Bescheidenheit und Nattrlichkeil, seine Treue fest. War haben mit dem tiichtigen, vielverheissenden Kiinstler auch cinen lie- ben, guten und reinen Menschen und Freund verloren! Auf- richtige Trauer und treue Liebe folgt ihm! Dresden. Die diesjéhrige Kunstausstellung in Ziirich. Foloender Brief ist uns in Veranlassung einer mitgetheillen Besprechung der oben genannten Ausstellung zugegangen: »Hochgeehrter Herr Redakteur! Es hat in einer der jingsten Num- mern Ihres verbreiteten Kunstblattes , die Gemalde- Ausstellung in Zi- rich“ einen Kritiker gefunden, dessen Urtheil billiger Weise einer Er- [ащ(египо Бе4агг, Wir ersuchen Sie daher ehrerbietigst um Einriickung mitfolgender Zeilen in Ihr geschatztes Blatt, in der angenehmen Hoffnung, dass Sie — im Interesse der Kunst — unserm Wunsche zu willfahbren, die Ge- wogenhett haben werden. Hichlich ist uns das Durcheinander in gedachter Bericht- erstattung aufgefallen. Manche Kiinstlernamen sind entsetzlich yerstiimmelt, und mehr als einem Aussteller ist ein Fach zuge- schrieben worden, in welchem er tiberhaupt nicht arbeitet oder wenigstens diessmal nicht ausstellte. Sogar Namen sind auf- gefiihrt, welche bei der Ausstellung nur gar nicht betheiligt sind. »Kollikofer® ist grobe Mystifikation. Die von KOlliker vorhandenen Végel und Kafer streiten sich um den hier aus- geworfenen Lorbeer mit den Hunden und Pferden Rud. Kol- ler’s, welche friher — nur diessmal nicht — zu sehen waren. Eberle und Theophil Scheller haben keine Land- schaften, sondern Ersterer zwei Viehstiicke, Letzterer ein Genre- bild ausgestellt. —- Bosshard, aus dem Fache der Historie, blieb diess Jahr ganz aus! Mancher tichtiger Krafte ist gar nicht oder nur sehr bei- laufig erwahnt, wahrend fir Schwdchliche reichlich Mastix ver- kohlt wird. Unser verehrliche Kritiker findet ,,die meisten Bilder nur fiir den Mittelstand gemalt,“ da sie kaum 3 Fuss Grosse er- reicnen. Wenn das Ideal des Apostels Verwirklichang findet, wenn die genres a la Metzu, Terburg, Douw und hundert Andere einmal zu ,,spanischen Wanden“ vorwendet werden, dann ота- tuliren wir den Pinseln und Leinewebern! Gehen wir auf die einzelnen Bilder ein, welche vor der Kritik Gnade gefunden haben, so begegnen wir zuerst Ludwig. Nach der Art, wie er beurtheilt ist, wirde sicherlich jeder Leser ein Meisterhild vermuthen, wahrend es nur ein ,,Schu- lerstiick“ ist. Das Bild verrath wohl kithne Regung, ermangelt aber der Treue, des asthetischen Gefiihls und ganz besonders der Durchbildung. Schon manche Studie muss abgefertigt sein, um einer solchen Aufgabe zu genigen. Jules Hebert aus Genf wird sehr geriihmt; sein ,,Theo- дог Вега“ soll das bedeutendste Figurenbild der Ausstellung sein! Um zu solchem Urtheil zu kommen, muss man entschicden das Quantum im Auge haben; ein Standpunk!, welchen der Re- zensent, wie es scheint, in jeder Richtung festhalt. Hier mag der Kinstler ausrufen: ,,Herr! bewahre mich vor meinen Freunden!“ Wir haben noch nicht bald ein armlicheres Bild gesehen; mit dem besten Willen wiissten wir demselben keine einzige gule Seite abzugewinnen. Da mangelt allervorderst die Komposilion, dann die Zeichnung sowol, als auch Colorit und das Wesentlichste — der Ausdruck. Das Bild hat gar kein Moment. Uns schien, als wiren die unnennbar sorgfallig behandellen Harnische zu- und Natiirlichkeit so viel Beifall, dass eine Reihe von Auittra- gen abhnlicher Art ihn bis zuletzt beschafligten, so dass ein angefangenes kleines Bild: ,Amor lehrt einem jungen Madchen die Laute spielen“ und ein Karton: Elias in der Wiste, vom Engel gespeist* unvollendet blieben. Einige jener Portraits wa- ren nach England gekommen und von dort erhielt er bald darauf durch befreundete Vermiitlung den Auftrag, in London mehrere Bildnisse auszufihren. Im Juli dieses Jahres folgte er diesem Ruf und arbeitete dort mit so angestrengtem Fleisse, dass er bis zu seinem Tode zwanzig Portraits untermalte und zwei davon ganz fertig machte! Moéglich, dass der tibergrosse Fleiss, durch die Sehnsucht hervorgerufen, recht bald nach seinem lieben Vaterland zuriickkehren zu kénnen, ihn zur Em- pfanglichkeit fir jene tédtliche Krankheit gereizt hatte; er selbst hatte vorher nicht geklagt und sich noch Tags zuvor bis spat in die Nacht hinein besonders wohl und heiter in befreun- deter Familie gefiihlt. Mit Schwindel und Uebelkeit erwachte er nach einer ruhigen Nacht, bald stellien sich Krampfe und die andern Symptome der Cholera ein und obschon dieselben durch augenblicklich angewandle arztliche Hilfe und liebevollste Pflege zu Mitlag einem bessern Anzeichen gewichen waren, so war doch seine Lebenskraft gebrochen und bereits 6 Uhr Abends hauchte er in yélliger Ermattung, in Freundesarmen, seine edle und schéne Seele aus. Metz hatte in der Ausbildung seiner kiinstlerischen Fa- higkeit noch nicht die Héhe erreicht, welche man nach seiner Begabung und seinen Leistungen erwarten durfte, und welche seine Freunde so gewiss und so bald erwarteten, aber auch schon die oben angefiihrten Leistungen — eine grosse Zahl ausserordentlich schéner und bedeutender Zeichnungen, welche seine Mappen bargen, nicht gerechnet — lassen fiir die deut- sche Kunstwelt sein Ausscheiden von der ehrenvoll betretenen, hoffnungsreichen Bahn lief betrauern! Lebendigkeit und Frische, Schénheitssimn, Schwung und reizende charakteristische Man- nigfalligkeit zeichneten seine mit grosser Leichtigkeit und gros- sem Geschick hingeworfenen Composilionen aus. Wollte ihm auch bei ihrer Ausfiihrung die Tiefe der Entwickelung und Durchbildung oft schwer werden, er ermiidete nicht, er strebte und arbeitete mit dem gewissenhaftesten, treusten Fleiss und wusste doch die Stimmung in der Seele des Beschauers ent- schieden hervorzubringen, die seine Secle dabei erfillt hatte. Sein ,Graf Helfenstein,* sein ,Tod der Rahel* und bei manchen Mangeln auch sein leiztes Bild, sind Leistungen, welche dem Besten, was die neuere Kunst in diesem Fache geleistet, ehren- voll zur Seile gestellt werden kénnen! — Auch seine Bega- bung als Portraitnaler war hervortretend. Sellen hat Jemand die angenehme dusserste Aehnlichkeit der Mienen und des Aus~ drucks eines Originals lebendiger und wahrer wiedergegeben! Die Farbung war charakteristisch und harmonisch, die ganze Auffassang ausserordentlich natirlich, einfach und geschmack- voll und das Ganze mit dem Reiz umflossen, welche Sicherheit und Leichtigkeit der Behandlung stets dem dargestellten Gegen- stande verleihen. Neben dem Kiinstler lassen Sie mich noch des Menschen gedenken. Es wird nicht leicht eine liebenswiirdigere Natur zu finden sein, Jeder, der ihm nahe kam, — weder Alter noch Stand machten einen Unterschied — liebte ihn und mussle ihn lieben und so hat sein Tod hier in den weilesten mannigfal- tigsten Kreisen tiefe und wahrhafte Trauer geschaffen. Heiter, kindlich, liebevoll und liebebedirflig, theilnehmend, witzig, voll musikalischen und andern geselligen Talentes, wahrhaft gebil- det, wie hatte er nicht tberall geliebt und unentbehrlich sein sollen? Erwarb er sich hiermit Freunde, so hielt sie sein edler rechtlicher Sinn, sein ernsthaftes Streben, seine ungekiinstelte