ENTW. U. AUSFÜHRUNG: J. KELLER-ZÜRICH.HERREN-ARBEITSZIMMER. EICHE GERÄUCHERT.
ferngehalten und einzig der Zweckerfüllung zu dienen versucht, stellt sich ganz ungerufen jene Selbst
verständlichkeit, jene harmonische Vornehmheit ein, die organisch erwachsenen Gebilden eigen ist.
Schließlich darf die Persönlichkeit, für die der Raum geschaffen wird, nicht vergessen werden. Es gibt keinen guten modernen Raum, der nicht
irgendwie einen Zusammenhang mit dem Bewohner erkennen ließe. Und je mehr dann noch der
schaffende Künstler selbst die einzelnen Glieder des Organismus mit seinem Geiste zu durchdringen vermag, oder in selbstbeschränkender Rücksicht auf den zukünftigen Bewohner beeinflussen darf, desto individueller, desto freier gestaltet sich die Neuschöpfung. Stets aber muß dabei bedacht werden, daß »Raumkunst« keine reine Kunst ist, sondern Nutzkunst und Zweckkunst, und daß sie leicht zur Karikatur wird, läßt sie sich in Selbstüberschätzung zu allzuhohem Flug verleiten. —
Daß Raumkunst »Innenarchitektur« bedeutet und nicht vom Handwerker oder Industriellen allein ausgeübt werden kann, ist heute ebenso allgemein erkannt wie die Notwendigkeit, daß der Architekt, der ja die Aufgabe hat, vor allem neuzeitliche
Wohnungen zu bauen, die Inneneinrichtungskunst als ein wichtiges Teilgebiet seines Faches betreibe. Dies ist zweifellos ein ganz bedeutender Fortschritt in der Erkenntnis unserer Wohnungs
kunst, der gesunde Weiterentwicklung verbürgt, wenn der Innenarchitekt sich bewußt bleibt, daß er engste Fühlung mit Handwerk und Industrie nötig hat, daß aber die straffe Leitung der ganzen Ausstattungsarbeiten in seiner, in einer kunstver
ständigen Hand vereinigt bleiben muß, wenn anders der jeder zweckentsprechenden Raumausbildung notwendig zu Grunde liegende schöpferische Gedanke eine harmonische Ausbildung erfahren soll.
Je mehr sich Handwerk und Industrie solch künstlerischer Führung verständig anpassen, desto leichter wird der Architekt zu arbeiten vermögen, desto größer aber wird anderseits die Selbständig
keit jener, die mit der Zeit lernen, in dem vom Künstler vorgezeichneten Rahmen ohne weitere Beeinflussung bis in alle Einzelheiten tätig zu sein.
Naturgemäß sind die von Künstlerhand entworfenen und von ersten Meistern ausgeführten Raumgestaltungen verhältnismäßig teuer; der Mittelstand wird vorerst noch zumeist auf ihre Anschaf