sich berufen fahlte, einlud, an dieser Beschathgung neil zu
nehmen.

»Die Begriindung einer neuen Organisation far die Verwaltung
und den Betrieb der Kunst-Angelegenheiten, und zwar mit Berick-
sichtigung sémmtlicher Gebiete der Kunst, ist von dem Ministerium der
geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten hereits seit
einigen Jahren als nothwendig erkannt und das zunachst Erforderliche
zur Vorbereitung derselben eingeleitet worden. Das Ministerium hat
sich Gber die vorhandenen Bedirfnisse und deren zweckmassigste L6-
sung, auch mit Bericksichtigung der betreffenden Verhaltnisse des Aus-
landes und der dabei gemachten Erfahrungen, nach Méglichkeit zu
vergewissern gesucht. Es handelt sich hierbei vornehmlich um die
zweckmassigste Einrichtung der Schulen fir die verschiedenen Zweige
der Kunst (der bildenden Kinste sowohl und des mit ihnen in Ver-
bindung stehenden Kunsthandwerks, als der musikalischen und drama-
tischen Kunst); um die Art und Weise der Férderung des vorziiglichst
ausgezeichneten Talentes; um die Ausfihrung kiinstlerischer Arbeiten
im allgemeinen volksthimlichen Interesse und die verschiedene Weise,
in welcher dieselbe je nach den verschiedenen Kunstfachern am An-
gemessensten zu ermitteln ist; um die Sammlung und Erhaitung oder
Vergegenwartigung der Werke und Denkmiler allerer Kunst; und um
die Organisirung derjenigen technischen Commissionen, welche die
ausfihrende Kunst und die Werke derselben im Bereiche des Staats,
namentlich der verwaltenden Behérde gegeniber, zu vertreten haben.
Gegenwirtig liegt diese Sache der hiesigen artistischen Behérde, so
weit sie die bisherige Aufgabe der letzleren berihrt, vor, und wer-
den deren Vorschlage demnachst erwartet. Unzwischen jedoch sind
dem Ministerium hereits von Seiten verschiedener Kinstlervereine Mit—
theilungen in ahnlichem Sinne, zum Theil mit schatzbaren Bemerkungen,
zugegangen. Es kann dem Ministerium iiberhaupt nur erwinscht sein,
wenn diese Angelegenheiten zugleich méglichst vielseilig beleuchtet
und demselben, sei es durch berufene Einzelne, sei es durch die Or-
gane grdsserer, bereits bestehender oder zu diesem Zwecke baldigst
zu bildender Vereine von Kinstlern und Kunstfreunden, anderweite
Vorschlage iber die zu grindende neue Organisation gemacht werden.
Indem ich daher alle dabei Betheiligte hierdurch ersuche, in der an-
gedeuteten Weise ihre Ansichten und Vorschlige mir zugehen zu las-
sen, bemerke ich ausdriicklich, dass es tiberall nicht auf die bildende
Kunst allein, sondern eben so auch auf Musik und Poesie in ihrer
praktischen Bethéligung ankommt. Im Interesse der Sache, die nun-
mehr den moglichst baldigen Abschiuss dieser Vorarbeiten néthig macht,
kann ich nur den Wunsch hinzufigen, dass Diejenigen, welche der-
artige Mittheilungen zu machen geneigt sind, mit deren Einsendung
nicht sdumen mdgen, “

Es hat nicht an einem vielfachen Eingehen in diese Auf-
forderung gefehlt. Auf diese Ansprache, die an Jeden gerichtet
war, der sich der Kunst verwandt fiihlte, antwortelten nicht
blos vielgenannte und geriihmte Autoritilen jedes Kunstzweigs,
deren Stimmen zu vernehmen immer lehrreich ist, und von
denen Einige noch speciell aufgefordert waren, damit nicht im
Drange ihrer sonstigen Beschaftigung sie von der Abgabe ihres
Votums in so wichliger Angelegenhcit abgehalten wiirden; es
antwortcten auch chrenwerthe Stimmen aus der Sphire der
Werkfertigkcit, wo sich die Kunst mit dem Handwerk verei-
nigt; es antworteten Slimmen aus den Provinzen und den klei-
neren Stadten; es antworteten durch selbsigewahlie Organe frei-
willig und einmiithig zusammengetretener Vereine dic Genos-
	зеп5спаЦеп @ег ргакизспеп КйизИег, е5 ап\\уотеп рго@пси-
rende und reproducirende, schaffende und austibende Kistler,
	Kunstgelehrie und Kunsttheoretiker. Ausserdem richtete man
ein aulinerksames Auge auf Alles, was tber dic betreffende
Angelegenheit im Druck erschien. So liegt ein nicht unbedeu-
tendes Material zu reiflicher Erwagung und ernstlicher Priifung
vor. Die verschiedenartigsten Standpunkte stellen sich dar, die
verschicdensten Gesichtskreise sind ausgebreitet; Angedeutetes,
planios Hingeworfenes will geregelt und ausgefihrt sein, Wi-
dersprechendes soll in Einklang gebracht und Alles das soll
	unter den jungen Malern, Bildhauern und Architekten, in wech-
selnder Folge, Concurrenzen, die dem Sieger jedesmal ein drei-
jahriges Reisestipendium gewahren. Auch finden die grossen
Kunstausstellungen zu Berlin, die sich in der Regel alle zwei
Jahre wiederholen, auf Veranstaltung der Akademie und in ih-
rem Lokale statt.

Mit der ebengenannten Akademie verbunden ist eine all-
gemeine Zeichnenschule und eine Kunst~ und Ge-
werkschule, die letztere zur ktinstlerischen Ausbildung der
Handwerker. — Fiinf Kunst- und Gewerkschulen in den Pro-
vinzen, zu Kénigsberg, Danzig, Breslau, Magdeburg,
Erfurt haben dieselbe Bestimmung, wie die von Berlin, und
stehen, was ihre ktinstlerischen Leistungen anbetrifft, unter Ober-
aufsicht der Berliner Akademie, welche dic von ihnen jahrlich
eingesandten Probearbeiten, mit denen der Berliner Kunst~ und
Gewerkschule, priift und pramiirt.

Die Kunst-Akademie zu Diisseldorf. Ausschliess-
lich eine Bildungsschule, und zwar vorzugsweise fir Maler und
Kupferstecher, nebst Unterricht in der Architektur und einer
	Klasse fur Handwerker.
Die Kunst-Akademie zu Kénigsberg. Ebenfalls
	ausschliesslich eine Bildungsschule, fur Maler.

Das Institut der Museen zu Berlin, mit Sammlungen fir
die bildenden Kiinste aller Zeiten und Lander.

Die Einrichtungen zur Erhaltung der im Staate befindlichen
nationalen Denkmiler, vertreten dnrch den Conservator der
	Kunstdenkmaler.
Die Bibliotheken fiir die bildende Kunst, bei der АКа-
	demie der Kiinste zu Berlin und bei den dortigen Museen, —
und fiir Musik, als besondere Abtheilunge der grossen kénigl.
	Bibliothek zu Berlin.
Das Institut fiir Kirchen-Musik gu Berlin, zur
	Ausbildung von Organisten und Cantoren, wie auch von Ge-
sang- und Musiklehrern fiir Gymnasien und Schuilehrer-Se-
minarien.

Der Dom-Chor zu Berlin, zunachst fiir die musikali-
schen Bediirfnisse der Hof- und Domkirche, sodann im Allge-
meinen fir die Verbesserung der Kirchen-Musik bestimmt.

Die Institute fir Kirchen-Musik etc. Bei den Uni-
yersitaten zu Breslau und Kénigsberg, zur Foérderung der
musikalischen Ausbildung, besonders in Betreff der kirchlich
praktischen Bediirfnisse.

Das Musik-Institut zu Coblenz, zur Ausfihrung klas-
sischer Meisterwerke. —

Andern Ressorts, als dem der geistlichen etc. Angelegen-
heiten, gehdéren ап:

Die Bau-Akademie zu Berlin, fir die gesammic Aus-
bildung der Architekten, die kiinsWlerische mit einbegriffen.

Die Gartner-Lehranstalt, zu Schéneberg und Pots-
dam, die ebenfalls zur kiinstlerischen Ausbildung fiir die Be-
dirfnisse dieses Faches hinfiihrt.

Das Institut der kéniglichen Theater zu Berlin (dies
jedoch tiberhaupt nicht unter der Staats-, sondern unter der
Hofverwaltung stehend) zur Auffiihrung von recitirenden Dra-
men, Opern und Balletten, und zu diesem Behuf, ausser dem
Personale der darstellenden Kistler, mit der kéniglichen Ka-
pelle verbunden und mit Einrichtungen zur Ausbildung und
Uebung junger Kiinstler in der Deklamation, im Gesang, In-
strumentenspiel und Tanz versehen.

Dies sind die jetzt bestehenden Anstalten fiir dic Kunst.
Ihre dermalige Einrichtung und Verbesserungsfihigkeit beschaf-
tigte schon die reorganisirende Aufmerksamkeit der obersten
Behirde, als sie am 14. Juli 1848 durch folgenden 6ffentlichen
Aufruf an die Kinstler und Kunstverwandten, manniglich, der