“Zeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Organ
der deutschen Kunstvereine,
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Kerlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — Frster in Minchen — Eitelberger у. Edelberg in Wien
		herausgegeben von Dr. F. Bggers in Berlin.
	Sonnabend, den 8. October.
	3nbhalt: Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von Albert Bichhorn, (Schliuss.) Die Farbengebung. — Die acht Marmorgruppen auf
der Schlossbriicke zu Berlin. (Schluss.) Fr. Ahlbeck. (Hierzu eine Radirung.) — Ein Beitrag zu den Abhandlungen aber metallene Grabplatten.
Hertel. — Kunstliteratur. Die Geschichte des deutschen Volkes in funfzehn grosseu Bildern dargestellt von K. H. Hermann. (Fortsetzung.) —
Zeitung. Koln. Braunschweig. Frankfurt a. M. Antwerpen. — Anzeigen.
	Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von
Albert Eichhorn.
	(chluss.)

Die Farbengebung.
	3. Uebermalung, Lasur und Retouche,
	Ys ist in jeder Malweise anerkannt, dass die Farbengebung
reiner erscheint und dauerhafter ist, wenn nicht zu viel Far-
benschichten auf einander gehduft werden. Besonders verbietet
dies die Oelmalerei, weil dadurch ein zu grosses Anhaufen von
Oel im Innern des Bildes statifindet. In die getrocknete Lein-
wand vermag es nicht einzudringen, und so bildet sich denn
jener schadliche Prozess, den man unter dem Namen des Nach-
dunkelns nur zu oft an Bildern wahrnimmt. Es kann auch von
unserer Art der Malerei gesagt werden, dass jedes Anhaufen
der Essenz nicht vortheilhaft fir die Erhaltung und Dauer der
Farbengebung ist. Es ist vortheilhaft, das Bild in den уег-
schiedenartig angegebenen Behandlungsweisen so weit zu vollen-
den, dass zur Vervollkommnung desselben nur noch die Lasur
und Retouche néthig sind. Sind indess diese nothwendigen Re-
touchen grésserer Art, so ist eine allgemeine Uebergehung des
ganzen Bildes zweckentsprechender. Diese Uebermalung ge-
schicht auf cinem Bilde, welches auf trockener Folie сета!
wurde, ganz wie in der Oelmdlerei. Man schabe millelst eines
scharfen Radirmessers die zu erhabenen Lichter und Pinsel-
striche ab, reinige, ehe man hierzu schreitet, das Bild mit Wein-
geist, wo méglich dfters und einige Tage vorher, ehe man die
Uebermalung zu beginnen denkt. Sollte das Bild stellenweis
eingeschlagen, d.h. matt erscheinen, so frottire man die ganze
Bildflache mit weisser Floretseide, weissem Tuch oder auch
mit einer weichen Birste. Die zunichst zu tbermalende Stelle
feuchte man mit der Essenz aus 1 Theil Wachs, 1 Theil Qel
und 2 Theilen Dammar- oder Mastixauflésung an; doch so,
dass sie wieder fast trocken abgericben wird, und so vollende
man das Bild.

Eine einzelne Stelle wird, wenn die Farbengebung nicht

ЗУ. Jahrgang,
	zu verfehit ist, auf eben diese Weise retouchirt durch behut-
sames Entfernen des fiir die Retouche Hinderlichen, durch An-~
feuchten mit Essenz und mittelst diimneren oder consistenteren
Farbenauftrags.

Ist die zu retouchirende Stelle indess ganz verfchlt, so
nehme man mit eincr runden Uhrmacherfeile die Farbe bis auf
die Folie ab, befeuchte und reibe sie stark mit der Mischung
von 6 Theilen Terpentinharz, 1 Theil Wachs und Creosot und
stelle sie frisch wieder her.

Die Uebermalung einer maiten Bildfliche hat gréssere
Schwicrigkeiten. Dies Anfeuchten geschieht mit reinem Ter-~
pentin und die Bemalung mit dem weiter unten noch zu be-
zeichnenden Farbenpraparat.

Die Retouche und Lasur geschieht auf dieselbe Weise;
doch méchte die Lasur nur in den tiefen Ténungen des Bildes
Anwendbarkeit haben. Ist die zu retouchirende Stelle ganz
verfehlt, so ist es ebenfalls zweckmiassig, die Farbe abzufeilen
bis auf die Folie und mit den angefiihrten Farben zu bemalen.

Die Uebermalung, Retouche und Lasur der matten Bild-
flachen hal ihre Schwierigkeiten, indem die neu aufzutragende
Farbe nach dem Trockenwerden, 10 bis 20 Minuten, heller
wird und dasselbe Verhalten wie Deckfarbe zeigt, nur in ge-
ringerem Grade. Der richtige Farbenton muss durch Probiren
gesucht werden. Bei jedem Malwerk muss die Retouche den
Schlussstein bilden, man nehme sich daher zu dieser Arbeit die
gehorige Musse und verwende Fleiss auf dieselbe, so wird sie
bei einiger Uebung sogleich gelingen. Die Retouche ist ein
Werk der Reflexion und kann nicht als geniales Schaffen ge-
dacht werden. Kleinere Retouchen kénnen auf matien Bildern
auch mit gequirltem Eiweiss und Zucker folgendergestalt ge-
schehen: Man befeuchte dic zu retouchirendc Stelle so, dass
sie von dem Firnissiiberzug wie von einem schmalen Bande
umschlossen wird, fiihre die Retouche aus, und, nachdem sie
3 bis 4 Tage getrocknet ist, wasche man das Eiweiss mit einem
weichen Schwamm durch Tupfen, nicht durch Reiben, ab. —
Soll nach der Trocknung solch ein Bild gewaschen werden,
so geschieht dies mit Wasser und Stearinseife ebenfalls durch
Tupfen, wodurch auch die méglicherweise etwas glanzend er-
scheinende Retouche oder zu stark pastirte Lichter matt werden.

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