arch.** verweisen und bitle nur, wo méglich, auch noch einen
damit in Verbindung stehenden friheren: ,,fart et Parchéolo-
gie sur les bords du Rhin* (Bd. 1X. §. 335— 351) zu verglei-
chen, da der letztere namentlich darthut, dass ich keineswegs
zum ,lkonoklasten werde gegen die Werke der Gegenwart“,
wie Ihre ,Vorrede* mich beztichtigt, vielmehr gern und freudig
anerkenne, was bei uns und anderwirls wahrhaft Grosses und
Schénes zu Stande kommt. Dem ,Kunstblatte* dahingegen
glaube ich mit mehr Grund vorgeworfen zu haben, dass es
Alles, was auf dem Gebiete der monumentalen Kunst sich be-
giebt, so gut wie ginzlich ignorirt.

Vorstehendes wird hoffentlich wenigstens dazu gentigen,
um die Leser des Kunstblattes mit dem Wesentlichen unserer
Differenzen bekannt zu machen und manches Missverslandniss
zu beseitigen, was Ihre Darstellung, Herr Redakteur, gewiss
unabsichtlich, hervorrufen musste. Jedenfalls wird es zeigen,
dass ich weit davon entlernt bin, Ilnen, wie Sie sich aus-
driicken, zuzumuthen, ,den Geist enlschwundener Eniwicke-
»ungsmomente anzubelen und ihre gesunden Krafte selbstent-
»mannend an seine Wiedergeburt zu versehwenden oder ihn
,ohnmachtig zurtickzuwinseln*, — Hochachtnngsvoll zeichnet
	A. Ketichensperger.
	des ,Kunstblattes“ mit seinem Programme nichts weniger als
einen Entschuldigungsgrund fir die Verirrungen und Schief-
heiten erkennen kann, welche ich letzterem von meinem Stand-
punkte aus zum Vorwurf gemacht habe. Im Gegentheil scheint
mir diese Uebereinstimmung in so fern sogar einen erschwe-
renden Umstand zu bilden, als sie jede Hoffnung einer Um-
kehr abschneidet. Hiernach wiirde nur noch die Frage zu
beantworten bleiben, ob mein Tadel im Einzelnen begriindet
ist, eine Frage, bei deren Beurtheilung freilich der Stand-
punkt des Urtheilenden von tiberwiegender Bedeutung ist.  )
Von dem meinigen aus habe ich nun das Kunstblalt widerchrist-
licher — nicht blos anlikatholischer Tendenzen gezichen, da
ich es z B. mit der chrisUlichen Lehre nicht in Einklang zu
bringen vermag, dass eine Seele millelst Selbstmordes ins
»ewige Leben® (s. No. 1. des Kunstblattes 1850) eingehen soll. ?)
» Vous le voyes, est trés- classique; mais Tart chrétien ne
peut pas marcher facilement avec de tels principes“, so lauten
meine Worte und glaube ich daran dic Frage kniipfen zu dir-
fen, ob man hierin die Zumuthung entdecken kann, , dass man
alles asthetische Verhalten aufgehen lassen solle in dem reli~
gidsen“, wie Sie, Herr Redakteur, sich auszudriicken belie—
ben?*) — Ich habe weiter das gang und gabe Kunstvereins-,
Kunstausstellungs- und Bilderverloosungs~Wesen, dem das
Kunstblatt (allerdings zufolge scines Programms!) sich vorzugs-
weise widmet, als zum Ruin der achten, héheren Kunst hin-
fiihrend bezcichnet, indem dadurch nur die Millelmassigkeiten
und die, ohnehin schon tiberwuchernde Staffeleimalerci gehegt
und gepflegt wiirden; ich habe von einem ,deutschen Kunst-
blatle* verlangt, dass es vor Allem fiir die grossen deutschen
Monumente eintrete, dass es den Zerstdrungs- wie den Reslau-
rations—Vandalismus unausgeselzt bekdmpfe; dass es der deut-
schen Kunst vor der griechischen und rdmischen und der auf
beide gepfropften modern-akademischen, dass es der christ~
lichen Kunst vor der heidnischen oder gar athcistischen diene;
dass es mit allen Kraften das Wicderankniipfen an unsere alte,
glorreiche, dem Afterclassicismus erlegene Kunst erstrebe und
zwar, dass es praktisch geschehe durch Bauen, Meisseln,
Schnilzen, Glas~ und Wandmalerei, nicht blos theoretisch durch
,sammeln, Aufbewahren, Zeichnen, Erklaren“, wie Sie die-
ses zuzugeben sich bereit erklaren — ich habe, mit Einem
Worte, verlangt, dass man endlich auch in unserem Deutsch-
land den Weg betrete, auf welchem England und Frankreich
uns lingst schon vorangegangen sind, und den Oesterreich zu
betreten im Begriffe steht. Wegen der naheren Ausfihrung
muss ich wokl, um nicht als unbescheiden in meinen Ansprii-
chen auf den Raum Ihres Blattes zu erscheinen, die Leser auf
den Inhalt meines in Rede stehenden Artikels in den ., Annales
	1) Ein billiger Beurtheiler hat sich auf einen objectiven Standpunkt zu
stellen und nicht von einem ecinseitigen aus zu reden. Ein durch seinen
Standpunkt nicht verblendeter Beurtheiler wird nicht in den sonderbaren
Irrthum verfallen, anstath aus dem Programm und den Astheti-
schen Leitartikeln eines Journals, worin es seine Richiung und seine
Grundsdtze deutlich darlegt, dieselben aus gelegentlichen Besprechungen,
welche nicht vom Blatte, sondern von dein dabeigeschriebenen Autor
vertreten werden, herauszukonstruiren (vgl. 2. B. die folgende Anmerkung).
Wollten Sie aber von den Standpunkten reden, so hatten Sie es nur
mit unserm Programm zu thun. In seine, dann yon Ihnen allerdings er-
klarliche Verurtheilung das ganze Blatt mithineinzuziehen und zwar nachdem
der Anfang des Anfangs davon erschienen war, das hab’ ich wleidenschalt-
lichen Ungestiim“ genannt.

2) Noch kann ich es mit der christlichen Liebe in Einklang finden,
wenn Jemand mit Bewusstsein einen Sachverhalt entstellt, um Einem cine
Stinde aufzubiirden, mit der man Nichts zu schaffen hat.

3) Ich habe durch diesen Ausspruch und das damit an Ort und Stelle
Zusammenhangende allgemein Ihren Standpunkt und den Jhrer Partei be-
zeichnet, und muss dabei verharren. (Noten des Herausgebers.)
		* Wien, 20. Jan. Reorganisalion der Kunstakade-
mie. Am 15. d. M. ist die Akademie der bildenden Kiinste wie-
der erdffnet worden, in vielfach veranderter, verjiingler Gestalt.
Ich habe Ihnen vor lingerer Zeit versprochen, iber die hier
vorgenommenen Reformen Bericht zu erstalten, und bin jetzt
daran, wenn auch etwas spat, mein gegebenes Wort zu halten.
Vor Allem erwarten Sie von mir keine Kritik der Reformen,
sondern nur einen Bericht; 2u ersterer scheint der Zeitpunkt
um so weniger gekommen, als dasjenige, was geschehen, fiir
sich keineswegs den Anspruch eines Vollendeten macht, und
man eben noch im Begriffe ist, nicht nur den Bau zu verbessern,
sondern ihm erst die Spitze, den Abschluss zu geben, den er
noch erwartet. Dies kann freilich nicht von Seite der Akade-
mie allecin geschehen; allein man hofft, dass man den Inleressen
der Kunst jetzt um so mehr Rechnung tragen wird, als die
Monarchieen des 19. Jahrhunderts schon durch den Instinkt der
Selbsterhaltung gedriingt werden, auf eine die Interessen des
Thrones mit denen des Volkes vereinigende Reprasentation nach
Aussen mehr zu sehen, als es vor Kurzem noch der Fall war.
Bei uns insbesondere hat man diese nothwendige Sliitze der
Monarchie von dem missverstandenen Standpunkte eines mo-
dernen Patriarchenstaales aus, mit Hiilfe der Bureaus und Buch-
haltungen ganz und gar morsch werden lassen, und namentlich
	  ist die bildende Kunst in einer Weise vernachlassigt worden,
	die schon langst in gebildeten Kreisen zu den grossten Beden-
ken Anlass gegeben hat. Unser Minister des Handels und der
Bauten, Freiherr v. Bruck, hat diesen Uebelstand, insbeson-
dere in Beziehung auf die untergeordnete Stellung, die Wien
als Residenzstadt des Monarchen anderen deulschen Residenzen
gegeniiber cinnimmt, bei der Gelegenhcit scharf herausgehoben,
als er eine Denkschrift tiber Vergrésserungen der Stadt und da-
mit vorzunehmende Neubauten veréffentlichle. Dem Ministerium
des Unterrichts aber gebtihrt jedenfalls der Ruhm, dass es durch
die Reform der Akademie mit Entschiedenheit und Raschheit
eine jener Vorbedingungen erfillt hat, ohne welche ein griés-
seres Kunstleben hier Wurzel zu fassen kaum im Stande ware.

In diesem Schreiben will ich mich blos auf die Einrichlung
der Elementar-Zeichnen- und Modellirschuic beschrinken, dic
mit der Akademie in Verbindung gebracht und dieser unterge-
stellt ist. Welche Bedeutung man hier der Elementarschule
beilegt, mégen Sie schon aus dem Umstande entnehmen, dass