und anderer Machte zu schmicken, denen das Gedeihen des
Staales zu verdanken ist. Dergleichen giebt dann und wann
einem Redner, der mehr Patriolismus als Gedanken hat, zu
feierlichen Apostrophen an jene Schutzgétier Veranlassung, wo-
bei es denn gar artig ist, wenn die Wande des Saals seine
Rede illustriren. Eben so begreiflich ist aber auch, dass fiir
einen echten Kiinstler die Aufgabe, diese Bilder zu malen, min-
der begeisternd sein muss, als vielleicht die Rede sein wird,
die sie dann hervorrufen. Und Schwind hat sich nicht nur
durch seine friiheren Leistungen als echter Kiinstler bewéahrt,
sondern auch die Art, womit er diese Aufgabe gelés’t hat, giebt
ihm das ehrenvolle Zeugniss, dass sie thn gelangweilt hat. Ware
ihm vergénnt gewesen, seinen reichen Humor tiber diese Ge-
stallen zu ergiessen, so hatte er unzweifelhaft Neues und An-
muthiges geleistet, wie wir es seiner unerschépflichen Phan-
tasie schon so oft zu verdanken hatten. Nun hat er sich die
Arbeit leicht gemacht, um sie los zu werden, und die Kritik
hat es nicht zu bedauern, dass er an eine trockne, prosaische
Aufgabe sich verschwendet hat.

Es kann hier nicht der Ort sein, naher zu begriinden,
worin die Niichternheit solcher Allegorien liegt. Fir unser be-
sonderes Gefiihl aber ist es héchst bedeutsam, in den Schwind’-
schen Zeichnungen zu sehen, wie diese weiblichen Gestalten
es nach gerade miide geworden sind, die Rollen, die ihnen
naivere und beschranktere Zeiten tbertragen haben, in unserm
bewussten, tiefsinnigen Jahrhundert fortzuspielen. Sie kénnen
es nicht mehr verbergen, dass sie Frauenzimmer sind, denen
es wunderlich steht, sich als Sapientia, Justitia und Prudentia
zu maskiren, Tugenden, die ihrem Geschlecht philistrés zu Ge-
sicht slehn. So haben denn auch die meisten Gesichter einen
Ausdruck von Verdrossenheit, und der Pietas, die noch am be-
sten zu ihrer Aufgabe geeignet sein méchte, sieht man es
deutlich an, dass sie nur ins Kloster gegangen ist, weil sie
ledig geblieben. Fidelilas mit dem Hund und Epheustab ist an
und fiir sich eine zierliche Idylle und Virtus, halb germanisch,
halb Amazone, mit Keule und Lowenhaut, macht ihrem Namen
keine Schande. Man sieht, wo die Begriffe Leben haben, wacht
auch die Kiinstlerschaft des Malers auf, die bei den tbrigen in
halbem Traume gelegen. }

Trotzdem hat sie, was die Zeichnung angeht, offnes Auge
und wackre Hand gehabt. Schwind’s Art zu zeichnen, ist zu
bekannt, als dass sie naher geriihmt zu werden brauchte. Nur
hie und da flattern einige Gewander, da doch diese Gdttinnen
im windstillen Aether thronen sollen. An den Stindesaal kann
der Kiinstler unméglich dabei gedacht haben, da er den Humor
vorher abschwéren musste. — Nur die Figur des Friedens
scheint uns dirftig und schwachlich. Ist der Friede nicht als
Knabe, so muss er als Mann dargestellt sein, dem man nicht
zutraut, dass er aus Schlaffheit den Krieg geendet habe. Wir
stehen nicht dafiir, dass der Redner in der Kammer, der an
dies Bild unvorsichtig appelliren sollte, nicht schnéde Dinge
zu héren bekomme, die wir hier gern seinem Opponenten tber-
lassen.

Stich und Ausstattung des Werks sind in jeder Hinsicht
der Herausgeber wiirdig. Vineenz.
	Aeitune.
	hiesigen artistischen, literarischen und musikalischen Sachver-
standigenvereine eingeholt worden, welche zunichst an eine
aus Mitgliedern der betheiligten Ministerien zusammengesetzte
Kommission gelangen werden. Diese hat den Auftrag, den dem
Staats-Ministerium und weiter den Kammern vorzulegenden Ge-

setzentwurf anszuarbeiten.
	Жо[т, 21. лап. беепкег Негг Ведакеиг! In der
ersten diesjihrigen Nummer des von Ihnen redigirten ,deut-
schen Kunstblattes“ findet sich eine Entgegnung auf meine in
dem 10. Bande der ,, Annales archéologiques“ von Didron
$. 180—184 enthaltene Kritik Ihrer Zeitschrift. Da jene Ent-
gegnung mindestens eben so sehr den Charakter eines Angrif-
fes, als den einer blossen Abwehr an sich tragt, so darf ich
wohl von Ihrer Loyalitét erwarten, dass Sie einigen Worten
der Vertheidigung die Aufnahme in Ihrem Blatte nicht versagen
werden. Ich wiirde darauf verzichtet und Ihren Lesern schlecht-
hin das Urtheil anheimgegeben haben, wenn Sie meine Kritik
ihrem ganzen Inhalte nach mitgetheilt hatten, und auch jetzt
noch verzichte ich unter dieser Bedingung gerne auf das Wort.
Nur in der Voraussetzung, dass Sie dieselbe zu erfiillen nicht
geneigt sind, lasse ich nachstehende berichtigende und bezie-
hungsweise erganzende Bemerkungen folgen. )

Theilweise beruhen Ihre Angriffe gegen mich auf rein sprach-
lichem Missverstindniss. So geben Sie mir z. B. schuld, ich
wolle die Phantasie aus dem Kunstgebiete verbannt wissen,
weil Sie das von mir in der durchaus tblichen Bedeutung von
, Grille, Laune“ gebrauchte Wort ,,fanéaisie* mit » imagination”
verwechseln.?) Nichts konnte mir ferner liegen, als der heu-
tigen Kunstibung, oder auch dem , Kunstblatt* ein ungebihr-
liches Ueberwiegen der Einbildungskraft zum Vorwurf zu machen!

Die mir zur Last gelegten Beschwerden concentiren sich im
Uebrigen unverkennbar in folgendem einleitendem Satze: ,Aber
,wenn Einer den unverzeihlichen*) Leichtsinn begeht, ein Un-
,ternehmen mit Stumpf und Stiel zu verurtheilen, ohne sich
,einmal die Mihe gegeben zu haben, auch nur einen hal-
»ben Blick auf sein Programm zu thun, so ist es al-
nlerdings sehr schwer, daraus irgend etwas mehr zu lernen,
»als dass es Leute giebt, die dessen fahig sind.“ — Ueber die,
gewiss nichts weniger als urbane Form dieses Ausfalles ver-
liere ich kein Wort: Jeder hat so seine eigene Art, sich aus-
zudriicken.*) Zur Sache aber erwiedere, dass ich in der, nie
und nirgends yon mir bezweifelten, Uebereinstimmung
	 

1) Der grésseren Kiirze wegen wahlen wir die Mittheilung des obigen
Briefes.

2) Mit Ihrer Erlaubniss: diese Verwechselung konnle und kann nicht
stattfinden. Aus Griinden, die nicht in mir, sondern ia der Sprache liegen.
Sie kénnen héchstens sagen, ich hatte die erste Bedeutung des Wortes ge-
nommen und nicht die zweite oder dritte, Und jenes musste ich, wollte
ich Sie nicht im Widersproch finden mit den kurz yoraufgehenden Worten.
Sie werfen uns namlich yor, dass wir nicht dem Beispiele Direr’s folgen.
Es heisst: Tandis que D. était un homme pratique avant tout, un véritable
prodige de productibilité ete.: c est, au contraire, Vesprit de critique et
d’analyse, qui préside & chaque article; c est la décomposition orga-
nisée avec beaucoup d’habtieté. Ala place du portrait de D., on au-
rait di mettre la devise: v. 1 f.1 Also Jemand, der mit vielem Geschick
eine organisirte Zergliederung handhabt, der hat ,,Grillen, Launen??“ —
Da lag es doch ungieich néher, zu glauben, Sie hatten mit der propo-
nirten Devise dex Standpunkt dieser Zergliederer, dieser Berliner Philo-
sophen, die alle Auctoritét und allen Glauben uber Bord geworfen haben“,
(wie Sie sich auszudricken belieben) bezeichnen wollen, weil sie die letzten
Grande wahrer Kunstschépfong in der Phantasie und nicht im Glauben
	finden.
3) Ich habe gesagt: ,,unvergleichlichen literarischen , wie Jeder
	nachlesen kann.
4) Allerdings. z. B. der rheinische Berichterstatter der annales archéo-
	loquques.
	Heri, im Febr. Wie wir vernehmen, sagt die , Const.
Corr.*, wird eine von vielen Seiten gewtinschte Modifikation
des Gesetzes vom 11. Juni 1837 zum Schutze des Eigen-
thums an wissenschaftlichen und Kunstwerken geger-
wirtig vorbereitet. Es sind zu diesem Behufe von Seiten des
Ministeriums fiir die geistlichen Angelegenheiten Gutachten der