Mewiiches
	aeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Ruortvolart.
	Organ
der deutSchen Kunstvereine.
	Unter Mitwirkung yon
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Dusseldorf — Schnaase
in Berlin — Schulz in Dresden — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
	redigirt von Dr. EF. Begers in Berlin.
	Ne 29, Sonnabend,
	Denkschrift tiber cine Gesammt-Organisation der Aunst-
Angelegenheiten.
	Im Auftrage des Preuss. Kultusministeriums zusammengestellt
von Fr. Eggers.
	Ist in neuerer und neuester Zeit irgendwo nach Reform gerufen
worden, so ist es in Hinblick auf die Kunstakademieen geschehen, und
herrschen irgendwo verschiedene Ansichten, so ist es hier der Fall,
wo Einige das ganze Institut der Akademieen mit Stumpf und Stiel
ausrotten, Andere auf das bestehende Gebaude der Hinrichtungen gern
noch ein Stockwerk aufsetzen, Alle aber vor allen Dingen andern, re-
organisiren méchten. Was hierin in Oesterreich und besonders an der
Wiener Akademie geschehen, ist unsern Lesern, theils durch unsern
dortigen Herrn Correspondenten, theils durch ein Aktenstiick der Wie-
ner Akademie in No. 47 des Direr-Jahrgangs mitgetheilt worden.
Welche Wansche in Betreff der Gesammtverwaltung, namentlich was
die Conservation der Denkmaler angeht, dort noch tbrig sind, ist
gleichfalls in einigen Aufsétzen im diesjahrigen Jahrgange ausgesprochen  
worden. Umfassender, als es in dem Nachbarstaate geschehen, fasste
man in Preussen die Idee einer Gesammtreorganisation der Kunstan-
gelegenheiten auf. Eine weiter greifende Neugestaltung der Akademie
der Kinste zu Berlin, als des Central—Instituts far die linstler.schen
Angelegenheiten des preussischen Staates, sollte einen Hauptbestand-
theil der neu zu treffenden Bestimmungen bilden. Was darin vorbe-
reitet worden, davon gaben wir in No. 29 und 33 des Direr-Jahr-
gangs unsern Lesern Nachricht. Es wurde dort auf eine Denkschrift
hingewiesen, welche den geordneten Inhalt des siammtlichen, auf eine
Aufforderung des Ministeriums von allen Seiten eingegangenen Mate-
rials zu neuen Organisationen, tibersichtlich zusammenfasste und die far
den Druck bestimmt wurde. Dieses reichhaltige und sehr schatzhbare
Material, welches also eine auszigliche Zusammenstellung dessen enthalt,
was sich in Druckschriften der damaligen Zeit und in Journalen zerstreut
findet und welches durch die bis Ende 1849 schriftlich eingelaufenen
Vorschlage und mandlichen Mittheilungen und Andeutungen Erfabrener
und Sachverstandiger wesentlich bereichert ist, kann gewiss als eine
Fundgrube far kunstorganisatorische Bestrebungen im Gesammtvaterlande
betrachtet werden. Wir freuen uns daher, so eben von dem gegen-
wartigen Herrn Cultusminister des preussischen Staats ermachtigt wor-
den zu sein, diese Denkschrift im Deutschen Kunstblatte mittheilen zu
dirfen und beginnen den Abdruck unverziglich in der heutigen Num-
mer. Wir brauchen wohl nicht daran zu erinnern, dass es nicht un-
sere Absicht sein kunn, aus dem zusammenhangenden Ganzen, welches
das Bild einer Gesammtverwaltung gewahren wird, nur das herauszu-
reissen, was bei Gelegenheit der bildenden Kinste und der Baukunst

 
	gesagt worden ist. Der Zusammenhang aller Kinste ist, abgesehen
IL Jahrgang.
	den 19. Juli.
	von der Wechselwirkung derselben auf einander, ein so lebendiger
und inniger, dass, wo es sich um Allgemeines, wo es sich um Prin-
	cipien handell, der einen Regel der anderen Richtschnur heissen kann;
	Zur Hinleitung.
	sie haben darin Alle einen Codex.
	Der Verfasser einer Arbeit, die in Nichts weiter besteht,
als die Arbeiten Anderer tibersichtlich an einander zu reihen,
hat iber seine Person nur zu bemerken, dass es sein Bemtihen,
so wie seine Aufgabe war, dieselbe nicht anders denn als ord-
nendes Princip zur Geltung zu bringen und sich durchaus ob-
jectiv zu dem zu verarbeitenden Material zu verhalten. Begiin-
stigt, wie er es ist, durch eine von dem hochgeehrten Auftrag-
geber vollig unabhangige Stellung kann nur die Frage sein, ob
es ihm tiberall gelungen ist, den Kern der Vorschlage hervor-
zuheben und in der Quantitét des Mitzutheilenden, den Zweck
im Auge behaltend, tberall das rechte Maass beobachtet zu
haben. Wenigstens war es sein ernstes Bestreben, und so
wiinscht er aufrichtig, dass diese, allen Kunstangehdérigen und
-freunden gebotene Zusammenstellung des Materials recht bald
zur wahren Verwerthung des Letztern, d. h. — so weit es thun-
lich — zur praktischen Ausfiihrung kommen mége.
	Es erscheint zweckmassig, ja nothwendig, zuerst die ge-
genwartig in Preussen bestehenden Staatsanstalten und Einrich-
tungen fiir Kunst im Ueberblick vorzufihren.
	Vom Ministerium der geistlichen etc. Angelegenheiten res-
sortiren:

Die Akademie der Kiinste zu Berlin. Sie besteht
aus zwei Sectionen, fir die bildenden Kiinste (mit Einschluss
der Architektur) und fiir die Musik. ihre Wirksamkeit ist,
in beiden Sectionen, eine dreifach verschiedenartige, indem
1. durch einen akademischen ,Senat* die hdheren Kunst-In-
teressen vertreten werden sollen; 2. ein Corpus von ,,Mitglie-
dern der Akademie“ die Gemeinsamkeit des kiinstlerischen Stre-
bens lebendig erhalten soll; und 3. Schulen zur Ausbildung der
jungen Kinstler vorhanden sind. In diesen Schulen wird der
bildenden Kunst (im engeren Sinne) durch eine grossere An-
zahl von Klassen die bedeutendere Pilege zu Theil, wahrend in
der Architektur nur Einzelnes in Betreff der kiinstlerischen
Ausbildung fiir dieses Fach, in der Musik nur die Composition
gelehrt wird. Ausserdem veranstaltet die Akademie jahrlich

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