р о Organ der deutSchen Kunstvereine. Zeitung fir bildende Kunst und Bankunst. Unter Mitwirkung von 5из]ег т Веги — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Miinchen — Eiitelberger v. Edelberg in Wien Ae 2S. redigirt von Dr. EF. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 12. Juli. Pariser Kunstausstellung von 1850—dl. (Fortsetzung. ) bildet hat. Solche Studien sind nun und nimmermehr dazu ge- macht, dem Publikum vorgestelll zu werden. Grosses Aufsehen erregte vor vier Jahren Hégésippe Vet- ter’s: ,,Moliére findet bei einem Barbier in Pézénas das Ur- bild seines Bourgeois gentilhomme“, ein Bildchen voll Geist, scharfer Beobachtung und Laune. Seitdem hat sich V. meist auf das Portrait in kleinem Maassstabe verlegt, und auch die- ses Jahr vier Bildchen der Art ausgestellt. Eines davon, ein M4annerbildniss, zeichnet sich aus durch die Weichheit der Be~ handlung: das Seidige des Pinsels erinnert an Terburg, in des- sen Sinn auch der schwarze Rock und das Halstuch von der- selben Farbe, so wie der rethe Lehnstuhl gegeben ist. ,,Stu- die bei Lampenschein“ ist das Portrait cines sehr ernst, fast finster dreinsehenden Mannes, den Kopf, in dessen breiter Stirne Gedanken wohnen, auf die nervigte Hand gestiitzt. Wenn ich nicht irre, so hat sich hier der Kiinstler selber abgebildet. Ausser diesen und cinem Stillleben mit Trauben hat V. einen » Rabelais“ ausyesteilt. Der lustige Pfarrherr von Meudon sitzt behaglich unter einer Weinlaube an der sonnenbeschienenen Mauer seines Hauses. Zu tadeln ist an diesem Bildchen nur der gelbrothe Ton des Fleisches, den der Kinstler von seiner Studie bei Lampenbeleuchtung heriibergenommen zu haben scheint. Hier mégen noch zwei schwer unterzubringende Bilder Platz finden, die dem Portrait- und dem Genrefach zugleich angehéren: Fontaine’s ,,Oberster Gerichtshof zu Versailles, 1849“, cine geistreiche skizzenhafte Miniatur, von trefflicher Wirkung; und Vinit’s ,,innerer Hof des Gebdudes der Kunst- спе“ mit saémmtlichen Professoren und Mitgliedern der Ma- ler- Akademie. Um diese Aufzahlung nicht in’s Unendliche zu verlingern, fassen wir nun mehrere Kinstler, die allerdings eine in’s Ein- zelne gehende Besprechung so gut wie gar viele Andere ver- dienten, in Gruppen zusammen; die Pyrenden und Spanien .be- handelIn: der beriihmte Camille Roqueplan und die beiden Briider Adolphe und Armand Leleux, durch treffliche Dar- stellungen aus der Bretagne bekannt, dann Hédouin, Deho- dency, Giraud, Gide und Boulanger. Die algierische Colonie haben ausgebentet: E. Fromentin, Theodore Frére, Charles de Conbertin und Gengembre; Froment aber ist gar bei den Pawnies-Indianern und anderen Rothhaulen gewe- sen. — Erwahnenswerth sind endlich noch unter den Genre- malern: Gosse, Wattier, Hillemacher, Pluyette, A. Gi- roux, Arago, Lemud, bekannt durch ausgezeichnete Litho- 98 Octave Penguilly. — F. Bonvin. — H. Vetter. — Fontaine. — Vimt. — б. Roqueplan. — Die beiden Leleux u. A. — Thiermalerei: Rosa Bonheur. — С. Тгоуоп. — J. Palizzi. — @. Jadin. — © F. Kiorboe. — J. Stevens. — Ch. Béranger. — Ph, Rousseau. Hine ganz unabhingige Stellung nimmt unter den Genre- malern Octave Penguilly cin, der, dem Wehrstande ange- hérig, aus innerm Beruf sich zur Malerei gewendet hat. Am liebsten entnimmt er seine Darstellungen der Kriegsgeschichte des Miltelalters und fihrt uns plindernde Séldlinge und tran- kene Landsknechte, flandrische Reiter auf einem Streifzuge u. dgl. yor. Nicht minder zicht ihn das Phantastische an, wie sein graues und diisteres: ,,Beim Mondschein“, sein ,,Hexensabbat“ und scine héchst originelle Vision: ,,die Tanzerin und das Irr- licht“*, beweisen. Die Bildchen der ersten Art erinnern an die bekannten Stiche des H. Sebald Beham, die der letzteren an Callot. Unter seinen eilf Bildchen findet sich ausserdem noch cine Volksversammlung in der Bretagne“, eine ,,Erinnerung an das Elsass“ (Mondlandschaft) und die héchst drollige Ge- stalt eines ,,alten Troubadour“. Leider ist dieser Kistler, dessen Farbung sich sonst durch Kraft und Wahrheit auszeich- nele, in einen unangenehmen graugriinen Farbenton von stum- pfer Wirkung und in eine trockene Behandlung verfallen. Ungetheiltes Lob erntete dieses Jahr mit seiner ,,Schule von Waisenmadchen“ Fr. Bonvin, ein junger Kinstler, der vor wenigen Jahren erst eine schr untergcordnete gesellschaft- liche Stellung mit dem Pinsel vertauscht hat. Nicht zum er- stenmale stellt B. derlei Gegenstande dar; dies kénnte, wer es nicht wiisste, schon aus der unibertreff lichen Wahrheit schlies- sen, mit welcher er das Behaben junger Madchen beim Auf- sagen einer Lektion, der strengen Lehrerin gegeniiber, beob- achtet und wiedergegeben hat. Die Einfachheit des Gegenslan- des, die durch die gleichférmig braune Tracht der Waisen- madchen noch erhdht wird, ist dem Kunstler bei seiner wahren Empfindung und scinem feinen Sinn fiir Harmonie, so wie fir das zarle Spiel des Lichtes weit mehr férderlich als hinderlich gewesen. — Doch auch mit der Einfachheit kann man Miss- brauch treiben, wie Bonvin durch zwei Breitchen bewiesen, darauf er: einen alten Leuchter, und: eine Kaffeekanne abge- Il Jahrgang,