Schloß Rehnitz. Haupt-Fassade.
PROFESSOR EMANUEL VON SEIDL — MÜNCHEN.
des Schlosses ist entsprechend großzügig und einfach: lapidar. Zum Charakter des vornehmen
Herrensitzes gehört äußere reservierte Einfachheit; dementsprechend ist das Äußere des Baues reserviert schlicht ausgefallen, und die Steigerung und Entfaltung prunkvollerer Formen ist dem Inneren über
lassen geblieben. Der Besitzer des Schlosses ist der Geheime Kommerzienrat Hugo Oppenheim, dessen Charakter diese äußere reservierte Schlicht
heit entsprechen soll. Wir sehen, die Gebäude sind einfacher Putzbau; nur die wichtigsten Stellen zeigen üppigere Ausbildung, Benutzung von Por
phyr und dergleichen. In dieser Einfachheit der Formengebung und der Ausführung liegt die Gesundheit unserer Architektur. Sie verbietet
historische Aufmachung; sie verlangt vom Künstler immer wieder neue Lösungen; sie bringt in die gesamte deutsche Architektur der Zeit eine Fülle wahrhaft origineller Bauten; und macht die Künstler fruchtbar und — entwicklungsreich.
Die architektonische Durchbildung erstreckt sich wie gesagt bis auf die Verwaltungsgebäude, Gärtnerhaus, Glashäuser, Stallungen. Auch hier sind einfache glückliche Lösungen gefunden. Ich weise auf das Bild mit der Mauer zwischen Hof und Garten; wie diese Mauer von der einfacheren
weiterer theoretischer Erörterungen an der Hand der hier gegebenen Abbildungen aufgezeigt werden.
Das eigenartige, trotz seiner besonderen Gestaltung geradezu natürlich und urwüchsig erschei
nende Gesamtbild des Schlosses beweist, daß der Erbauer nicht von der Absicht ausging, sich an irgend einen Stil zu halten und ein diesem und der Landschaft ungefähr entsprechendes repräsen
tatives Gebäude hinzustellen, sondern daß wir die künstlerische Intention ganz wo anders suchen müssen. Wir finden nicht das Schema F: Haupt
gebäude, Block mit Seitenflügeln, Vorderfront und Hinterfront, und die Folgen daraus: repräsentative Ausnützung einer Himmelsrichtung, Unterscheidung der Räume in Vorderräume und zurückgesetzte Rückräume, Degradierung der Nebenbauten usw., sondern wir finden statt des Block
systems eine Auflösung in Winkelform, in Keilform, eine Aufstellung des Bauwerks mit Ausnützung aller Fronten. Diese schlagend einfache Lösung beherrscht die Situation, die Lage, die Himmels
richtungen. Sonne und Licht, Aussicht nach allen Seiten, Anpassung an die Landschaft, Anschmiegung sogar an die nächsten Baumgruppen, das alles ist damit erreicht. Die märkische Gegend ist einfach und großzügig, die Durchbildung der äußeren Form