grunde schon den Beginn bergmannischer Thaligkeit, die uns an die Silberwerke bei Goslar und die Entstehang dieser nach- mals so bliihenden Stadt gemahnt. Durch den geéffneten Mil- telbogen fall! der Blick auf die Westfagade einer Kirche und eine damit verbundene Koénigsburg, die wohl an dortige Lo- kalititen erinnern kann. Uebrigens gewahren wir am mittleren Architekturtheil ein Vierblalt- Ornament in Geslalt cines Frie- ses, welches hier ctwas verfriht erscheinen will, da erst der gothische Styl dergleichen kennt. Dies Blatt hat C. F. Mayr unter Thaler’s Leilung gestochen, — Wir machen nun einen Sprung und lassen auf dem ach- ten Blalte die bedeulsame Zeit des 12. Jahrhunderts an unse- rem Blicke voribergehen. Hier wird die Architektur schon lichter und freier, hohe Rundbégen wélben sich ber schlanken Saulen, und tberhaupt bictet sich das Blatt in besonders gefal- liger Anordnung dar, obwohl der Spaherblick eines unserer Forscher und Kenner .miltelalterlicher Architektur den Saulen- basen vielleicht die bekannte: Eckblatt-Verzierung wiinschen wiirde. Links unten sehen wir Kaiser Friedrichs heilige Macht in Ausiibung der héchsten Befugnisse des Lehnsherren; der stolzeste der Vasallen, Heinrich der Lowe, wird mit Bayern belehnt. Dann folgt Barbarossa’s erstes Zusammentreffen mit Papst Hadrian dem Vierten, wobei der Kaiser sich demtthig neben dem reilenden Kirchenfiirsten zu Fusse blicken lasst. Dic Mitte zeigt in figurenreicher Composition die Unterwerfung der Lombardischen Stadte durch Friedrich’s eisernen Willen, end~ lich den Kreuzzug des Kaisers und seinen Tod in den Fluthen des Flusses Seleph. Das ganze obere Feld umfasst eine Dar- stellung der ersten Kreuzziige, von der Unternechmung des Pe- ter von Amiens an bis zu Goltfried von Bouillon’s gepriesenem Zuge, und endlich Conrad des Drillen von Bernhard von Clair- vaux ihm abgedrungenen Entschluss, ebentalls das Kreuz zu пермеп. ВесЬЕ $сйбп ипа ]еЪепа!о` Белуеоф 1$ @е \№ЩЦетотирре, auf welcher Golifried samml seinem Heere erscheint, wie cben das Ziel seines Sehnens, Jerusalem, sich am Horizont ausbreitet. Ganz oben dagegen in zwei Bogenzwickeln finden sich als Ge- genstiieke zwei Scenen, die das Verhaltniss der grossen Va- sallen zu ihrem Lehnsherrn schildern. LEinerseits findet Hein- rich’s des Stolzen Belehnung mit dem Herzogthum Sachsen durch Kaiser Lothar slalt; andrerseits ist der Moment gewablt, wie Friedrich der Rothbart dem Sohne jenes stolzen Heinrichs, dem nicht minder stolzen Lowen, seine Untreue vergiebt. Der Stich dieses Blattes rihrt von Th. Langer in Dresden her. Unmittelbar hieran schliessen sich die Darstellungen des folgenden neunten Blattes. Sie gelten der Hohenstaufenzeit, der Blithenepoche des Miltelalters. Die Architektur halt hier mehr den Charakter von statllichen Burgbaulen romanischen Styles. Nur an einzelnen Stellen klingen schon gothische For- men hinein und erinnern an die Zeit des Aufblihens dieses neuen Styles. Im Mittelfeld unten erblicken wir eine Reihe der bedeutendsten Geister jener Zeit, einen Bonaventura, Albertus Magnus, Tauler, Thomas von Aquino, welche allesammt den feierlichen Akt der Grundsteinlegung des Kélner Domes mit ih- rer Gegenwart verherrlichen. Hat doch die Conjeklur neuerer Forscher einem dieser Manner, dem Albertus Magnus, einen bedeutenden Antheil am Entwurfe der Pline zu jenem herrli- chen Baue zusprechen wollen. Conrad von Hochstaden, der stolze Priester, steht am kerzenerleuchteten Altare und spricht den Segen tiber den Grundstein in Anwesenheit erlauchter Fiirsten und Pralaten, darunler auch des jugendlichen Gegen- kaisers Wilhelm von Holland. Hicr scheint sich die wunder- bare Mystik jener Zeit im vollen Glanze zu enlfalten; Alles war davon erfallt, die Wissenschaft, die Kiinsle und das ge- sammte Leben: wir sehen die grossen Leiter jencr geisligen Zu der Tafel selbst. Sie ist hoch und wahrscheinlich mit Hammer getrieben: am Rande nur 4, —-); Zoll stark, was dem Hammer getrieben; am Rande nur yy —y7y 4011 Slark, was fiir getriebene Arbeit spricht, wenn auch cine genauere Unter- suchung nicht méglich war. Dem Klange nach, mitisste sie wenigstens gleichmassig diinn und in allen erhéhten Partieen auf der Riickscite concav gegossen sein. Die Zeichnung des Kopfes und der Faltenwurf sind schén, weniger die unverhaliniss kleinen Hande mit den dberaus spit- zen Fingern. Die Oberflache der Figur ist sehr rein und glatt ciselirt und die Stossfuge der beiden Halften schliesst sehr scharf. Die Zusammentfigung dieser Plalte ist jedenfalls vor dem Ueberar- beiten geschehen, wogegen ersichtlich die Verbindung der ег- steren Platte erst nach dem Stich erfolgt sein kann. Man schreibt die Arbeit dem Peter Vischer zu; dieser An- gabe widerspricht zwar die Jahreszahl nicht, jedoch mag ich in Ermangelung einer vergleichenden Anschauung dartber nicht entscheiden. Alle drei Platten zeigen noch Fragmente schwacher Ver- goldung , die indess, nebst irgend einem Anflug von Platina, durch angreifende Putzmitiel grésstentheils verloren gegangen ist. Was unsere Platlen 1 und 2 in Bezug auf die vom Dr. Lisch beliebte Classification betrifft, so wirde man sie zu derjenigen Classe rechnen miissen, wo die Slich- und Schniltweise ver- bunden ist. Es ist jedoch mehr als walirscheinlich, dass Dr. Lisch die geringe Austiefung deg Grundes bei seinen , Messing- stich Platten* tibersehen habe. Hertel. Ану бега иг. Die Geschichte des deutschen Volkes in fiinf- zehn grossen Bitdern dargestelé von Karl Heinrich Hermann aus Dresden. Mit erliuterndem Text von Dr. В. Foss, nebst Vorwort von Dr. J. Stahl. 1,—I11, Lief. (9 Tafein.) Gotha, Justus Perthes. 1832. (Forisetzung.) Das fiinfte Blatt schildert die Begriindung des deutschen Reiches unter den Nachfolgern Karls und Heinrich dem Ersten. Auch hier erhebt sich als Bihne fir die Darstellungen eine aweigeschossige Architektur im einfachen Rundbogenstyl der Frihzeit, und zugleich wird der noch unvollendete und im Fort- bau begriffene obere Theil zum Motiv fiir die Andeutung der stadtegriindenden Thatigkeit Kaiser Heinrichs. Unten links, wo wiederum die Reihenfolge beginnt, betrauert Ludwig der Fromme, von seinem Sohne Lothar in’s Kloster gesperrt, sein Schicksal. Im folgenden Bogenfelde hat aber die Vergeltung den ungehor- samen Sohn bereits ereilt: er ist, nach der verlornen Schlacht von Fontenay, in wilder Flucht begriffen. Das mittlere Feld zeigt die Begriindung des deutschen Reiches durch den Vertrag von Verdun, dann folgt Arnulfs Sieg iiber die Normannen und darauf zum Schluss Kaiser Conrad’s Tod. In sinnreicher Weise hat sodann der Kiinstler die beiden ersten Kénige der nunmehr selbstindigen, deutschen und franzésischen Lande, Ludwig den Deutschen und Karl den Kahlen, so wie die beiden _grossen Apostel des Christenthums, die heiligen Rambert und Anschar, gleich silzenden Statuen auf Konsolen angebracht. Zwischen den beiden Kénigen deutet der als Flussgott personificirte Rhein die Grinze der neu erstandenen Reiche an. Den oberen Theil fullt die Schilderung der Regierung Heinrichs des Ersten aus, seine Erwihlung, seine Kampfe und endliche Besiegung der wilden Hunnenhorden, scine Thatigkeit fir Begriindung und Erbauung fester Schuize. Zugleich gewahrt man im Hinter-