Mewiiches Zeitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Kruvliblat. Organ der deutschen Kunstvereine. Unter Mitwirkung von Augler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — FGrster in Minchen — Hitelberger v. Edelberg in Wien Ne 4 herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 11. Juni. Зи ра: Das Museum fir Kunst und Wissenschaft in Hannover. 0. — Kunstbericht aus Minchen. O. vy. Schorn. — Der Pariser Salon von 1853. Kunstliteratur. Мапие] 4е Гат hiladelphia. — Kunstvereine. — Martino da Udine. Aus ungedruckten Beitraégen zur Kunstgeschichte von E. Harzen. (Fortseizung.) — Kunstlitera d’estampes etc. par. Mr. Ch. le Blanc. Linck. — Zeitung. Berlin. Diisseldorf. Kassel. Karlsruhe. Paris. Philadelphia. d’estampes etc. par. Mr. Ch. le Blanc. Kunstverein zu Hannover. angefangen, der offentlichen Kunstsammlung mehrere werthyolle Oelgemailde zum Geschenke zu machen. Einzelne Patrioten foleten dem Beispiele ihrer Firstin, Ankaufe auf den Kunstaus~ stellungen der letzten Jahre halfen so viel wie mdglich nach und so wurde rasch der Grund zu einer Gemaldegalerie gelegt. Eingedenk des kéniglichen Beistandes beschloss nun der Han- noversche Kinsilerverein, dem Kénige und seiner Gemahlin seine Dankbarkeit an den Tag zu legen und entschied sich, nach dem Vorgange der Miinchener Kinstlerschaft, zur Ueberreichung eines Albums, das, ausser den Mitgliedern des Kinstlervereins, auch den iibrigen im In- und Auslande lebenden Hannoverschen Kiinstlern offen stand und dazu bestimmt wurde, Werke der Malerei, Musik und Dichtkunst aufzunehmen. Hand in Hand mit der Griindung einer 6ffentlichen Ge- maldegalerie ging der Plan, ein Museum fir Kunst und Wis- senschaft in Hannover zu errichten. Auch dieser erstand im Schoosse des Kiinstlervereins und ein aus Mitgliedern desselben gewahlter Ausschuss wandte sich Anfang 1852 zunachst an den Kénig, der, wie erwihnt, dem Unternchmen durch ein Ge- schenk von 10,000 Thirn., auf 10 Jahre vertheilt, sich giinstig zeigte. Diesem Beispiele folgte das kénigliche Ministerium des Innern mit einer jahrlichen Unterstiitzung von 800 Thirn., zu- nachst auf 5 Jahre, sowie der Magistrat der Stadt Hannover mit einem Darlehn von 15,000 Thirn. zu billigen Zinsen. Nach- dem solchergestalt das Unternehmen vorlaufig gesichert war, erliess der Ausschuss, unter Angabe von Zweck und Umfang des Unternehmens, eine Aufforderung an alle im In- und Aus- lande lebenden hannoverschen Architekten zur Konkurrenz. Es wurden darauf im Ganzen 14 Projekte eingesandt, von denen nur 3 im Sinne des akademischen Zeitalters erfasst, die tibrigen im Rund~ oder Spitzbogen durchgefiihrt waren. Von den bei- den gekrénten Entwirfen der Architekten Hase und Tramm wurde der des Ersteren gewahlt und ihm die Leitung des Baues iibertragen. Da es jedoch auf der Hand lag, dass mit den bis dahin vorhandenen Summen das Unternehmen nicht in АпотШ се- nommen, geschweige denn bestritten werden konnte, so galt es jetzt, Mittel und Wege zu finden, um die zur Herstellung mt ot ht sad des Ganzen vorlaufig erforderliche Summe von 60,000 Thirn р Das Museum fir Kunst und Wissenschaft in Hannover. Das kénigliche Geburtsfest am 27. Mai dieses Jahres wurde fir die Hannoversche Kiinstlerwelt zu einer bedeutsamen Dop- pelfeier, deren Kunde wir diesen Blattern glauben anvertrauen zu miissen, damit sie auch den fernen Gauen des grossen Va- terlandes zugetragen werden: Wir meinen die feierliche Grund- steinlegung des Museums fir Kunst und Wissenschaft in Han- nover und die Uebergabe eines Albums an das hannoversche Kénigspaar von Seiten des Kimstlervereins. Indem wir uns einige Miltheilungen iiber den artistischen Inhalt des leizteren fiir dem- nachst vorbehalten, beschranken wir uns heute darauf, die Ge- schichte desselben in zwei Worten zu skizziren, da sie eine der wichligsten Phasen in dem gegenwarligen Kunstleben Han- novers ausfillt und mit der noch im Jugendalter sich befinden- den, 6ffentlichen Sammlung fiir bildende Kunst in engem Zu- sammenhange steht. ИЕ Das schwache Hauflein der Kiinstler, welches sich vor drei- zehn Jahren um das blau-weisse, mit dem vergoldeten Haupte des alten Markithurms gezierte Kinstlervereins-Banner geschaart und manniglich gestritten hatte fir Hoheit und far Recht der Kunst, bedurfte, um ferner zu leben und zu gedeihen, einer bleiben- den Statte; denn Hannover besass, als Stiefkind unter seinen fiirstlichen Schwestern, bis vor Kurzem weder Museum noch Sammlung. Die diensteifrige Blechbiichse, der unermidliche Mahner zu klingender Beisteuer, war, vom Alter geblendet, endlich zur heiligen Reliquie geworden; und doch hatte das daraus gesteuerte Scherflein kaum tber den Erwerb einiger Bilder und Biicher hinausgereicht. Es bedurfte, sollten die Be- strebungen des Hannoverschen Kiinstlervercins von einem ge- deihlichen Erfolge gekrént werden, einer grossen rettenden That. Diese ward dem Vereine durch den Konig Georg V und seine Gemahlin, welche durch firstliche Schenkungen die Exi- stenz von Sammlung und Museum und damit die kinstlerische Zukunft Hannovers sicherten. Wahrend Konig Georg V kurz nach seiner Thronbesteigung durch ein bedeutendes Geldge- schenk den Museumsbau unter seinen Schutz nahm und ausser Frage stellte, hatte die Kénigin Marie schon als Kronprinzessin ТУ. dahrgang.