MÖBEL UND RÄUME DER MIETWOHNUNG.
VON ANTON JAUMANN—BERLIN.
Eingebaute Möbel« gibt es nicht. Schon der
Sinn des Wortes spricht dagegen. Es war aber auch eine Verwirrung der Begriffe und ein grundsätzlicher Irrtum, als unsere Architekten in
so großem Umfang die Mode des Einbauens aufnahmen. Das gesamte moderne Leben beruht auf dem Prinzip der Freizügigkeit und der weitgehend
sten Gliederung. Fast alle Dinge haben sich von
der festen Scholle gelöst und sind in den Fluß des Kapitals geraten. Ebenso hat der Mensch die Fesseln der Zunft, der Sippe, der Kaste abgestreift. Er ist ein Individuum geworden, er hat sein Geschick ganz in der eigenen Hand.
Dieser neue Zeitgeist spiegelt sich notwendig auch im Wohnen. Man zieht von Straße zu Straße, von Stadt zu Stadt, bald, weil die Stelle des Erwerbs wechselt, oft auch nur aus Laune, aus ner
vöser Unrast. Und mancher besitzt schon kein Heim mehr, er logiert im Hotel, er schläft im D-Zug, im Auto. — Transportabel muß darum alles sein, was der Mensch zu seinem Nomadenleben braucht. Das Möbel, das Mietwohnungsmöbel
ist gerade charakteristisch für unsere Kultur. Es ist verwunderlich, daß sich der Ehrgeiz der Architekten immer wieder auf die Zimmerarchitektur wirft. Die
Wand wird geteilt, geknickt, getäfelt. Es werden Säulen gesetzt, der Erker wird »ausgebaut«, und ein Komplex von Möbelbauten zieht sich die Wände entlang, aus dem nur eingehende Prüfung die Teile (Schrank, Kamin, Spiegel, Sofa, Kandelaber usw.)
herausfinden kann. Man sieht oft, wie der Architekt nach neuen Baugruppen und Kuppelungen dieser Art krampfhaft gesucht hat. Und das wirkt dann alles so festgemauert, so unverletzlich und unan
tastbar, es sitzt so exakt wie auf einer Zeichnung. Selbst der Tisch in der Mitte mit den Stühlen ist ein Stück Architektur geworden, eine Gebäudegruppe, die mit dem Platz untrennbar verwachsen ist.
Diese Räume schmecken viel zu sehr nach dem Architekten. Aber im Eigenhaus mögen sie noch einigermaßen am Platze sein. Wie das Leben des Menschen mit diesem Haus verwachsen ist, könnens auch die Möbel sein. Obwohl z. B. die Bieder
meierzeit, wo doch noch die meisten Familien das eigene Heim bewohnten, diese Einbauerei nicht kannte. Jedes Möbel war da, wie es natürlich ist, eine Sache für sich. Höchstens führte mal eine primitive Holzbank an den Wänden herum. Aber recht böse wird die Sache, wenn solche Möbel- Kuppelungen für das Miethaus fabriziert werden.