wollend zu gedenken; es ist offenbar, wie sehr die Realität eines so großen Etablissements für den zunehmenden Reichtum und die sich verfeinernde Zivilisation Zeugnis ablegt.........
Die Fassade des Hauses ist leider durchaus unzulänglich. Sie gehört jenen Zeiten, da man verdorbne Stilbauten für besonders vornehm achtete. Es wäre ja gewiß besser gewesen, ein völlig neues Haus für neue Zwecke von Grund auf zu bauen; äußere Gründe zwangen zur Reserve. Schließlich war es das Klügste, die vorhandenen Mittel zunächst einmal für das Innere, für die Verkaufsräume, für die Ware, zum Besten des kaufenden Publikums und nicht der Passanten zu verwenden. Man bezog also ein freistehendes großes Haus und versuchte daraus nach Möglichkeit ein modernes Geschäfts
haus herzurichten. Wir haben schon festgestellt, daß solch keckes Unterfangen trefflich gelang. Ausgezeichnet und wirklich eine meisterliche Leist
ung ist die Eintrittshalle des Erdgeschosses. Sie wurde von Prof. Bruno Schmitz entworfen. Sie bekam die Stärke einer Fanfare und die Mäßigung einer in sich reifen Repräsentation. Die Stimmung ist rötlich-blond und schwarz-golden,
warm, marmorn-kalt, steil und fliegend. Es war sehr klug, diese Halle in die erste Etage hineinstoßen zu lassen. Dadurch wird dem Eintretenden eine unerwartete und desto zwingendere Raumwirkung. Es stürzen nicht Scharen von Schmuckformen gegen den Fremdling, ihn zu verwirren. Man
schreitet über die Schwelle und fühlt Größe und Höhe, hat wenige, aber bestimmte Eindrücke, und
wird doch unwillkürlich von der Atmosphäre eines Arsenals der Künste, von der Suggestion eines großstädtischen Kaufhauses, ergriffen. Eine breite, bequem gelagerte Treppe nimmt einen auf und führt einen mühelos dem Verhängnis entgegen, schöne Dinge sehen, begehren und kaufen zu
müssen. — Diese Halle ist ein ausgezeichneter Dank, den Keller & Reiner sich selbst erstatten, ein Dank für den Entschluß und den Mut, sich dem
Künstler anzuvertrauen. Es mag gewiß schwer halten, mag auch ein moralisches Opfer sein, daß Firmen, die sich Jahre hindurch auf sich selbst verließen, endlich doch freiwillig Fesseln anlegen und den Künstler anerkennen. Die Einführung dieser neuen Instanz in den Produktionsprozeß bedeutet einen vielfachen Verzicht des Selbstbe
ENTWURF: ARCH. LEOPOLD BAUER-WIEN. DAMEN-EMPFANGS-ZIMMER. MÖBEL IN NUSSBAUMHOLZ. KELLER & REINER—BERLIN.