Dieser kostbaren Serie folgen die bekannten Teppiche nach dem Carton: die beriihmte Apostelgeschichte von Rafael. Von dieser herrlichen Schépfung Rafaels liess Leo X bekannilich 3 Original-Exemplare fertigen, von denen das im Vatikan aufbe- ~wahrte 200,000 Scudi kostete. Von den zwei in der kéniglichen Burg zu Madrid befindlichen Exemplaren scheint das in friheren Jahren ausgestellte und mit Gold durchwirkte gleichfalls Original zu sein. Aber auch das zweite, in den letzten Jahren gezeigte verdient es, der studirenden Jugend zugiinglicher gemacht zu werden, umsomehr als diese sich bei jeder Gelegenheit bemiht zeigte, die malerischen Gruppirungen dieser Bilder zu kopiren. — Die Herzége von Villa Hermosa bewahren ein drittes Exem- plar (Kopie) dieser prachtigen, gegen Ende des 16. Jahrh. in Flandern gewobenen Tapeten. In Beziehung auf ktinstlerischen Werth folgen die Tapeten, welche von Johann Cornelis Vermeyen genannt Barbalunga ge- zeichnet wurden, der den Kaiser Karl V auf seiner afrikani- schen Expedilion begleitele (cin Umstand, der diesem so piinkt- lich und detaillirt ausgeftihrten Bilde einen grossen historischen Werth verleiht). Diese Cartons befinden sich im Magazin der kaiserlichen Galerie im Belvedere zu Wien. Sie stellen die Hauptbegebnisse jenes Zuges dar. Noch erwaéhnen wir einige Tapeten von Giulio Romano; andere die Geschichte Abraham’s behandelnd, mit schéner Ein- fassung aus der florentinischen Schule; ferner mehrere andere aus derselben Schule von lebendiger, glanzendcr Farbung, welche Scenen aus der Kyropidie des Xenophon darstellen. Die zahlreichen, bekannteren Serien von Lucas Giordano, Cor- rado und Amiconi schliessen diese gloriose Galerie *). In den Schléssern der Grossen, in den Kléstern und Stif- tern von Madrid liegen noch viele und reiche Tapisserien be- graben, und man kann hieraus schliessen, welch ein prachtvolles Schauspiel dic Hauptstadt Spaniens einst gewahren musste, wenn bei den Festen des Corpus jene Granden die Fagaden ihrer Pa- laste mit den Tapisserien verzierten, welche sonst den Schmuck threr Gemacher bildeten, Herz aus Hildesheim lieferte ,einen Abschied des Tobias , vom Kunstverein fiir Rheinland und Westphalen erworben, so- wie ,,eine Frohnleichnamsprozession®, auch durch eine Litho- graphie bekannt. , Meyer aus Berlin, Maler , einer barmherzigen Schwesier am Krankenbette“, trat auch als Kupferstecher mit einer Rei- henfolge Portraits Diisseldorfer Kinstler auf, E. Wodik aus Magdeburg malte ,Schachspieler*, sowie ,eine Balkonscene™. Résen aus Bonn, Schiiler Schirmer’s, malte Landschaflen, u. A. ,,Schloss Bentheim in Weslphalen“; starb bereits um 1539. J. Lange, Schiiler Schirmer’s, Landschafter, gegenwarlig in Miinchen. W. Ries aus Siegburg, Maler einer lindlichen Scene (Dorf- geschichte), 1839 vom Kunstverein fir Rheinland und West- phalen erworben, starb um 1842. N. Bauer aus Trier malte eine Austreibung der Hagar, lieferte gute Kopien nach Sohn und Mengelberg und war als Gehiilfe Stilke’s auf Burg Stolzenfels thatig. F. Bithorn aus Reichenbach, Schiller Sohn’s, malle eine Mutter mit ihrem schlafenden Kinde. Das Bild wurde vom Konig von Sachsen angekault. Bertelli aus Mainz licferte ausgezeichnete Portraits und machte Vorarbeiten zu historischen Bildern. Schmidt aus Berlin malte Iebensgrosse Genrebilder, so- wie recht gute Bildnisse, wohnte spater in Aachen und wandte sich dann nach England. Die Tapisserien des Kéniglichen Palastes zu Madrid nach Valentin de Garderera. Die Ausstellung der bertihmten Tapisserien, welche die Hauplgalerien des Koniglichen Palastes zu Madrid schmiicken, findet zum Theil alljabrlich, dem grésseren Theile nach aber nur bei besonderen Festlichkeilen statt. Es ist dies immer ein frohes Ereigniss, nicht allein fir diejenigen, welche sich gern an den ruhmvollen Erinnerungen aus der spanischen Geschichte ergétzen, sondern auch und hauptsichlich fir alle Kistler von wahrem Berufe. Betrachten wir die Tapisserien in kiinstlerischer Beziehung, so stossen wir dabei auf einige der erhabensten Schépfungen von Rogier von Briigge, Rafael und seinem Lieblingsschiler Giulio Romano, auf ahnliche von van Orley und anderen ausgezeichneten Kiinstlern des 16. und 17. Jahrhunderts, deren inniges Studium allein hinreichen dirfte, um einen vollendeten Kinstler zu bilden. Von Rogier von Brigge rihren die Teppiche her welche die Schriftsteller des 17. Jahrh. die sichen Sinden ge- nannt haben. Wir kénnen diese Benennung jedoch eigentlich nur der letzteren derselben, der Infamia, zuerkennen, die, um- geben von ihren Satelliten: der Verwirrung, dem Skandal, der Unwissenheit etc., wie ein Unglicksplanet in der Héhe schwebt und von da herab auf Kain, Jesabel, Sardanapel, Nero und eine Unzahl anderer grosser Verbrecher, welche durch diese verfluchte Altmosphare schweben, ihren bosen Einfluss tbt. Die ubrigen Tapeten dieser Serie scheinen die gottliche Weisheit, den Glauben, den kirehlichen und birgerlichen Adel, die Klugheit, die Gerechtigkeit, den Ruhm, das Glick und dic Ehbre darstellen zu sollen, An diese Bildergruppe schliessen sich acht grosse, nicht minder kostbare und mit Gold und Silber durchwirkte Tapeten, welche verschiedene Scenen aus der Offenb. Joh. behandeln. Sie sind noch besser erhalten als die ebengenannten und die Vollendung ihrer Weberei ist wahrhaft bewundernswirdig. Prachtwerk. Album. Sr. Majestit des Konigs Ludwig [ von Bayern, von deutschen Kiinstlern gewidmet am Lage der Enthiillung der ,,Bavaria“ zu Miinchen. Mit kénigl. Genehmigung, in der Originalgrésse, theils auf Kupfer oder Stahl, theils auf Stein abgebildet und herausgegeben von Piloty und Loehle in. Afiinchen. Die Bedeutsamkeit des noch im Erscheinen begriffenen Kénig -Ludwig- Albums fiir die Beurtheilung des Standpunktes, auf welchem sich die vervielfalligenden Kinste in Deutschland dermalen befinden, rechtfertigt es hinlanglich, wenn wir, ob- wohl bereits in No. 23 d. Jahrg. von Seiten der geehrten Re- daclion der reiche Inhalt des Originals und kiinstlerischen Vor- zuge ciniger der bis zu Anfang d. J. erschienenen Blatter her- vorgehoben worden sind, noch einmal im Genaueren auf die 1) Es ist uns in Madrid von den ersten Kitnstlern versiehert worden, dass die Tapetenmasse im k. Palaste eine so enorme sei, dass der ganze mehtere Meilen betragende Weg von Madrid bis zum Escorial damit belegt werden kénnte, ja man habe noch gar nicht einmal Raum gefunden, um die aufeinander gestapelten Massen alle zu entfalten! Mag man auch die Halfte hieryon auf Rechnung spanischer Grossthuerei setzen, so scheint doch so viel gewiss zu sein, dass der Tapetenluxus zur Zeit der Philippe ein unge- heurer war, und ihre Stellung in der Reihe der Kunstprodukte noch nicht heurer war, und ire ole erschdpfend gewiirdigt ist.