Linien des Holzschniltes уоп апоетез5епег Wirkung gewesen
wiiren.

Ehe wir aus beiden Jahrgangen nun diejenigen Werke her-
vorheben, die sich, sei’s im Original, sei’s in der Copie unse-
res Erachtens als die bedeutendsten oder fiir den Kiinstler cha-
rakleristischsten Leistungen hervorthun, sind die Titelblatter,
so wie die Abbildungen des Einbandes zu erwahnen. Das Haupt-
litelblatt, eine Radirung Herwegen’s nach Kreling’s Aqua-
rellzeichnung, ist in seiner oberen Halfic durch einen Lorbeer-
und einen Eichbaum in drei Felder getheilt, so dass an der
dussersten Linken die Heroen und Macene der antiken Kunst,
unter den Zweigen des Lorbeers die der italienischen und unter
den Zweigen der Eiche die der deutschen Kunst des Mittelal-
ters dargestellt sind. So wenig uns hier diz Hineinziehung der
Dichter (Homer, Dante u. A.) motivirt erscheint, so wenig sagt
uns die Ungleichheit in der Composition der drei Felder und
der Mangel am Parallelismus zu, der durch die Ungleichheit in
der Wahl oder vielmehr Zahl der dargestellten Personen her-
beigefihrt ist. Auch sind die Figuren im Hintergrunde des
Seitenbildes links und des Mittelbildes allzu skizzenhaft oder
steif in der Zeichnung. Dante ist geradezu eine Statue, keine
lebende Gestalt mehr. Die untere Hilfte des Blaltes besteht
nur aus einem links durch ein Lorbeer-, rechts durch ein
Eichengewinde, in der Mitte durch Titelworte von den drei
oberen getrennten Bilde, das uns die Heroen der Minchener
Kunstwelt zeigt. Sie bringen Чет шт der Mitte stehenden K6-
nig Ludwig, der im Profil hinaufschaut nach dem oberen Felde
links, die Modelle oder Cartons ihrer Werke dar, wahrend
Herwegen ihm das Album zu Fiissen legt. Den Hintergrund
links bildet ein Zug antiker Marmorwerke zur Glyptothek, rechts
die Pinakothek und die Gewerke Miinchens mit dem dem Kénig
gleichzeitig dargebrachten Schranke. Ganz passend ist als in-
teressante Beigabe, als Gratisblalt, Herwegen’s Festaug der
Kinstler und Innungen bei der Enthillungsfeier der Bavaria ge~
geben, iiber den von Ernst Forster im Jahrg. 1851. 8. 175.
berichtet worden ist.

Dann folgen die getreuen Abbildungen der beiden Aussen-
seiten des Albums-Einbandes, wahre Meisterwerke des Far-
ben- und Metalldruckes, deren Beschreibung wir hier ebenfalls
iibergehen kénnen, da eine solche bereits von den Originalen
im Jahrgange 1850. 8, 378. gegeben wurde.

Zu den Blatiern einleitenden Charakters gehéren endlich
noch zwei, die ihrem Inhalte nach noch vor jene Titelblatter
fallen. Auf dem ersten, einer Kupferradirung Strahuber’s
nach Kaulbach’s Zeichnung, erscheint Konig Ludwig in Rom,
um die am Grabe der Kunst trauernd sitzende oder vielmehr
halb hingestreckte Muse der deutschen Kunst abzuholen und in
ihr Vaterland zurickzufihren. Oben im Hintergrunde sind in
strahlenumgebenen Medaillons die kinftigen Hauptwerke der
Kunst in Miinchen angedeutet. Was die Technik der Repro-
duction anlangt, so halten wir bei keinem der bis jelzt erschie-
nenen Albumblaltter den Holzschnitt lieber gesehen, als hier.
Statt dessen ist die Radirung gewahlt worden, die die krafti-
gen, breiten Linien der freien Handzeichnung etwas trocken
und nichtern wiedergiebt. Die Fortsetzung dieser Scene ent-
alt das folgende Blalt, lithographirt von Plockhorst nach
Jul. Schnorr’s Tuschzeichnung. Die Muse ist dem Rufe des
Konigs gefolgt, und trill mit ihm unter die Schaar der in Rom
arbeitenden, im Vordergrunde sitzenden Kinstler. Nicht durch
einen bestimmten Platz, sondern durch mehrere charakteristi-
sche Gebiude, so wie durch die Wélfin mit den Zwillingskna—
ben und den Tiberstrom ist Rom bezeichnet. Die schwierige
Aufgabe, im Hinaufschauen der Kinsler nach dem Konig und
	der Muse Einférmigkeit und Unschonheit zu vermeiden, hat acr
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	Art und Weise des Erscheinens, auf den Inhalt der einzeinen
Blatter und auf die Technik des Bilddrucks zurtickkommen, so-
weit sich diese Punkte aus den beiden vollsténdig vor uns lie-
genden Jahrgingen ersehen lassen.

Der erste Jahrg. begann im Spaitsommer 1851 und gab in
6 Lieferungen ) bis zum Ende des v. J. 36 Blatter nebst einem
Gratisblatie; worauf der zweite folgte, der in 4 Lieferungen
bis zum Sept. d. J. 24 Blatter und wiederum ein Gratisblalt
brachte. In letzterer Weise wird die vielversprechende, aber
auch ebenso viel haltende Verlagshandlung das Werk fortseizen
und so zu Ende fiihren, dass wir alsdann auf die im Ganzen
zu erwartenden 200 Blatter als auf die reichste Fundgrube cha-
rakteristischer Leistungen der jetaigen deutschen Maler und auf
die vollstandigste Sammlung von Proben vollendeten Bilddrucks
zuriickschauen kénnen. Denn es liegt in der Absicht der Her-
ausgeber, cine der Technik des jedesmaligen Originalblattes
angemessene Technik der Vervielfalligung 2u wahlen und darin
stets das Erreichen eines méglichst hohen Grades der Vollen-
dung zu dokumentiren, Da sie dabei den Vortheil haben, an
keine Art von Reihenfolge gebunden zu scin, so versteht es
sich von selbst, dass sie nicht nur in jedem Jahrg., sondern
sogar in jeder einzelnen Lieferung méglichst verschiedenarlige
Zweige der Malerei und méglichst verschiedenartige Technik
des Bilddruckes reprasentiren, wie folgende Uebersicht aber
die vollendeten zwei ersten Jahrgange zeigen wird.

Der erste enthali ausser dem Titelblalte mit der Huldi~
gungsallegorie auf Kénig Ludwig, dem zweiten Titelblalte (oder
Gratisblatte) mit dem bei Enthiillung der Bavaria gehaltenen
Festzuge der Kiinstler und Gewerke, und den beiden Blaltern
der Aussenseiten des Albums~Einbandes 5 Darstellungen aus
der heil. Geschichte, 6 aus der tbrigen Geschichte und dem
historischen Genre, 6 allegorische Scenen und Gestallen, 4
Genrebilder, 6 Landschaften, grossentheils mit Stadteansichten,
3 Thier- und 2 Architekturstiicke. Unter diesen sind 2 Kupfer-
stiche, 3 Kupferradirungen, 2 Stahlstiche, 3 dergl. in Schwarz
kunst, 1 Stahlradirung, 2 Steinstiche, 18 Steinzeichnungen und
5 dergl. in Halbfarbencruck. Die 25 Blatter des zweiten
Jahrganges, unter denen cines zwei Bilder enthalt, bestehen
aus 7 Darstellungen aus der Historie und dem historischen Genre,
8 Genrebildern, 7 Landschaften und Veduten; 1 Thier-, 2 Ar-
chilektur- und 1 Seestiick. Es sind 2 Kupferstiche, 9 Stahl-
sliche, unter denen einer in Schwarzkunst, 2 Stablradirungen,
9 Lithographieen, 3 dergl. in Halbfarbendruck. Dem letzteren
Jahrgange sind 2 Blatter beigegeben, die in deutscher und fran-
zosischer Sprache eine kurze Beschreibung der Bilder liefern.

Diese Uebersicht mag zum Theil zur Widerlegung eines
Vorwurfs dienen, den man ungerechter Weise der Verlags-
handlung im weiteren Fortschreiten ihres Unternehmens gemacht
hat. Wenn man namlich die Anzahl der kiinsilerisch bedeu-
tenden Leistungen im zweiten Jahrgange verhdlinissmassig ge-
ringer gefunden hat, als im ersten, so geben wir das nur in
Bezug.auf die Originale bis auf einen gewissen Grad zu, aber
durchaus nicht in Bezug auf die Tech:.ik der Reproduction, die
sich in charakterischer Auffassung des Ganzen und sorgfilliger
Durchfihrung des Einzelnen nicht etwa gleich geblieben ist,
sondern ein sichtbares Zunehmen gezeigt hat. Eine andere
Frage ist die, warum es, wie der Titel besagt, dem Heraus-
geber nicht gefallen hat, auch die Kunst des Holzschnitles hier
zu reprasentiren. Eine Antwort vermégen wir nicht darauf zu
gehen, aber wohl die Blatter namhaft zu machen, fiir welche
	1) Jede Lieferung zu dem Preise von 5 Thirn. bei Verpilichtung aul
einen Jahrgang. Nach Beendigung desselben kénnen sowohl einzelne Lie-
ferungen, als auch einzelne Blatter zu erhdhtem Preise abgegeben werden.