ARCHITEKT CARL WITZMANN—WIEN.
EMPFANGS-SALON. VITRINEN WEISS U. GOLD.
NEUE ARBEITEN VON CARL WITZMANN-WIEN.


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ie Entwicklung und die Erfolge Carl Witzmanns
Wien, dessen beharrliches und zielbewußtes Schaffen ihm die Stellung eines der führenden Raumkünstler Öster
reichs errungen hat, bieten einen erfreulichen Beweis dafür, daß aus der Verbindung tüchtigen handwerk
lichen Könnens mit echter künstlerischer Schöpferkraft Werke hervorgehen, die sich mit Notwendigkeit durchsetzen müssen, denen die Sympathien feinfühliger Men
schen gesichert sind und dauernd gewahrt bleiben. Witzmann ist aus dem Tischlerhandwerk hervorgegangen. In Fachschule und Kunstgewerbeschule gewann er die Grundlagen seines Könnens, unter Prof. Josef Hoffmann
erhielt er seine letzte Ausbildung. Die erste größere Schöpfung des Zwanzigjährigen, ein Musikraum, wurde in Turin 1902 von der Königin von Portugal angekauft; und in gleicherweise haben sich die Werke der Folge
zeit in der Praxis und auf Ausstellungen bewährt. — Der subtile Reiz Witzmannscher Raumschöpfungen entspringt der glücklichen Art seiner Veranlagung, die gute Tradition und modernes Empfinden in künstlerische Form zu bändigen versteht, — der Milderung der starken Akzente Jung-Wiener Raumkunst durch ein innerlich beruhigtes
und ausgeglichenes Temperament. Seine Art charakterisiert Karl Hans Strobl vorzüglich mit folgenden Worten: »Seine schlichte Aufrichtigkeit steht jedem
Möbel aut der Stirn, sie strahlt wie aus blauen Augen aus jedem Raum es ist der gesunde Ausgleich der Kräfte in ihm, der neuzeitlichen Wesenhaftigkeit und des guten Geschmackes der alten Zeit. Jene Wesenhaftig
keit dringt auf strenge Betonung der Gebrauchsformen, auf Entwicklung jedes Gerätes und jedes Raumes aus seiner Bestimmung, gemäß dem Materiale, dieser Geschmack gibt noch ein Plus, den Schmuck, die Ver
zierung, das mehr als eben Notwendige. Der glückliche Ausgleich beider schafft das Behagen. — Das ist viel
leicht das Charakteristische für Witzmanns Raumkunst:
daß sie aus einem behaglich heiteren Gemüt entsprungen ist und daß sie auch wirkliches Behagen vermittelt.
Er gibt Wohnräume, die wirklich wohnlich sind, eine bürgerliche Raumkunst, die wie ein wohlgefälliges Lächeln ist. Das Gegenständliche ist Ausgangspunkt und Ziel, das praktische Bedürfnis des Alltags, aber in die Formgebung fließt der ruhige Geschmack und die Fröhlichkeit des alten Wiens, Man wird Witzmanns