auf die Seitenwande dricken zu lassen, ihrer schwierigen und und langwierigen Ausfiihrung wegen nicht mehr in Angriff ge- nommen werden konnle. Da aber jelzt in diesen Zimmern die nothwendigen Malereien beendet werden sollen, so lasst sich erwarten, dass man den urspriinglich von Herrn Gemmel zu Grunde gelegten Plan wieder aufnehmen und ein in allen Theilen libereinstimmendes und vollstindig durchgefiihries Ganzes her- stellen wird. Zu erwdhnen bleibt noch, dass auf dem Fenster- pfeiler, dicht unter der Decke, eine allegorische Figur von Rosenfelder den Tag der Eréfinung der Bahn, ,den 1. Au- oust 1853“, auf eine Steinlafel verzeichnet. м“. Ueber einen altdeutschen Altarschrein. Die Bekleidungen, Aufsdtze und Verzierungen der altdeut- schen Altére in Epitaph- und Schranklorm scheinen durch das ganze Millelalter iiberall verbreitel und iiblich gewesen zu sein, die dann theils mit Schnitzwerk, theils mii Malereien versehen waren, und worin die allen Kinstler oft ihre ganze Glaubens- innigkeii und Kunstferligkeit an den Tag legien. Da die allen Kirchen den Madonnen, kaiholischen Heiligen und deren Le- genden geweihet und diese haufig mil auf den Altiren darge- stellt waren, was zum protesiantischen Gottesdienst nichi mehr passte, so wurden sie spdler mehr und mehr beseiligt und durch architekionische Kunsisliicke erselzi, die meist geschmack- und werthios sind und die jetzt auch wieder beseitigt werden. Im Lande Hadeln, am Ufer der Elbe, im Kénigreich Han- nover, giebi es in den urallen Kirchen des Landes, die noch von unbehauenen Feldsleinen erbaut sind, mehrere dergleichen sehr alle Allarschreine; das Schnitzwerk daran ist aber noch sehr roh und ohne alles Kunstverdienst. In der Kirche zu Al- tenbruch daseibsi befindet sich auch ein solcher Allarschrein, der durch seine jiingere, treffliche, elegante Arbeil ausgezeich- net, ein schénes Denkmal alideutscher Kunst bildet, welches oft die Aufmerksamkeil der Kunstkenner erregle. und dessen wirklicher Kunstwerth es erlaubi, ihn in diesem Blalte — an- deulend our — erwdhnen und beschreiben zu dirfen, und zwar um so mehr, je sellner dergleichen Werke allmahlig werden und bevor die Landleuie, den Werth desselben nicht tennend, ihn noch mehr verfallen lassen, oder, was noch weit schlim- mer sein wird, ihn gelegentlich total von einem Pinsel vernichten lassen! Der Schrank stammt aus dem Ende des ‘iinfzehnten oder dem ersten Vieriel des sechszchnten Jahrhunderts; er ist fast finf Fuss hoch, ebenso гей ип acht Zoll tief, mit Fligel- thiiren zu beiden Seiten, die, jede halb so breit als der Kasten und ebenso tief, mit Charnieren versehen sind und die ihn von rechts und links ganz einschliessen kénnen. In der Milte er- hdhet sich der Schrank um zwanzig Zoll und um sechszelin Zoll Breite uud bildet dori einen horizonlalen Ausbau oder Gievel. Wenn diese Fliigelihtiren auf den Schrank geschlossen waren, so hatten sie wieder andere bewegliche Flige!, die aann die Riickseite und die leere Stelle der Hauptfliigel verdeckten, und worauf biblische Scenen una die Staluen des Moses und Paulus gemall waren; diese Атрей 15: uber fast vernichtet, sie war auch, oline allen Kunstwerli, nur als Nebensache zu vetrachten. Die gussere, obere Krénun; des Schrankes ist um ein Jahrhundert jiinger als er selber, sie ist nicht mehr gothisch, sondern in der Art und Weise des Wende! Dillerlein zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts verfertigt, verziert mit Schnérkel und Friichien, die zwar gut geschnilzt und bemall sind, aber nicht zum Schrank passen. Der Unlersatz des Schrankes ist auch nicht dlter als dic Kronung, er ist acht Fuss breif und drei Fuss hoch. In drei halbrunden Nischen, die durch vier mit Frichten reichverzierten Caryatiden abgetheilt sind, welche in Basrelief geschnitzt und bemalt, Jungfrau, Jingling, Mann und Greis vorstellen, stehen drei mannliche zwei Fuss hohe Figuren, Glaube, Liebe und Hoffnung darstellend. Auch diese drei Figuren beweisen den Verfal] der altdeutschen Bildschnitzkunst, denn sie sind viel roher und bei Weitem nicht so gut verstanden, als diejenigen im Schranke. Dieser hat in der Anordnung der Figuren, die in Eichen- hola geschnitzt sind, ihren Gewandungen, Costiimen etc. dic grésste Aehnlichkeit mit dem allberihmten Altarschrein von Hans Briigge mann in der Domkirche zu Schleswig (verfer- ligt von 1515 bis 1521), ja er dibertrifft ihn oft an Kunstwerth in den Hauptfiguren, an edleren Formen, an wiirdigerem und lieferem, nicht so karrikirlem Ausdruck, wie der Vergleich klar und deuilich zeigt, und hat noch den Vorzug, dass die Gegen~ stinde darin schén bemalt und vergoldet sind. Die Vorderseiien des Kastens und der Fliigelthtiren sind am Rande mil gothischcanelirten Saulen eingefasst, worauf oben kleine Figuren in Nischen stehen. Nach oben sind die Fillun- gen in den Ecken mit zierlichen, goldenen, durchbrochenen, gothischen Blatler-Ornamenten, wovon viele fehlen, begranzt, die nach der Milte hin, verjingl auslaufend, jedes Bild, wie mit einem Baldachin bekrinzen und krénen. Die Figuren im Vordergrunde sind anderthalb Fuss hoch, fast ganz rund ge- schnilzt, ihre Bekleidung ist nach damaliger Site sehr willktihr- lich and abentheucrlich, oft natiirlich, selbst ideal und schwung- voll gelungen. Der Ausdruck der Leidenschaften, des Schmer- zes, des Bedauerns, des Hasses, der Wuth, der Theilnahme und des Spottes ist bei allen Figuren des ganzen Werkes vor- trefflich wahr und ungemein lebendig ausgedriickt. Die Fligelthiren sind der Hohe nach in zwei gleiche Theile getheilt. г Inhalt ist bei allen vier Gegenslanden sehr gut componirt und in sich selbsi begranzt; in den halben Giebeln stehen Pelrus und Jacobus. In dem oberen Felde Jinks: Chri- stus von Kriegsknechten vor Pilatus geftihrt, dem cin Page ein Waschbecken vorhalt, worin er sich die Hinde wiischt; er sitzt als aller Mann auf dem Thron, mit sonderbar spilzer Mitze auf dem Haupte; tiber seinem goldenen Gewande, was wie das von Christus schén geordnet ist, hangt ein Orden, ahnlich dem yom goldnen Vliesse. Alle, besonders der Anfihrer der Kriegsleute, sind von trefflichem Ausdruck, das Ganze cine gelungene Com- position von sieben Figuren. Das Feld darunter zeigt die Kreuztragung: Christus, im idealen, goldenen Gewande fortschreitend, tragt von Schmerz erfullt, doch wirdevoll, das Kreuz; er wird von den rohen Haschern gezerrt, getricben und geschlagen, Simon von Kyrene unterstiitzt ihn; voll von Kummer und Betriibniss folgen Maria und Johannes; schéne, gelungene Darstellung in sieben Figuren, Das grosse Mitlelbild stellt in dreiundzwanzig Figuren dic Kreuzigung Christi vor: er hangt erhéhct in das Giebelfeld hinein, die Schacher zu den Seiten etwas niedriger; sie sind zwei Fuss gross, ganz nackt und rund geschnitzt. Vor Allen ist Christus am Kreuze mit Kenntniss der “Anatomie, edlen For- men und mit einem Ausdruck dargestellt, wo das materielle Leiden tiberwunden, sich zur Poesie des Schmerzes verklart; so auch die Schacher, trotz ihren Verrenkungen. Die heiligen Weiber in Schmerz und Ohnmacht, der theilnehmende Johannes, die wirfelnden Kriegsknechle in ihrer Gier und Rohheit bilden den Vordergrund, sie sind gut siluirt und der Ausdruck der Gruppen der Action: gemiass. In ihrer Miite befindet sich cine schlanke Dame (bei Brig- gemann ebenso) ganz in goldenem Gewande, mit rothen Schu-