DAS HAUS MEIROWSKY IN CÖLN-LINDENTHAL.


VON DIREKTOR DR. MAX CREUTZ-CÖLN. In seltener Weise haben die alten Cölner Bürger
häuser Beruf und Geselligkeit ihrer Bewohner in Einklang zu bringen gewußt. An den Giebeln ragen noch heute die alten Auslegebalken hervor, aus deren Köpfen und Fratzen das Seil die Waren niederließ und emporholte. Trat man in das Treppenhaus oder die Diele, so waren hier die Waren aufgespeichert, man sah durch ein Fenster den Kaufherrn, der einen gar bald in das wohnliche Hinter
stübchen führte, wo der Blick über Gartenanlagen und Weingärten hinausschweifte, wie denn über
haupt das Weinlaub und der Wein auf diesen alten Sitzen keine unwesentliche Rolle spielte. In den älte
ren Anlagen läßt sich diese Art des Wohnens noch
heute deutlich verfolgen. Wie damals, so verbindet sich auch heute noch Geschäftigkeit mit heiterer Lebensfreude. Das ist des Volkes alter Brauch.
Die Anhänglichkeit der Bewohner an das städtische Gemeinwesen zeitigte eine gewisse konser
vative Art des Wohnens, doch war manches dem Wechsel unterworfen, bedingt durch die impulsive Veranlagung der Bewohner, die in der glücklichen Lage der Stadt die Strömung der Zeiten unmittel
bar erlebten. In allen Bauten äußerte sich eine gewisse Vornehmheit, im Wohnhaus des Mittel
alters wie der Renaissance eine einfache Großzügigkeit, die sich willig dem Gesamtorganismus unterordnete. Stets nahm man Rücksicht auf die Umgebung, den vorgelagerten Platz oder den Garten, repräsentativ und einladend zugleich. Der alte volkstümliche Gemeinsinn, geschäftig und lebens
freudig, hielt alles umfangen. Das änderte im 18. Jahrhundert fremder französischer Einfluß in den Herrensitzen der Geschlechter, die für sich in aristokratisch repräsentativer Art zu dem alten demo
kratischen System in einen gewissen Gegensatz traten. Aber die Art des Wohnens bedeutete eine hohe, wenn auch fremde Kultur, zumal in Ver
bindung mit den parkähnlichen Gartenanlagen, wie sie noch heute in Cöln erhalten sind. Das Wohn
haus des 19. Jahrhunderts, in Klassizismus wie Romantik, hat vieles von der guten alten Art des Bürgertums wiedergewonnen. Erst die Neu
renaissanceperiode der achtziger Jahre durchbrach im Miethaus die alten Traditionen in spekulativer und unglücklicher Veranlagung. Es wurde viel Zufälligkeit und Willkür geschaffen. Man wußte nichts mehr von einer Kultur des Wohnens. Nur wirken wollte man nach außen, reich und scheinbar vornehm. Man trieb einen großen Aufwand