PROFESSOR FRANZ VON STUCK - MÜNCHEN.ANSICHT DER VILLA STUCK - MÜNCHEN.
den meisten Privat-Gebäuden, die sich also nennen, wirklich im römischen Sinne als »Villa« wirkt, ist gleichzeitig ein eminent behagliches Wohnhaus. Keins für einen Spießbürger, aber eins für einen
Künstler, dessen innerster Drang nach großen monumentalen Aufgaben geht. Das Äußere wirkt pompös und hat fast keinen Schmuck als reiche Gliederung und noble Proportionen, und die zum Teil fürstlichen Repräsentationsräume im Innern
sind dennoch wohnlich, weil ihr Prunk nicht tot ist, sondern in allem die Sprache seines Schöpfers redet. Jede Handbreite der Wände und Decken tut das, jedes Stück des Hausrats, der bis ins Kleinste von Stuck selbst entworfen wurde. Das geschah, nebenbei gesagt, gerade zu der Zeit, als unser »neuer Stil« seine tollsten Sprünge machte und der Drang, originale Zeitformen für Möbel zu schaffen, sich in den kühnsten Extravaganzen aus
lebte. Heute, wo sich auch auf diesem Gebiete so vieles geklärt und gefestigt hat, würden die edlen Formen der Stuckschen Möbel — etwa wieder auf eine Ausstellung zur Schau gebracht — hier sicherlich nicht nur zum Schönsten, sondern auch zum Modernsten zählen. Doch davon später! — Vom Äußern der Villa geben die Abbildungen
dieses Heftes einen klaren Begriff. Die Vorliebe für die Vertikale, für den rechten Winkel, die sich unschwer durch das ganze Schaffen Stucks ver
folgen läßt und deren Betonung so vielen seiner Bilder ihre Monumentalität verleiht, hat auch diesem
Bau sein Charakteristisches gegeben. Das Haus ist, von der Säulenvorhalle an der Straßenfront und dem Relief- und Statuenschmuck der Letzteren abgesehen, nach allen Seiten gleich, was jenen auffallend starken Eindruck des Insichgefestigten be
dingt. Die vier Ecken springen ein Weniges vor, ein sehr energisches Gesims trennt das erste Stockwerk vom niederen, etwas zurückweichenden Obergeschoß, ein Dach ist von unten nicht zu sehen. Das gibt dem Ganzen jenen stolzen, mehr italie
nischen als deutschen Villencharakter. Die Fenster sind, immer zu Dreien zusammengefaßt, scharf und tief in die Mauer eingeschnitten, ohne Gesims und Rahmen — man spürt außen schon, daß es drinnen
hell sein muß, daß die Räume nicht anders, als groß, licht und schön sein können. Wer den Dekorationskünstler Stuck kennt, der — z. B. in
seinen Schwarzweiß-Zeichnungen — immer darauf ausgeht, mit einem Mindestmaß von Aufwand ein Maximum von Wirkung zu erreichen, der findet ihn