nalurgemisse Licht~ und Schattenténe, auf der Leinwand wie-
der. Sein grésstes Bild: ,,das Innere des Hofes vom Dogen-
palaste in Venedig“, erinnert uns augenblicklich an die Arbeiten
Canaletto’s, und offenbar ist bei Joyant ein griindliches Studium
dieses Meisters vorhergegangen. Eine Reihe von 5 kleineren
Bildern schliesst sich als gleich vortrefflich dicsem ersten an.

Auf glanzenderen Farbeneffekt ist von Mingnet in Ant-
werpen hingearbeitet, er bringt ,,die Sakristei der Kirche St.
Jadin“. — In ahnlicher Weise behandelt ist von Genisson in
Briissel ,,das Innere der Kirche von Averbade, mit einer Ce-
remonie des Ordens der Pramonstratenser“.

Von M. Neher in Miinchen, dessen sauber und detaillirt
gemalte Ansichten 6fter erwahnt wurden, sahen wir abermals
eine Partie aus Niirnberg, mit der Ansicht des Nassauer Hauses.

Leo v. Klenze endlich lieferte ,,das Innere der Kirche
San Miniato al Monte bei Florenz*‘ und die 1850 auch in der
	grossen Berliner Ausstellung vorgeftihrte ,,Ansicht der Restau-
ration Athens“.
	Die Зеета   егет.
	Einen zweiten Carton, der sich durch Einfachheit in der
Auffassung des behandelten Gegenstandes und schéne korrekte
Zeichnung hervorthut, ist: ,,die Tédtung der Erstgeburt in
Egypten“, von A. Miiller, Zigling der Akademie.

Ein in anmuthiger Weise erfundenes grosses Gedachtniss~
blatt an erlebtes Kunst- und Kiinstlerleben in Miinchen, vom
Jahre 1825—1850 sehen wir von Eug. Neureuther.

Der geistreiche Zeichner Bon. Genelli stellt auf einem
figurenreichen Blatte in Umrissen den Kampf zwischen Lykurg
und Bacchus dar, Als Bacchus auf seinem Siegeszuge aus Asien
nach Europa zu den Edoniern kam, wollle Lykurg, der Konig
dieses Volkes, des Gottes Cultus nicht gestatten, weshalb es
zwischen ihnen zum Kampfe kam, in welchem Bacchus besiegt
sich zur Thetis ins Meer flichtete. Auch die Musen, seine Be-
gleiterinnen und Comus fliehen, Manaden, Bacchanten und Cen-
tauren leisten vergeblich Widerstand gegen die Krieger des
Kénigs, der neben der Siegesgottin auf der Quadriga erscheint.

Im Fache der Landschaft ist J. W. Schirmer in Diissel-
dorf durch 28 Kohlenzeichnungen vertreten.

Unter den Kupferstichen ist eine gréssere Anzahl von Blat-
tern aus dem Bildercylilus zu der Geschichte des deutschen Vol-
kes von K. Hermann, gestochen von verschiedenen Meistern,
ausgestellt. Die ersten Lieferungen dieses umfangreichen Wer-
kes fanden erst kiirzlich im D. Kunstblatte von Seiten des Re~
dacteurs eine ausfihrliche Besprechung.

Ed. Eichens, A. Hoffmann und L. Jacoby fihrten
einzelne Bruchstiicke aus Compositionen W. vy. Kaulbach’s im
Berliner Neuen Museum aus und von Thaeter sahen wir den
schén vollendeten Stich von Kaulbach’s Vélkerscheidung beim
babylonischen Thurmbau.

Von architektonischen Entwirfen sind zu erwahnen W.
Stier’s treffliche Preisarbeit: Zehn Blatter zu dem von S. M.
dem regierenden Kénige Maximilian mit dem ersten Preise ge-
krénten Concurrenzbauplan fiir eine héhere Bildungs- und Un-
terrichtsanstalt. L. Largé’s Entwitirfe zu der bei Berchtesga-
den ausgefiihrten kéniglichen Villa. Zwei Entwarfe bereits aus-
gefiihrter Bauten von J. Hochstetter in Carlsruhe, und das
Project zu einem Rathhause in Verbindung mit einem Assisen-
hofe von H. Peschel aus Dresden.
	Werke der Bildnerel.
	Beim Eintritt in den Saal, der fir die Werke der Plastik
bestimmt ist, fallt unser Blick zuerst auf das durch seine Grosse
hervorragende Modell F. Brugger’s in Miinchen, des in Mar-
mor ausgefihrten Monuments, welches S. M. Konig Ludwig dem
Geschichtsschreiber Johannes Miller auf dem Kirchhofe zu Cas-
sel errichten liess, mit den allegorischen Figuren der Geschichte
und der Gerechtigkeit. Wir verweisen unsere Leser auf die
ausfiihrliche Beschreibung des Denkmals, die wir in No. 19.
1852. des D. Kunsiblattes bereits mittheilten.

Eine lebendige Composition desselben Meisters ist ein Faun,
mit einem Tieger scherzend.

Von F. Kirchmayr in Miinchen sind drei gréssere Gyps-
abgiisse nach eigner Composition ausgestelll: eine Tritone, ein
gefliigelter Genius mit der Fackel in der Hand und einem Stern
auf dem Haupte, den Morgen darstellend, und ein schlafender
Amor.

Unter der отбззегеп Anzahl von Arbeilen des Bildhauers
H. Ruff in Miinchen heben wir den, einen Blumenkorb tragen-
den Kinderengel und die mit grossem Verstandniss und zier-
lich modellirten Bildnissstaluetten des Dichters Halm, C. von
Binzers, und eines Minnesingers hervor. In gleicher Weise
behandelt ist Xav. Schwanthaler’s Portraitstatuette des Georg
	Gangkoffer, Baumeisters der Frauenkirche zu Munchen, nach
50 *
	Ausser einem ,,Sonnenaulgang im Archipel“ von J. Ja-
cobs in Antwerpen, dessen Marinebilder alle durch vorzatig-
liche Klarheit und Durchsichtigkeit der Farbung, so wie durch
treffliche Ausfihrung der Staffage sich auszeichnen, sahen wir
in diesem Fache nur noch eine Arbeit von Bedeutung, und
zwar von P. J. Schotel, darstellend die Abfahrt von der Rhede
bei Texel wahrend stiirmischen Wetters. Eine Marine, im Ca-
taloge mit , Schiffbruch“ verzeichnet, von Th. Gudin in Paris,
wagen wir nicht zu analysiren, da der dem Bilde angewiesene
ungiinstige Platz eine genaue Betrachtung nicht méglich macht.

Von J. B. Weiss in Miinchen finden sich zwei Gemalde
vor, deren eines ,,Carambolage eines Dreimasters mit einem
Dampfhoote auf dem Ocean bei ganz hoher See und Hochge-
witter“, in den Besitz S. M. Kénig Ludwig’s tiberging.
	Hiermit die allgemeine Uebersicht der Oelmalerei beschlies-
send, wollen wir kurz unter der an und fiir sich geringen Zahl
von Cartons, Handzeichnungen, architektonischen Entwirfen und
Kupferstichen die vorztiglichsten hervorheben und schliesslich
eine Uebersicht der bedeutenden plastischen Werke hinzufigen.

Ludwig Thiersch, Prof. der Malerei zu Athen, liefert
den Entwurf zu einem in grésserem Maassstabe auszufihrenden
Oelgemalde. Die Composition behandelt Charon, den Todlen-
fiihrer, nach einer neugriechischen Volkssage, und ist auf blauem
Papier mit schwarzer und weisser Kreide gezeichnet, uns leb-
haft an die zu Anfang dieses Jahrhunderts verbreitete Manier
der Behandlung erinnernd. Hoch durch die Liifte reitet Charon,
die Sichel des Todes in der Hand, umschwebt von zahlreichen
Verstorbenen jedes Allers, wahrend unten auf der Erde das
Volk den Geschiedenen Todtenfeste feiert. Die behandelte Sage
spricht sich in folgenden Versen deullicher aus:

Wie dort so schwarz die Berge steh’n, wie sie so dister ragen!
Mag sie der Sturm windpeitschen wohl, mag sie der Regen schlagen ?
Nein, nicht der Sturmwind kann sie so und nicht der Regen qualen;
Der Todesengel kommt vorbei, mit abgeschied’nen Seelen.

[hm schweben Jiinglinge voran, im Récken schweben Greise,

Auf seinem Sattel Kindlein zart, geordnet Reihenweise.

Die Greise bitten flehend ihn, die Knaben auf den Knien:

Mein Charon! lass im Dorf’, lass uns am kihlen Quell verziehen,
Dass sich am Spiel die Jugend freu’, die Greis’ am Trank erquicken;
Dass Blimchen auf der bunten Au die zarten Kindlein pflicken. «
Nicht lass’ ich Euch im Dorf verziehn, nicht an der kahlen Quelle,
Die Mitter kommen mit dem Krug zum Brunnen klar und helle;
Das Mutterauge wirde schnell die Kindlein dort erkennen,

Die Gatten fanden wieder sich — wer kénnl¥ aufs Neu sie trennen? *