste in dieser Richtung hat Hiltensperger geleisiet in der Darstellung des Apollodorus, der zum Kaiser Hadrian als Erwidcrung auf ein tadelndes Wort sagt: ,Gch und male Deine Ktirbisse*. Soviel yon den Gegenslinden. Fiir die Ausfihrung musste, bestanden hat. Denn der Kitnstler hat die namhaften Kosten, welche nicht blos ein so grosses Modell, sondern auch die Marmorausfithrung erheischte, ganz allein bestritten und ohne alle Aussicht auf die Belohnung so gewaltiger Opfer. Und noch ist das Werk nicht zur Vollendung gedichen. Es tritt vielmelir eben jetzt erst in ein zweiles Stadium seiner Entwickelung ein. Denn der Ideenreichthum der Erfinderin hat sich auf’s Neue dem herrlichen Gétterbild zugewandt und es mit einer Gestal- tenfiille umgeben, die es der Einsamkeit entriicken soll, in der es sonst in diesen niederen Erdenkreisen vor uns stehen wiirde. Die Riicklehne des Thrones hat sich mit Statuen und Gruppen geschmiickt, welche die poelischen Schépfungen des erhabenen Meisters, die Iphigenia und Mignon, vergegenwiartigen. Hinter demselben aber sind zwei Aloepflanzen aufgeschossen, von de- nen die Sage geht, dass sie nur alle hundert Jahre einen sol- chen riesigen Bliithenstengel zu treiben im Stande seien. Den Sessel selbst aber schmiicken zu beiden Seiten Masken, welche Wasser ausspeien. Der reine Strahl fillt cin weites Becken, dessen Miindung ein Genienkranz umgiebt, wahrend aus dem- selben neue Phantasiegebilde, wahre Palingenesieen helleni- scher GOtterschdne, an den Thronwanden in die Hohe steigen. Emil Braun. Die Geschichte der Malerei bei den Alten in Bildern von G. Hiltensperger nach dem Programm von L. v. Klenze. Es kann kaum einen késtlicheren Fund geben fir einen Historienmaler, als einen neuen Stoff! Und nun gar eine ganze Fundgrube! Gewiss Hiltensperger war zu beneciden. Und doch, ich leugne es nicht, hat mich, als ich zuerst das Pro- gramm las, die Sorge befallen, ob ihm jemals geniigt werden kénne. Man denke sich eine Aufgabe, wie die: ,Eucheir er- findet zuerst, eine Figur aus der Einbildungskraft zu zeichnen, indem er das Bild des Zeus im Umriss macht“; oder ,Melan- thios, beritihmt durch die Schénheit seiner Compositionen, braucht zu seinen Bildern nur vier Farben“; oder , Apelles besuchte den Protogenes in Rhodus, und als er ihn nicht zu Hause fand, zeichnete er einen Umriss gdesselben feiner aus. Als Protogenes zurickkam, erkannte er an der Reinheit dieser Zeichnung den Apelles“; oder ,Nealkes wollte in einem Bilde, welches ein Seetreffen im Nile zwischen Aegyptern und Persern darslellte, die meergleiche Grosse des Flusses deutlich machen. Um aber zu zeigen, dass man doch einen Fluss vor sich habe, malte er ein Eselchen an das Gestade, welches von dem Wasser irank, und ein Krokodil, welches gegen den Durstigen stirzte“; oder » Euphranor sollte fiir die Athenienser die zwélf obern Gdtter malen. Ein Vorbild fiir den Kopf des Zeus suchend, ging er in ein Erziehungshaus, wo die Rhapsodien Homers gelesen wurden, und wo gerade die Worle ,,und er schiittelte die am- brosischen Locken*“ hergesagt wurden. Sie begeisterten den Maler so, dass cr forlging und unter diesem Eindruck den Gott malte* u.s.w. Ja, man lese das Programm (Kunstblalt 1845, No. 94), und rechne nach, wieviel unter den 86 Nummern wirk- lich plastisch darstellbar sind, und — ich bin sicher — man wird meine Zweifel theilen, und mit mir von dem Ausweg liberrascht sein, den Hiltensperger eingeschlagen hat. Die Gemalde sind bestimmt fir die Loggien des Corridors vom kaiserlichen Museum in St. Petersburg. Es soll darin, mit Bezugnahme auf die daselbst aufbewahrten Kunstschatze des Allerthums, die Entwickelungsgeschichle der antiken Ма[еге! bis zu ihrem Verfall vor Augen gestellt werden. Helios und Selene als Urheber des Lichts, mithin der Farbe, die Nacht