reitung der Folie geschieht nach den Bedingungen, ob dieselbe
auf einen pordsen, oder wenig pordésen Kérper gelragen, ob
eine glinzende oder matte Oberfliche des Bildes erzielt werden
soll. Nach dem Ausgliihen der Oberfliche des Bildkérpers er-
folgt die Trankung, nach der Trankung der Auflrag und die
Ebnung und Conservirung der Folie. Die verschiedenen Me-
thoden sind angegeben. Nach der Herstellung der Folie wird
die Calque oder Zeichnung vollbracht, nach derselhen die Be-
malung. Nach Trocknung der Malerei kommt die Retouche und
Lasur, auch Uebermalung.

Es fehlt nun noch, tiber Conservirung dieser Art der Ma-
lerei Einiges zu sagen. Nach Fertigung des Bildes wirken Licht
und Luftzug sehr vortheilhaft auf den Trockenprozess, wie bei
allen Malarten. Es ist ferner vortheilhaft, nach zwei, drei bis
vier Monaten die Bildflache mit Weingeist zu waschen, wodurch
der méglicherweise sich ausscheidende Elain sich entfernt, in-
dem der Wachs- und Harzstoff davon nicht angegriffen wird.
Eine sorgfaltige Priifung hat ergeben, dass die dieser Behand-
lung unterworfenen Bilder sich in ihrer urspringlichen Frische
durchaus erhielten, wahrend andere Proben, welche nach drei
bis vier Tagen durch einen dicken Firniss des Zutritts der Luft
beraubt wurden, sich braunten; wodurch zur Gentige erwiesen,
dass der Zutritt des Sauerstoffgases den im Innern der Folie
und des Farbenauftrages sich bildenden chemischen Prozessen
durchaus so lange nothwendig bleibt, bis dieser Prozess voll-
stindig geschehen. Dann wiirde ein Uecberzug des Bildes statt-
finden kénnen. Diese Beendigung der im Innern slaltfindenden
chemischen Prozesse ist dann mit Sicherheit anzunehmen, wenn
die Oberflache sich zu einer steinarligen Harte gebildet hat.
Dann, also nach einem Zeitraume von mehreren Jahren, mége
man ihnen einen schwachen Ueberzug von Terpentingeist, in
Wachs gelést, geben, und zwar bei matten Bildern blos mit-
telst des Pinsels, bei glinzenden Bildern durch Auftrag des
Ueberzugs und Frottiren mit weisser Floretseide, Ich habe auch
daran gedacht, diese Bilder mit Wasserglas (kieselsaurem Kali)
zu tberziehen, doch sleht diesem Ueberzuge hauptsachlich ent-
gegen, dass Sduren, also auch der Sauerstoff der Luft, das-
selbe zerstéren, milhin ein tbles guz pro guo abgeben wiirde.
Im Inneren der Raume aber ware ein guter Essenzfirniss, so~
gar auch Weingeistfirniss anwendbar. Die in geschlossenen
Raumen angestellien und bis jetzt darin aufbewahrten Proben
haben sich mit Ueberziigen verschiedener Art durchaus gut er-
halten, besser als gleichzeitig gemalte und damit iberzogene,
gewohnliche Oelbilder. In offenen Raumen sind aber alle bis
jeizt mir bekannt gewordenen Arten von Ueberziigen ganz un-
statthaft und ware hier einzig das in Terpentingeist zu 4 ge-
léste Wachs anzuwenden. Bei matter Bildfliche ist es zweck~
missig, dieselbe vor dem Ueberzuge massig zu erwarmen. Nur
die Erfahrung folgender Jahrzehnde kann hiertiber geniigendes
Licht verbreiten. Im Allgemeinen steht fest, dass das dem
Farbestof beigegebene Bindemilttel bis jetzt demselben der beste
Schutz gegen schadliche Einflisse war.

Ich habe auch daran gedacht, die Folie kiinstlich zu er-
hirten durch sich abwechselnde Stréme von Sauerstoff- und
kohlensaurem Gas und heissen Wasserdimpfen, aber zu wel-
chem Zweck? Was die Zusammensetzung der Atmosphare auf
den Trockenprozess austibt und namentlich wie sie es ausiibt,
ist dermalen durchaus noch nicht genigend aufgeklart. Es wire
also théricht, diese constante Einwirkung des Mischverhaltnis—
ses der Luft, den Naturprozess, durch Inconsequenzen_heftig
auf cinander wirkender Mittel ersetzen oder verbessern zu
wollen. Es handelt sich hier diberhaupt fast nie darum, den
Trockenprozess zu beférdern. Ist in dem einzigen Falle dic
Bereilung der Folie zur Bemalung al fresco fiir den Tag, wo
	Es ist nun noch ubrig, die Behandlung reiner Farbenge-
bung zu besprechen, die auf trockner Folie eine den Wasscr-
farben ahnliche Malerei, nur von grésserer Dauer, darstellt.
Ist die dazu néthige Folie verwendet, abgefeilt, so findel kein
Anfeuchten statt, Die Calque oder Zeichnung wird aufgetragen
und mit der zu Ende des vorigen Kapitels bereiteten Farbe ge-
malt wie mit Deckfarbe, doch muss es vermieden werden, in
eine eben gemalte Stelle wieder sogleich malen zu wollen und
wo moglich Alles gleich zu vollenden. Der Ansatz beim nichst-
folgenden Tage muss einem Contour der Zeichnung folgen, da-
mit er nicht sichtbar wird. Diese Art eignet sich sehr zu
leichten, flichtigen Darstellungen, wegen der diinnen Flissig-
keit der dazu verwendbaren, mit Kreidemasse und Terpentin
praparirten Farben. Ich habe es versucht, indem ich aus die-
sem verdtinnten Farbenbindemiltel allmahlig zu einem dichteren
tiberging, Luft und Ferne ganz malt, den Mittelgrund matt glan-
zend, den Vorgrund aber im Glanz der Oelfarben darzustellen,
welches vollkommen gelungen ist. Im richltigen Licht wirkt so
ein Bild sehr gut und ware in kleinerem Maassstabe als Staf-
feleibild anzuwenden. Im Grossen mtsste indess die matte
Bildflache tiberall beibehalten werden. Zu letzterem Zweck isi
aber eine besondere Vorrichtung der Palette néthig. Sie muss
sehr gross und rings mit einem fest anschliessenden Blechrand
versehen sein, an dem grosse blecherne Oelnapfchen angeldtlret
sind. Die Palette ist mit Leisten in Gitterform bedeckt, um das
Ineinanderlaufen entgegengesetater Farbenténungen zu уегше!-
den; in den Oelnapfchen befinden sich die diinnen, praparirten
Terpentinfarben. Diese Palette ist auf einem Stock mittelst
Querleiste fest verbunden und hat vorn einen Griff, der am
Blechrande der Palette angelothet ist. Der Stock dient der Pa-
lette als Stiitze und hat einen spitzen eisernen Dorn, der sein
Ausgleiten am Erdboden verhindert. In den Fachern der Palette
werden die Farben gemischt, indem ein Farbentrog mit Sieb-
vorrichtung zum Reinigen der Pinsel sich rechts zur Seite auf
einem Tischchen befindet, wo ebenfalls die vorrithigen, flis-
sigen, praparirten Farben in den Napfchen von geeigneter Grosse
sind. Nun steht der flinken, gewandten Pinselfiihrung weiter
nichts im Wege. Gelingt eine Stelle nicht, so wische man sic
mit einem Lappchen, das in Terpentin getaucht ist, weg und
erneucre sie. Bei grésseren Arbeiten missen die Farben im-
mer in gehérigen Quantititen vorhanden sein; man praparire
daher eher zu viel, als zu wenig, weil der Terpentingeist Zeit
gebraucht, um das Oel und Wachs dergeslalt zu zersetzen,
dass die Farbe, wenn sie aufgestrichen, in 10 bis 20 Minuten
trocknen kann. — Wiinscht man, dass die Farbe langsamer
trockne, so setze man etwas Oel mit Wachs dazu; wodurch
sie aber leicht einen Schimmer erhalt. — Die so bereiteten
Farben haften ganz ausserordentlich fest, wenn sie getrocknet
sind; kaum die Oelfarbe ist, diinn aufgestrichen, damit zu ver-
gleichen.

Hiermit schliesse ich denn diesen Abschnitt und somit das
Wesentlichste der ganzen Erfindung dieser Art der Malerei.

Es méchte indess noch Hiniges tbrig bleiben, was in nachster
Beziehung zu derselben steht und daher nicht vorenthalten wer-
den soll.

Ich fasse zur Gesammliibersicht des ganzen Verfahrens das-
selbe in seiner Allgemeinhcit noch einmal zusammen und fithre
es dem Leser vor.

Zuerst also ist die Herslellung eines Bildkérpers oder ciner
Wandfliche néthig. Entspricht dieser den Bedingungen, die
Folienmasse nicht zu zerstéren und ist dersclbe mit entspre-
der Oberfliche hergestellt, so ist er zum Auftrag der Folie und
zur Bemalung tauglich. Die Hilfsmittel zur Herstellung eines
trocknen und geeigneten Bildkérpers sind angegeben. Die Be-