„Fraumitdem Papagei , -denn von diesem Bildhat vor einigen Tagen ein Mündiner Kunstsdiriftstelfer, der bei vielen hohes Ansehen genießt, behauptet, es sei vielleicht das wunderbarste Werk moderner Malerei, das seit Jahren in München gesehen worden ist. Diese Ungeheuerlichkeit kann und darf nicht unwidersprochen bleiben,- denn wenn man auchden Papagei einigerpikant gemäß
ter Stellen wegen noch hingehen lassen will, so ist
dafür die Frau ein so scheußliches Stück Malerei, wie es nur jemand zustande bringen kann, der von allen guten Geistern des Geschmackes verlassen ist. Der Himmel verhüte, daß so etwas Schule machen könnte! Im übrigen heißt es, die gesamte Münchner Kunst auf das schwerste und ohne die geringsten Ursachen kränken, wenn man just dieses Bild als das beste bezeichnet, das seit Jahren hier gezeigt worden ist, und wenn die zahlreichen wirklichen Könner ersten Ranges, die wir hier haben, sich eine solche Nichtachtung und Zurückhaltung ruhig gefallen lassen, dann, ja dann ist ihnen nicht zu helfen.
Was hat sich in der Galerie Goltz z. B. für ein pathologisch-unsinniges Panoptikum im ersten Stock aufgetan! Das ist nicht mehr nur eine andere Richtung oder etwas Neues,- das ist zum
größtenteil aufgelegter Schund. Das muß einmal gesagt werden. Kokoschka hat um 1905 z. B. Bilder gemalt, die besser waren als jetzt. Halb mit dem Spachtel, halb genialisch malt er ein Bild „der Dame mit dem Papagei . Es lebt weder im Raume, noch ist etwas Besonderes
daran. Stände es irgendwo, so würde es vermutlich als Durchschnittsarbeit gewertet. So aber stand es in einer Flut von chaotischem Dilettantismus fürs „genial Unreife. Flugs kam
der „Kritiker und stellte fest, daß seit der Renaissance kein solches Porträt gemalt worden sei
oder so ähnlich, und dann kam ein „Kunstmäzen und kaufte nach dieser effektvollen Reklame das
Bild für — 25 000 M. Ankäufe sind keine Kunsturteile, darum soll man sie nicht tragisch nehmen, aber sie sind ein symptomatischer Beleg für die
jeweilige Atmosphäre einer Kunststadt. Gilt das; für München, so kann man sagen, daß in seinem Kunstorganismus eine Teilagonie begonnen hat.
Künstler und Kritiker.
In der zweiten Sitzung der vom Frankfurter Rat für künstlerische Angelegenheiten einberufenen Versammlung haben die Künstler ihre Abneigung gegen die Kritiker nicht verhehlt.
Künstlertemperamente von dem Schlage eines Anton von Werners haben eine Staubwolke der gangbarsten Phrasen aufgewirbelt. Festgehalten
zu werden verdient die vom Bildhauer Hub mit Bestimmtheit abgelegte Erklärung, daß es eine neue Kunst nicht gebe, und daß sich die modern
tuenden Künstler nur ein Schiebermäntelchen umhängen. Die Kritik hielt sich kleinlaut in der
Defensive. Eine Frage: Der Zweck dieser Rede- Übungen?


Zur Wiederherstellung der „Inter




nationale der Kunst .


Als erste schreiten die Italiener zu Tat. Bedenken maßgebender Stellen in Berlin gegen eine deutsche Beteiligung: Der Friede sei noch nicht ratifiziert, daher könne keine amtliehe Verbindung einer eventuellen Hintansetzung deutscher Künstler begegnen. Die Zu
sammensetzung der Jury <3 Italiener und 2 Ausländer — wahrscheinlich Vertreter der Entente) garantiere keinelinparteilichkeit. Erkundigungen ergaben, daß an deutsche Künstlerverbände von italienischer Seite noch nicht herangetreten worden sei. Ferner entmutige die langfristige