lag, anzunelhmen, unser Schrifisttick verdanke seinen Cardinal der Notiz des Vasari. — Das Diarium der Peterskirche sagt aber nun, der Cardinal Dionigi, Giovanni de Villiers, gewéhnlich de la Groslaye genannt, ein vornehmer Franzose, der im Jahre 1474 zum Abt des Miinsters von S.! Denis in Paris erwahlt wurde, sei vom Papst Alexander VI. (1492— 1503) im Jahre 1493 mit dem Purpur bekleidet worden’). — Somit steht kein Hinderniss im Wege, dass der Auflrag von diesem Cardinal ausging, da er einestheils existirt hat, anderentheils seine Le- benszeit zusammenfallt mit dem Zeitraum, worin die Gruppe entstand. — Dartber erstreckt sich nun leider die Noliz des Diariums nicht, ob der Cardinal Dionigi dem M. Angelo wirk- lich den Auftrag gab, und zwar in der Art, dass er das Bild des Signorelli zum Vorbild nehmen sollte. Allein so entfernt lag es nicht, eine Darstellung, die wie jene des Signorelli als plastische Gruppe gedacht war, auch als solche ausftihren zu lassen. — Diesen Theil unseres Schriftstiickes kénnen wir in- dess mit keinem anderen Beweis erharten, als mit dem des Augenscheins, dass die Idee der beiden Werke urspringlich dem Signorelli angehért, obgleich auch in seinen Lebensnach- richten keiner Erwahnung der Pieta geschieht?).—— Unsere Ur- kund geht dann zur Parallele der beiden Werke tiber, auf die wir zuriickkommen, und sagt, wie es an Lelli gekommen sei, zur Zeit des Neubaus der Sakristei unter Pius YI. Ob nun ein Neubau unter Pius VI. staltfand und zugleich ein derartiger Verkauf, der mit der muthmaasslichen Lebenszeit der Eltern des Lelli zusammenpasst, wird sich ergeben. Pius VI. regierte von 1775—95, und da Wicar, der es von Lelli kaufte, schon Decennien todt, also der Kauf gewiss 30 bis 40 Jahre her ist, — denn auch Giacomo, der Besilzer nach Wicar, ist langst todt, — Wicar aber das Bild von Lelli kauft, als dieser seine Stelle als Archivar beim heil. Officium aufgab, also auch gewiss 30 Jahre alt war und dazu das Bild bei sei- nen Eltern vorfand, so muss dies von jetzt an wenigstens vor 70 oder 80 Jahren in die Hande der Lellischen Eltern gekom- men sein; allein auch nicht friher: denn es heisst ausdriick- lich, Lellis Eltern halten es auf dem Verkauf erworben. Ver- kauf und Neubau muss also ungefihr zwischen 1773 und 1783 stattgefunden haben; dass dies aber wirklich geschehen ist, be— weist foleende Stelle des Diariums der vatikanischen Basilika des Jahres 1777: ~Dieses Bild besass ein gewisser D. Giuseppe Lelli, Archi- var vom heiligen Officium, welcher versichert, dass man dieses Bild in der alten Peterskirche verchrte, —- dass der Cardinal Dionigi beim Wiederaufbau der Kirche dem Michel-Angelo die jelzt existirende Gruppe der Pieta, als Nachahmung des Gemaldes von Signorelli, bestellte, indem auch keine an- dere Abweichung vorkommi, als an einer Hand und der kleinen Veranderung in der Kopfbedeckung der Jungfrau. Ferner, sagt er, dass dieses Chiaroscuro schon seit vielen Jahren in sei- nem Hause sei, von seinen Eltern in einem Verkauf von Ge- genslanden, die der alten Sakristei der Peterskirche angehérten, erworben sei, zur Zeit, als die neue (naimlich die Sakristei) von Pius VI. errichtet wurde. Lelli verkaufte dieses besprochene Bild an den Cav. Wi- car, bei Gelegenheit als er von der Kénigin Murat nach Neapel berufen wurde, indem sie ihn zu ihrem Bibliothekar und Nu- mismatiker ernannte; denn er war ein sehr erfahrener Literat und Archaolog. Wicar hieclt dieses Bild fiir eins der schonsten des Mei- sters, von dessen Gemalden in Toscana er den grodssten Theil kannte, wo er einige Jahre die allen Meister studirt hatte und sich gliicklich pries, dieses so seltene Werk zu besitzen. Diese Aussage habe ich selbst von dem Lelli und Wicar gehért, in- dem ich in meiner Jugend viele Jahre Schiler des Wicar ge- wesen bin. — Unterschrieben: Francesco Giangiacomo.“ Wenn dieses Zeugniss auch durchaus nicht den Charakter absichtlicher Tauschung an sich trégt, sondern durch die ganze Art seiner Abfassung Glauben erweckt, so wollen wir doch, und zwar um so mehr, versuchen, es mit erwiesenen Thaltsachen in Uebereinstimmung zu bringen, Den ersten wichligen Punkt bildet die Behauptung, dass der Cardinal Dionigi dem Michel-Angelo seine Gruppe ais Co- pie des Bildes von Lucas Signorelli aufgetragen habe. Es ist also zuerst festzustellen, ob in den Jahren 1498 oder 99, wo diese Gruppe begonnen wurde, weil sie in das 25ste Jahr des Michel - Angelo fallt, ein Cardinal Dionigi gelebt hat. Da nun auch Vasari sagt, der Cardinal Dionigi habe dem Michel -An- gelo die Gruppe bestellt, aber zugleich auch diesen Cardinal, der, aus Frankreich stammend, den Familiennamen Villiers und den ihm hbeigelegten Namen de la Groslaye fihrte, zu einer Per- son macht mit einem anderen Rovano, — ein Irrthum, den schon Bottari nachweist und Condivi wiederholt ) —: so konnte die- ses Zeugniss eines Schriftstellers, der in so vielen historischen Dingen irrt, hier um so mehr zum Nachweis auffordern, wo er eine Vermengung von Personen begeht, und es nicht gar fern „›Роззеаера questa tavola certo D. Giuseppe Leili, Archivista del S. Of- fizio, il quale affermava che detta Immagine si venerava nell’ antica Basi- lica Vaticana, che il Cardinal Dionigi nella riedificaxione del tempio or- dino a Michelangelo il gruppo della Pietd ora esistente ad imitazione del dipinto del Signorelli come si vede all’ evidensa, non essendovi altra varieté che una sola mano e qualche piccolo cambiamento nel panno che cuopre il capo della Vergine; di pit diceva che quel chiaroscuro era da molti anni in sua Casa, acquistato da suot parenti nella vendila di aleuni oggetti ар- partenenti all’ antica Sagrestia di S. Pietro, allorché venne edificata la nuova dal Sommo Pontefice Pio Sesto. La detta tavola il Lelli la vendé al Cav. Wicar in oceasione ch’ esso fi chiamato a Napoli dalla Regina Mourat dichiarandolo suo Bibliotecario particolare e numesmatico, essendo peritissimo archeologo e letterato. Il Wicar diceva esser quella tavola una delle pit belle di quel maestro, conoscendo la maggior parte de’ suoi dipinti nella Toscana, ove avea passatt alcuni anni studiando gli antichi Maestri e chiamandosi fortunate di pos- sedere quest’ opera rarissima. A questi discorst mi sono trovato pin e pi volte presente tanto col Lelli, quanto col Wicur, essendo stato nella mia giovent& scolare per molti anni del Cav. Wicar.“© — Firmato Francesco Giangiacomo. 1) Siehe Ausgabe des Vasari Firenze 1832—38. »Montag, den 1%. November 1777. Vorabend (Vigilie) der Einweihung unserer heiligen Basilika. Die Kirche wurde wie gewohnlich geschmiickt, aber es wurden auch die Kreuze und die neuen Armleuchter von vergoldetem Kupfer an die Pilaster geheftet: die Kreuze waren friiher auf gemalten Tafeln und alle zerbrochen, und die Armleuchter von Messing im schlechlesten Zustand, Der Monsign. Filippo Lancelloth hatte sie machen lassen, aus dem gewonnenen Gelde des Verkaufs einiger Bilder, welche sich in der alten Sakristei befan- den elc. *).“ 1) Wortlich: ,,Giovanni de УЧЁет;, соттипетеще detio de la Gres- laye, nobile Francese, il quale nell’ anno 1474 fu eletto abbate del Mona— stero di S. Dionigi in Parigi, e pot da Papa Alessandro VI. nel 1493 de~ corato della S. Porpora« Das Werk des Maroni: Disionario di Erudisioni storico—ecclesiastiche fahrt diesen Mann unter dem Buchstaben D. nicht auf und ist bis V. noch nicht gekommen. — Anderwéarts steht aber noch, dass Dionigi als Gesandter Frankreichs nach Rom gesandt war. 2) In der deutschen Ausgabe des Vasari im Leben des Signorelli besagt am Schluss eine Note, im Palazzo Spada zu Rom finde sich eine Pieta des Signorelli. In diesem Palaste ist aber gar kein derartiges Werk, Gberhaupt kein Bild dieser Schule aufzufinden. Die besprochene Pieta kann ihrer Geschichte nach aber nie dagewesen sein. — [Platner in der Beschreibung Roms er- wihnt kein derartiges Werk. 3) ,,Lunedi 17 Novembre 1777. Vigilia della Dedicazione della nostra