BAURAT LUDWIG HOFFMANN-BERLIN. ALTE-LEUTE-HAUS IN BUCH. DIE TOTENKAPELLE.
stinktes. Hier ist Wohlsein, letzter Hafen und warmes Nest für die, deren Zeiger gen Mitter
nacht rückt; und das ist mehr als ästhetische Formel und individuelle Geste. — Wie beim Virchow-Krankenhaus, so ist auch für die Stadt der Alten-Leute das Entscheidende: der Grundriß der Gesamtanlage. Nur, daß Hoffmann inzwischen um vieles weiter gekommen ist. Schematisch
ist die Gruppierung der mannigfachen Häuser leicht zu erfassen. Quergelagert ein großes Ver
waltungs-Gebäude. Von ihm aus links und rechts, in die Tiefe des Terrains sich erstreckend, je ein umfangreicher Komplex. Längshäuser und Häuser im Geviert um einen Hof herum. Der linke Komplex gehört den Frauen, der rechte den Männern. Dazwischen freie Plätze, die wohl trennen und doch unbehinderten Verkehr gewähren.
In einem sich natürlich ergebenden Zusammenhang mit dieser Grunddisposition verschiedeneEinzelhäuser, ein Ehepaarhaus, Beamtenwohnhäuser, Remisen und Baracken. Und in der Mitte der ganzen Anlage, wie eine Spinne im Netz, die Wirtschafts-Gebäude. So bildet das Ganze eine architektonische Einheit, eine zentrale Anlage; so sind die notwendigen, vom Anstaltsbetrieb geforderten Scheidungen zwanglos durchgeführt; so ist dafür gesorgt, daß sich nirgend
ein Gefühl der Enge einstellt, und wiederum niemals die öde Unbegrenztheit einer Massen Wirtschaft, das gut zu verstehende Bedürfnis nach einem Fürsich-sein lähmt. Mit außerordentlichem Geschick hat Hoffmann für diese sorgfältig temperierten Absichten des Scheidens und Einens, Mauern und Torbögen, Niveauunterschiede und Wegführungen ge
nutzt. Und, um solche kluge Organisation noch schöner und verlockender zu gestalten, hat er in
allen Brennpunkten irgend einen zarten Akzent aufgestellt, einen plätschernden Brunnen, ein dekoratives Stabgefüge, eine Plastik.


Durch dieses liebevoll geordnete Schmuckwerk, durch dessen reife Werte, bekommt die Ge




samtanlage eine Steigerung vom Zweckmäßigen und Menschenfreundlichen zum Künstlerischen. —


Auch im Innern hat Hoffmann mit Achtsamkeit geordnet und nach Möglichkeit geschmückt. Überall gibt es Licht die Fülle; nirgend wurde dem Raum


Gewalt getan. Breite Korridore, große Zimmer, bequeme Wasch- und Baderäume.


Wieviele derer, die hier den Abend erwarten sollen, werden nie in ihrem Leben auch nur an
nähernd so gut, so sauber, so würdig gewohnt haben. Es gibt hier gewiß keinen Luxus; aber durch ein behagliches Maß und eine freudige