zweckmassigen Verwendung der Behérde. Ob Freischiiler sein sollen, hangt von der Gemeinde und den Stiftern ab. Kein Gymnasiast darf den Zeichnenunterricht vers&umen, ind ist die Versetzung von einer Zeichnenklasse in die andere unabhangig von der anderweitigen Verselzung. Die Oberaufsicht fihrt der Staat durch das Kultusministe- rium und zwar in Riicksicht des Sachlichen mit Hilfe der Aka- demie, in Riicksicht des Oekonomischen mit Hiilfe der Gemeinde- oder Stiftungsvorsteher. Da Hirt in der Basis, die dieser Elementarunterricht ge- wahrt, das Hinreichende fiir junge Handwerker geleistet findet, so ist er fiir die Aufhebung der ,,technologischen Zeichnungs- anstalten“, wie er die Gewerksschulen fiir Lehrlinge nennt, tritt jedoch der Meinung des Senats bei, der den Fortbestand dieser Schulen einstweilen fiir nothwendig erachtet. ЦП. Bei den Kunstschulen kommt Einrichiung und we~ sentliche Erhaltung auf Rechnung des Staats. Hirt geht von dem Grundsatze aus, dass die Natur nur diejenige missige An~ zahl von Talenten erzeuge, die der Staat braucht, und will durch Matrikel und Honorarzahlunge die Zurickfihrung auf die- ses Maass sichern helfen. Probezeichnungen sollen ferner das Vorhandensein des Talents und des Willens darlegen, ,,denn“, sagt Hirt, „50 wie der wirkiiche Kunstler die wahre Zierde des Staats ist, so ist andererseits nichts bedauernswiirdiger, wie ein missrathener Kunstmann“. — Nur fur ausgezeicnnete la- lente Freistellen und Stipendien. Gegenstand der Lehre sind: die Architektur und die bildende Kunst. Die besonderen Lehrgegenstande werden cinzeln aufgeftihrt. Bei den bildenden Kinsten lehrt die erste Klasse: die Perspective und Optik, die zweite: Osteologie und Myologie, die dritte: Nackte Natur und Antike, die vierte: Ge-. wandstudium, die fiinfle: Chemische Farbenlehre. Sechs Leh- rer witirden nach Hirt hierzu néthig sein. Mehrere Senatsmit- glieder vermissten unter den vorgeschlagenen den eigentlichen Zeichnenlehrer, den sie noch angestellt wissen wollten, den aber Hirt bei sorgfaltig benutzter Elementarschule fir dberfliis- sig hielt. Andere, — und zwar die Majoritaét, — welcher auch Hirt sodann beitrat, wollten diesen Zeichnenunterricht mit dem Zeichnen nach der Natur und der Antlike vereinigt wissen, — Die intellectuelle und asthetische Bildung wollte Hirt durch die Lehre der Aesthetik, der empirischen Psychologie, Anthropo- logie, Mythologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Archaologie yermittelt sehen, verweist aber deswegen an die Universitat. Sammlliche Ausgaben, Alles in Allem, auch die Repara- turen des Lokals mit eingerechnet, schlug Hirt auf 8168 Thir. jahrlich an. Davon eine Einnahme an Honorar von 300 Thirn., blieben 7868 Thlr. Wil. Die Akademie der Kiinstler soll fiir die Kunst sein, was die Akademie der Gelehrten fiir die Aufnahme der Wis- senschaft. Jhr Endzweck ist also nicht Unterricht und Lehre, son- dern er soll sein, theils sich sicher zu stellen, dass in jedem wesentlichen Fache der Kunst immer Manner vorhanden seien, welche die Gegenwart der Kinste forthin reprasentiren, theils durch wiirdige Produkte das Leben der Kunst in stetem Gange zu erhalten. Die Akademie lehrt nicht, sie bringt hervor; sie halt die Thatigkeit der Kunst im Staate immer rege.“ Eine grosse Aufregung kam in die Debatten, da Hirt als die zur Akademie gehorenden Kunstficher nur die Architek- tur, die Bildhauerei und die historische Malerei hin- stellte. Namentlich schloss er aus: ,,den blossen Land-, Was- ser-, Schiff-, Militér- und Maschinenbaumeister, die Kleinbild- ner als den Stein- und Stempelschneider, den blossen Verzierer in Holz, in Stein, Metall- und Weisswerk, die blossen Thier-, Landschaft-, See-, Architektur-, Dekorations-, Gefliigel -, Friichte- und Blumenmaler, die blossen Miniatur-, Schmelz-, Glas-, Pastellmaler, die blossen Zeichner und Kupferstecher, die blossen Kopfmaler“. Eigenthiimlich ist hier allerdings die unlogische Ausschliessung gewisser Maler nach den Gegen- stinden, die sie behandeln. Schon oben, bei dem Abschnitt von der Lehre, hatte Hirt, in Uebereinstimmung mit den eben angefiihrten Bestimmungen, die Ansicht ausgesprochen, dass es keine Lehre fiir Thier-, Landschafts- und Dekorationsmaler gabe. Diese wurden nach Absolvirung der Perspective, Optik und Farbenlehre an die Na- tur und ihren eigenen Fleiss verwiesen. ,,Die dffentliche Auf- sicht des Staats“ — sagt Hirt — ,,nimmt keine Notiz tiber ihre fernere Ausbildung. Ebenso verhalt es sich mit den Gefliigel-, Frucht- und Blumenmalern“. — In Bezug auf die Technik der verschiedenen Kunstfacher, so werden die Zdéglinge in die Werkstatte praktischer Meister gewiesen. Der Senat, im Uebrigen zwar beistimmend, hatte es doch in der Ordnung gefunden, dass der Staat den jungen Leuten, statt sich nicht um sie zu kiimmern, Gelegenheit zur Ausbildung ver- schaffen mtisse. Diese sollte nach der Meinung der Majoritat als Gegenleistung bei denjenigen Kinstlern gesucht werden, welche der Staat pensionirt. Hirt jedoch nud mehrere Andere fassten die Pensionsertheilung nicht als eine Handlung auf, welche Verpflich- tungen auferlege, sondern vielmehr von denselben befreie. War nun in dieser geringeren Meinungsverschiedenheit eine spaitere gréssere schon angedeutet, so trat diese jetzt in aller Macht hervor. Die Verhandlungen bieten hier die Erscheinung dar, dass nach einander, wie sie in der Reihenfolge zur Sprache kamen, diejenigen Facher sich die Aufnahme erstritten, welche unter den Anwesenden einen Vertreter zu stellen hatten, der denn auch sogleich in die Schranken trat. Ueber die genannten Zweige der Architektur und tiber die Kleinbildner war man mit Hirt einig. Dann aber wurden die verschiedenen Gattungen der Malerei einzeln durchgegangen. ,,Zuerst — heisst es in dem Pro- tokoll — wurde tiber die Thiermaler votirt.“ — Da kein Thiermaler anwesend war, so nahm Hirt das Wort, und setzte, wahrschein~ lich um zu zeigen, dass seine Ansicht nicht aus Geringschatzung dieses Gebietes entsprungen sei, auseinander, welche Talente und welche Studien dazu gehéren, und wie sich diese Kunst-. gattung zu allernachst an die Historienmalerei anschliesse ete. Dies hatte denn auch glicklich zur Folge, das man eben des- wegen gtinstig fiir die Thiermaler votirte. Fir die Landschafts-, See- und Architektur male- rei kampften Weitsch und Lidtke und erreichten eine Ma- joritat fiir ,,den historischen Landschafter, der zugleich Men~ schen und Thiere malt“, Den Dekorationsmaler setzte Bur - nat durch, wobei der Umstand relevant war, dass diese Art der Malerei so viel Einfluss auf die Kunstbildung des Publi- kums habe. Den Gefliigel-, Friichte- und Blumen-, den Miniatur -, Schmelz-, Glas- und Pastellmalern, so wie den Zeichnern scheint es an einem Vertheidiger gefehlt zu haben. Sie wurden einstimmig von der Qualifikation ausgeschlossen. Das Wort fiir die Kupferstecherei nahmen Berger und Freidhof. Beide gaben ein schriftliches Separatvotum ab und bestand Letzterer noch nach dem Schlusse simmtlicher Ver- ‘handlungen in einem Schreiben darauf, dass fiir jede der Бе1- den Arten in der Chalkographie, fiir die Linien - und schwarze Kunst-Manier ein Mitglied vorhanden sein solle. Die Kopfma- lerei wurde einstimmig ausgeschlossen. т Diese ausgeschlossenen Kunstgattungen wurden nun bei der Eintheilung der Mitglieder in einer besondern Klasse unter dem Namen von Kunstverwandten untergebracht. Nach dieser Lin- 30 *