1572, welcher auch als Miniaturmaler ausgezeichnet war und
mehrere in der Miinchener Bibliothek noch vorhandene Bicher,
u. a. das Manuscript der Busspsalmen von Orlando di Lasso
(Roland de Laitre), mit Gemalden schmiickle  ).

Der Altar, ein mil reicher Holzsculplur im Renaissancestyl
geschmiicktes Werk, hat doppelie Flugelbilder. Sind siimmt-
liche Fliigel geschlossen, so erblickt man eine Reihe von klei-
nen Darstellungen aus dem Leben Christi, nach den Evangelien,
vor dem Beginn des Leidens. Unlen und oben die Brustbilder
der Propheten. Auf der Riickseite des Altars ist die h. Ca-
tharina von Alexandrien, gegen die versammelte alexandrini-
sche Philosophenschule, fiir das Christenthum streitend, darge-
stellt. Dieses Gemalde ist von den Bildern der Kirchenvailer,
der Evangelisten, der Darstellung der gulen Werke und des
jiingslen Gerichts umgeben.

Werden die beiden dussern Fliigel geéffnet, so zeigt sich
in einem Cyclus von dreizehn Bildern das Leiden Christi.

Das Imere zeigt oben die zwdlf Apostel und an beiden
Seiten zwélf Scenen aus dem Leben der Maria, von der Ge-
burt Christi bis zu Mariens Tode. In der Mitte, als Hauptdar-
slellung, Maria als Himmelskénigin, welche ihren Mantel tber
die unten knieende herzoglich baierische Regenlenfamilie, den  
Herzog Albrecht V. und seine Gemahlin Anna von Oester-
reich mit ihren Kindern und ihrem Hofstaat ausbreilet.

Auf der Riickseite des Altars liest man die Inschrift:
»Dieses ansechlich Werckh ist auf fiirstlichn Bevelch durch
der nachbenannten Herr Simon Eckhen der Rechle Doctor
Kantzlers — Konrad Zellers zu Saibeldorf Kammermeisler und
anderer firstlicher Rathe, auch der hochléblichn Universitat
und dann Burgermeister und Rathe der Stadi Ingolsiadt Hilfe
und Beférderung Erstlich von Maister Hannsen Wisreuter
Kistlern und hienach durch Maister Hannsen Miilich maler
beede Birgern zu Minchen ververtigel und vollendel worden.*

Dieses Altarwerk, mit unsaglichem Fleiss vollendet, zeigt
den Maler als einen kunstfertigen, wenn auch in der Kunst-
weise seiner Zeit, in Art des Johann von Aachen, befan-
genen Manieristen. Die Képfe haben mitunter viel Charakter,
besonders isi die herzogliche Familie, wobei er unmillelbar auf
die Natur hingewiesen war und den iltern Bildnissmalern folgte,
in Geberde und Ausdruck sehr lobenswerth. Die Fleischfarben
fallen in’s Braunliche, ohne gréssere Salligung und Tiefe. Die
Composition ist nicht ohne Verdienst.

An der Seitenwand einer der Kapellen des nérdlichen Sei-
tenschiffs, befindet sich ein bronzenes Grabdenkmal des be-
rihmten Gegners Lulhers, Johan Eck, eigentlich Meyer aus
dem Dorfe Eck im Allgéu, mit dessen Brustbild und folgender
Inschrift:

»Viator preces funde, Eckius hic jacet, abi moriture.

Joanni Eckio invicto fratri de se bene merito Simon Eckius
m. p. vixit ann. 56, m. 2, d. 21. Obyt an. 1543. 4 Idus febr.
sub meridie.*

Ecks Doctorhut, aus schwarzem Leder, wird noch im Pfarr-
	haus der Frauenkirche aufbewahrt.
С. Beekher.
	Tdunstliteratur.

Alierthiimer und Kunstdenkmale des Erlauchten Hauses
Hehenzollern.  Herausgegeben von Rudolf Freiherrn
	1) Уег21. С. Вескег’з und J. v. Hefner’s Kunstwerke und Gerithschaften
des Mittelalters aus der Renaissance. Frankf. Schmerbersche Buchhandl.
1859. №. №1. ТЫ. 1. $. 6 ци. И.
	Alles Uebrige ist noch in dem Zustande, wie es die Urkunde
beschreibt.

Herzog Ludwig hatte diese grossartigen Schenkungen durch
die Kirchenversammlung in Basel, durch Kaiser Friedrich Ill.
bestiligen lassen und dem Kurfirsten von Mainz das Schutzamt
uber die Schatze tibertragen. Diesen Vorkehrungen ungeachlel,
wurde die Stiflung jedoch bald von seinem Sohne Ludwig dem
Hockerigen angegriffen, nachdem der Vater, in Folge gewalt-
thaliger Befehdungen seiner Nachbarfirsten und Bedriickungen
der Kirche, von dem Kaiser und dem Kirchenrath 2u Basel, wo
er auf ergangene Vorladung zu erscheinen sich weigerte, mit
der Reichsacht und dem Kirchenbann belegt worden war. Der
Sohn, welcher sich gegen des Vaters Willen mit des Kurfir-
sten von Brandenburg, Friedrich I. Tochter, Margarethe, ver-
mahlt hatte und daritber aufs Hichste gereilzt, dass der Herzog
seine Schatze an die Kirche und an seinen nattrlichen Sohn,
Wieland von Freiberg, vergeudete, verband sich mit dem
Markgrafen Albrecht Achilles und dem Herzog Albrecht
von Minchen, gegen den Vater. In Folge eines mehrjahrigen
Krieges, wurde Ludwig der Bartige nach der Erstiirmung der
Veste Neuburg an der Donau im Jahre 1443 gefangen und von
dem Markgrafen in Ansbach in Haft gehalten. Obgleich der
Kaiser und die Reichsfirsten sich fir dessen Befreiung drin-
gend verwendelen, wurde er dennoch nicht in Freiheit gesetzt.
Nach dem im J. 1445 erfolgten Tod des Héckerigen tiberlie~
ferle der Markgraf, welcher kein Lésegeld als Kriegsentschi-
digung erpressen konnte, den Gefangenen seinem Todfeinde,
dem Herzog Heinrich von Landshut, fiir die Summe von 32000
Goldgulden. Dieser hielt ihn in einem Thurme des Schlosses
Burghausen gefangen, wo er im J, 1447, 81 Jahre alt, starb,
ohne dass er, in seinem unbeugsamen Trotze und unverséhn-
lichem Hasse gegen seine Feinde, in die Bezahlung eines Lése-
geldes gewilligt hatte. Da er in Acht und Bann, ohne Abso-
lution, gestorben war, so wurde er in der Stille in dem nahe-
gelegencn Kiosler Raitenhasloch beigeseizt. Ein Stein ohne
Inschrift deckt seine Gebeine. Mit ihm erlosch die kaum ein
halbes Jahrhundert bestandene Linie Baiern-Ingolstadt.
Die der Frauenkirche geschenkten Kleinode waren theils durch
Ludwig den Hiéckerigen, theils in spitern Kriegen, gréssten-
theils geraubt worden.

In der Frauenkirche befinden sich jetzt noch mehrere gute
Glasgemalde aus dem 16. Jahrhundert, einzelne Heilige dar-
stellend. Das bedeutendste, im mittelslen Chorfenster, stellt
die Verkiindigung Mariens, in einem Rosenkranze, dar. Unten
knieen die Herzoge Wilhelm und Ludwig von Baiern.
Darunier die Inschrift:

»Von Gotles Gnaden Wilhelm und Ludwig Gebriid. Pfaltz-

graven bey Rein, Herzogen yon obern und niedern Baiern

der zeit regierend. 1511. Anno 1527.“

Die auf einem Altar in einer Seitencapelle befindlichen Ge-
milde, eine Kreuzigung und die Enthauptung der h. Barbara
darstellend, tragen die Jahrszahl 1522 und das Monogramm Mf
des Ingolstadler Malers Melchior Feselen, dessen Grabstcin,
in der dortigen obern Franziskanerkirche, die Inschrift tragt:

»Anno dni 1538 den 10 tag Aprilis starb der Erber und kunst~

reich maister Melcher Feselen maler, dem got gnad.*
darunter das Zunflwappen der Maler, drei silberne Schilde in
rothem Felde.

’ Die beiden Gemalde Feselen’s zeigen eine manierirte und
dirftige Zeichnung und ein mattes Colorit, Bessere Werke
dieses Meisters befinden sich in der Pinakothek zu Minchen
und in der Moritzkapelle zu Nurnberg.

Der siattliche Hochallar der Frauenkirche enthalt das Hauplt-
werk des Miinchener Malers Hans Mielich, geb. 1515, gest.