Ausstellungen wohl Ursache, zufrieden zu sein. Eine eigene Schule giebt es zwar bei uns nicht, aber darum fehlt auch die Schattenseite der Malerschulen, das Manierirte. — Es sei uns vergonnt, in Nachfolgendem der bedeutendsten Werke nordi- scher Kunst, welche die diesjihrige Ausstellung uns bringt, und zwar zunichst aus dem Gebiete der Bildhauerei in Kiirze 2u gedenken. Hier tritt uns vor Allem ,der danische Landsoldat nach dem Siege“ von Bissen, ein durch Conceplion und Aus- fihrung vortreffliches Werk, entgegen. Bald nach der Schlacht bei Fridericia bildete sich namlich ein Comité zur Errichtung eines Denkmals an diesen Sieg, und nicht lange nachher be- stimmte eine zahlreiche Versammlung der Subscribenten, dass dazu ,,der danische Landsoldat* nach der von Bissen vorge- legten Skizze gewahlt werden sollte. Er hat ihn nun in Le- bensgrésse als Vorarbeit zu dem Monument, welches doppelt so gross sein soll, ausgefithrt. Es ist der triumphirende Sieger, den wir dargestellt erblicken. In einem Waffenrock gekleidet, der sich leicht und natiirlich an die Formen des Korpers ап- schliesst, einen leichten Feldhut auf dem Kopfe, setzt er den einen Fuss auf seine eroberte Beute, einen Mérser; die Bichse, die er nicht mehr braucht, in der linken Hand; dagegen in der erhobenen rechten einen Buchenzweig, die danische Palme, wo- mit sich auch an jenem denkwirdigen Tage die heimkehrenden Soldaten schmiickten. Ausserdem hat Bissen zwei vorireffliche Marmorbiisten, ,Oersted* und ,,Grundvig“ darstellend, gelie- fert. Die liebenswiirdige Offenheit des Einen ist hier eben so schén und charakteristisch wiedergegeben, als die eigenthiim— liche Derbheit des Andern. Recht erwahnenswerth ist auch eine Marmormorstatue des verstorbenen Prof. Freund, Sie stellt ,das Hirtenmidchen Chloe“ nach Longos’ Erzihlung dar. Das unschuldige Naturkind hat ein Lamm auf seinem Schoosse und giebt ihm Milch aus einer Schaale. Noch sei erwahnt, dass die héchst interessante Aufgabe, welche in diesem Jahre dem Neu- hausen’schen Konkurs gestellt worden war, eine Statue von Holberg, den jungen Bildhauern Stein und Evens Gelegen- heit gegeben hat, Skizzen auszufiihren, welche die verdiente Anerkennung finden. Gehen wir zu den Gemalden tiber, so drangt sich uns so- gleich die erfreuliche Bemerkung auf, dass sich das erhdhte Nationalgefiihl auch in der Wahl der Gegenstande wiederspie~ gelt. Wir beginnen mit den Landschaften. Diese waren sonst fast alle von Italien, der Schweiz oder Tyrol genommen; die wenigen danischen, welche sieh vorfanden, erregten nur ge~ ringe Aufmerksamkeit. Jetzt sind die allermeisten Landschaften dinisch und man bekiimmert sich wenig um Italien und die Schweiz, Die bedeutendste Landschaft und zwar von solcher Vollkommenheit, wie wir sie nie gesehen haben, ist Skov- gaard’s ,Partie cines Gebirgswaldes auf Méen, mit der Aus- sicht auf Sommerspiret und das Meer“. Der scharfe Gegen- satz zwischen den reinen Farben des Weiss in den Kreidefel- sen, des Griin in dem Buchenwalde und des Blau im Meeres- spiegel verleiht Méen eine solche Schénheit, dass es sich ge- trost den berihmtesten Gegenden der Welt an die Seite stellen kann. Es war natiirlich, dass dieses Naturwunder die Maler locken musste, ihre Krafte daran zu versuchen; doch war es bisher keinem gelungen. Es war, als ob ihr Blick durch un- sere kleinen Binnenseen und die nebelige Luft abgestumpft wor- den ware und den Sinn fir eine freie Aussicht und fiir be~- stimmte Farben verloren hatte. Aber Skovgaard besitzt Beides, und darum ist es ihm gelungen, Mens Vorgebirge in seiner ganzen Eigenthiimlichkeit und eben so wahr als schén wieder~ zugeben. Eine andere bedeutende Landschaft ist Rump’s wed » Waldpartie von Prastevang bei Frederiksborg“. Dies Bild ge- wann die Pramie bei dem Neuhausen’schen Konkurs, wo , das doch immer die sichersten Belege fir seine Denk- und Em- pfindungsweise abgeben, vollgiiltiges Zeugniss ab. Wenn daher der Dichter bemiht ist, dieses Verhaltniss in ein reines Licht zu selzen, so freuen wir uns der schénen poetischen Licenz um so mehr, als sie jedenfalls dem Geiste des Kiinstlers zu- meist entspricht. Dies ist es jedoch nicht allein, was sich der Verf. zur Aufgabe gestellt hat, vielmehr sucht er den Einfluss eines solchen Verhaltnisses auf die kiinstlerische Thatigkeit des Meisters besonders hervorzuheben. Wenn daher derselbe in poetischer Schilderung fortfihrt, uns zu zeigen, wie die Liebe aur Fornarina es ist, die dem Kunstler bei Darstellung seines Madonnenbildes die Hand fithrt und wie dies gewissermaassen dadurch, als Verkérperung jener Raphaelischen idealen An-~ schauung der sinnlich reizenden Form, zur rihrenden Gelltung kommt, so erscheint in dem Gedichte das Bild der Fornarina iiberhaupt nur als Symbol der weiblichen Schénheit, — und, ohne auf das so oft ausgesprochene Marchen , Raphaels Ma- donnen seien Bilder seiner Geliebten* Gewicht zu legen, finden wir dennoch in dieser Sage die oben angedeutete Auffassung hindurehklingen. Alles was tiber einen Meister wie Raphael, mit Ernst und Liebe zur Sache gedacht und gesehrieben wird, ist jederzeil der Beachtung werth, und so auch scheint uns dieses Schrift- chen hier um so eher genannt werden zu mtissen, als es aus der Feder eines, auf dem Gebiete der Kunstgeschichte beson- ders hochgeschatzten Verfassers ist. Wir haben noch hinzuzufiigen, dass das Gedicht in dra- matischer Form als Monolog in finffissigen Jamben auftritt. Die Scene ist ein Gemach der Fornarina, das mit einem Madonnen- bilde von Raphael’s Hand geschmiickt ist, welches ihre Ziige trigt. Sie ist allein und so eben durch das Gebot der Priester von dem Sterbebette des Geliebten, weil sie dessen ehlich Weib nicht war, getrennt worden. Hier unterbricht sie nun die Klage des qualvollen, einsamen Harrens durch einen Rtickblick auf die Entstehung und die Seligkeit ihres Verhiltnisses zu dem ster- benden ,,Prophetenjiingling“ von den ersten Begegnungen im Garichen bei Santa Dorotea bis auf diese bange Stunde. Sie wendet sich dann betend zum Madonnenbilde, in welchem sie im ersten Augenblicke nur ihr Abbild, dann aber die von der gotigeweihten Hand ihres Raphael hineingetragene Gnaden- huld der Himmelskénigin erblickt. Kaum ist ihr Gebet geendet, so treten Giulio Romano und andere Schiler Raphael’s mit Trauer- geberden ein. Gefasst tragt sie dem Ersteren auf, in die Zelle, in der sie ihr Leben beschliessen wird, nur dies eine Bild von allen Gaben ihres Geliebten zu senden. WE. Weiss. “Zeitung. Serlin, im Juli. Der Hofmaler Ed. Hildebrandt hat so eben eine Kunstreise nach Jerusalem und Palastina angetreten, wo er viele Auftrige fiir den Konig auszufiihren hat. Vorher wird er Triest, Venedig, Rom, Neapel, Sicilien, Tunis, Cairo und Alexandrien besuchen. Auf seiner Riickkehr im nachsten Frihjahr wird er sich in Constantinopel, Athen und anderen Orten Griechenlands aufhalten. Ohne Zweifel wird er mit einer sehr reichen Ausbeute von Skizzen zuriickkehren. Kopenhagen. Die Kunstausstellung. — Hine Kopen- hagener Kunstausstellung will nicht nach fremdem, sondern nach eigenem Maassstabe gemessen werden. Geschicht aber das Letztere und nimmt man die néthige Riicksicht auf die der For- derung von Kunstleistungen so ungiinstige Lage des Landes wihrend der Kriegsjahre, so hat man in Vergleich zu fritheren