zu beschaffen. Man wahlte dazu den Weg der Aktienzeichnung. Zu dem Ende appellirte der Ausschuss an die patriotische Hin- gebung seiner Mitbiirger und deren warmes Interesse fir die hohen Zwecke, denen das Unternehmen gewidmet werden sollte, und erliess eine Aufforderung zu einer Aktienzeichnung a 100 Thaler Gold zu 3 pCt. verzinsbar, da mit Gewissheit zu er- warten war, dass aus den Miethzinsen der Institute, welche Platz im Museum finden soliten, die gezcichneten Aktien verzinst werden wirden. Diese Aufforderung wurde von dem glan- zendsten Erfolge gekrént; denn innerhalb weniger Monate war die bedeutende Summe von 34,200 Thirn, gezeichnet. Unter diesen Zeichnungen beliefen sicli einige auf 1000 Thir. und da- тарег. Dieselben beschrinkten sich jedoch nicht auf die Stadt Hannover, sondern fanden auch in anderen Slidten des Landes ginstige Aufnahme und wurden selbst ausserhalb der Grenzen des Kénigreichs yon verschiedenen im Auslande lebenden Pa- trioten mit Beifall aufgenommen. Ja, der Spinnerei-Direktor Hartmann in Leipzig machte sogar dem Unternehmen das gross- miithige Geschenk von 500 Thlrn. und veranlasste mehrere in Leipzig lebende Hannoveraner zu Zeichnungen.. Andere Schen- kungen von Material und Arbeit wurden von Steinbruch- und Brennereibesitzern in Aussicht gestellt. Seitdem nun gar die weitere Verwilligung eines Kapitals von 15,000 Thirn. durch die Slinde des Konigreichs zu erwarten ist, so ist dadurch nicht allein die Ausftihrung des Instituts nach dem urspriinglichen Maassstabe unzweifelhaft, sondern auch die Aussicht auf eine sofortige Erweiterung der ganzen Anlage gegeben. Angesichts dieser iiber Erwarten giinstigen Resultate schrilt man denn am 27. Mai in Gegenwart des Kénigs und seiner Ge- mahlin, der Staatsminister, der fremden Gesandten, Generale, Prasidenten der Standeversammlung und Chefs der Behdérden, sowie, selbstverstanden, des Ausschusses, des Kinstlervereins und der wissenschaftlichen Vereine und endlich einer tiberaus zahlreichen Menge Zuschauer, zur feierlichen Grundsteinlegung des Museums fiir Kunst und Wissenschaft, Eine in Form einer Anrede an den Monarchen abgefasste Urkunde bewillkommnet zuerst den Landesherrn an seinem Ehrentage mit den Gefihlen der tiefsten Dankbarkeit und besagt, dass dieser Tag der Freude fir das ganze Kénigreich nun auch fir Kunst und Wissenschaft in unserer Vaterstadt eine neue Aera begriinden soll. Wir er- fahren sodann daraus in kurzen.Worten, dass der Kunstverein fir das Kénigreich, der naturhistorische Verein, das Museum fiir bildende Kunst, der historische Verein fir Niedersachsen, der Ktinstler- und der Architektenverein am Schlusse des Jah- res 1851 gemeinschaftlich den Wunsch ausgesprochen hatten, dass in Hannover ein Museum fiir Kunst und Wissenschaft er- baut werde und ‘ein Comité aus ihrer Mitte zur Verwirklichung jenes Wunsches sich gebildet hatte. Des kéniglichen Geschenks von 10,000 Thirn. geschieht zuerst mit Dank Erwahnung und darauf folgt ein kurzer Bericht tiber die ferner eingegangenen Summen, in der Art, wie bereits oben mitgetheilt worden ist. Dieses Dokument schliesst mit den Worten: ,Es sei uns ge- stattet, liber diese, dem Baue Segen und Gedeihen bringende Handlung, diese Anrede als Urkunde auf die fernsien Zeiten in den Grundstein des Gebiudes zu legen, dessen Entstehen noch nach Jahrhunderten von der Gnade unseres erhabenen Konigs Georg V, dem Interesse unserer Vaterstadt und der regen Theilnahme unserer Mitbiirger Zeugniss geben wird. Hoch lebe Seine Majestat Georg V.!« Die auf Porzellan geschricbene Urkunde ist von den Mit- gliedern des Comilés unterzeichnet, namlich den Herren: von Malortie, als Vorsitzendem, Angerstein, Baldcnius, Ein- feld, Hase, Hasje, Kestner, von Knigge, A. Meyer, Oesterley, Oppermann, Vogell. — WNachdem dicselbe durch Hrn. v. Malortie mit lauter Stimme vorgelesen worden war, wurde. sie mit verschiedenen anderen Dokumenten in den Grund- stein gelegt und dieser sodann unter dem tiblichen Ceremoniell geschlossen, worauf der Kénig eigenhindig unter Tuschblasen und dem Spielen der Nationalhymme die drei iiblichen Hammer- schlige that. Seinem Beispiele folgte sodann die Auswahl der Versammlung. Noch Einiges auf den Bau Beziigliche glauben wir schon jetzt den Lesern dieses Blattes mittheilen zu diirfen. In seinem geistreichen, auf den Gesetzen des Rundbogenstyls fussenden Entwurfe ist Hase, als Wiederhersteller der Klosterkirche von Lokkum dem. Publikum - bereits vortheilhaft bekannt, von dem Prinzipe der organischen Verbindung von Backstein und Sand- stein ausgegangén und hat sich damit einer Richtung ange- schlossen, deren- allgemeine Bedeutsamkeit fiir Hannovers heu- tiges Bauleben wir demnachst in diesen Blattern zu wirdigen Gelegenheit haben werden. Das in den Fligeln 97 Fuss, im Mittelbau 79 Fuss tiefe Museum wird sich mit einer 172 Fuss langen Rundbogenfagade prisentiren. Dieselbe besteht bei einer Héhe von 67 Fuss aus Souterrain (mit der Wohnung fir den Hausmeister, den Feue- rungsanlagen, Pack- und Kellerraéumen) und drei Stockwerken und zerfallt in einen etwas vortretenden mittleren Giebelbau mit Freitreppe und stérker vortretende Fligel. Jener ist ganz in Sandstein gehalten und sehr reich detaillirt, die Fligel dagegen sind nur so weit das Erdgeschoss reicht aus gehauenem Stein, in den oberen Stockwerken aus Backstein, iiberhaupt massiver und einfacher gehalten, ohne Fenster, dagegen mit Lisenen und Ni- schen ftir Standbilder alegorischen Inhalts versehen, Die vor den Fligeln und dem Giebelbaue zuriicktretenden Theile der Facade sind wieder sehr geschmackvoll in der Art behandelt, dass das ganze Erdgeschoss, mit Ausnahme seines von der Freitreppe eingenommenen Centrums, aus einer offenen Sdulenbogenhalle besteht, deren Wande dazu bestimmt sind, mit Frescomalereicn geschmiickt zu werden. Diese Arkaden bestehen ganz aus Sandstein. Ueber ilinen erhebt sich ein reicher Rohbau aus mattrothem Backstein,.in welchem hellgelber und grauer schich- tenweis und dekorativ eingelassen ist. Die Zinnenbekrénung ist wieder aus Sandstein. Das Erdgeschoss, zu dem man auf 9 Stufen emporsteigt, enthalt zunichst einen durch die Gesammilainge des Mitlelbaus hinter den Arkaden verlaufenden Korridor, der sein Licht aus zwei Lichthéfen empfingt. Sodann wird das Erdgeschoss den Kiinstlerverein mit Billard-, Unterhaltungs- und Lesezimmer, nebst Kupferstichkabinet und den Architektenverein aufnehmen. Daran schliesst sich im westlichen Fligel ein grosser Saal fir die Singakademie; im Ganzen 5626 Q.-Fuss. Dem im dstlichen Fligel befindlichen arztlichen Vereine ist ein Flacheninhalt von 1638 Q.-Fuss angewiesen. Ausserdem befinden sich im Par- terre noch mehrere Raiume fir Kasse, Garderobe u. dgl. Die zur Belétage fihrende, mittlere Hauptlreppe mitndet auf einen nach der Strasse gelegnen, gerdéumigen Vorplatz, welcher fir Skulpturen bestimmt ist. In dem westlichen Fliigel dieses. Stock werks befindet sich sodann atisser einém fir Statuen noch ver- figbaren Raume, ein grosser 30 Fuss hoher Saal fiir Gemalde- sammlung und Kunstausstellung mit Oberlicht. Dieser tritt mit dem Ostlichen Fliigel durch eine in der Linge des Miltelbaus verlaufende, 18 Fuss hohe Galerie fiir. Kunstausstellung in Ver- bindung. Diese Réiume werden mit erwdrmter Luft geheizt und enthallen einen Flichenraum von. 6906 Q.-Fuss. Im dsllichen Fliigel wird der historische Verein fiir Niedersachsen mit sci- nen Sammlungen einen Raum von 2540 Q.-Fuss cinnehmen. Der drilte Stock endlich ist dazu bestimmt, das naturhistorische Museum aufzunehmen. Dieses verlangt ausser den geriumigen