PROFESSOR EMANUEL VON SEIDL - MÜNCHEN.
SPEISEZIMMER. HAUS PSCHORR. EICHE. WAND BLAU.
der Nachahmung von Schmiedeformen durch Gußstücke oder anderen unzulässigen Stoffverwechslungen, bei denen sich die Erzeuger oft gar nicht ihrer Sünden gegen die Logik des Materiales und seiner Bearbeitung bewußt werden.
Daß sich schließlich die Formen der technischen und kunstgewerblichen Gebilde dem Gebrauchszweck anpassen müssen, ist wohl ohne weiteres klar. Doch handelt es sich dabei nicht allein um die Handlichkeit
oder Gebrauchsfähigkeit der Erzeugnisse; der Zwang zur Wirtschaftlichkeit, der unser ganzes Erwerbsleben beherrscht, verlangt außerdem, daß die Gebrauchsgegen
stände mit dem geringsten Material- und Arbeitsaufwande hergestellt werden. Zum folgerichtigen Aufbau umfangreicher, stark beanspruchter oder besonders verwickelter Gebilde, wie z. B. großer Maschinen-, Hallenoder Brückenbauten, reichen freilich die erwähnten technologischen Kenntnisse allein nicht mehr hin. In
solchen Fällen bieten nur die rechnerischen Verfahren der Statik und Dynamik die Gewähr für die richtige Lösung dieser weitestreichenden Aufgaben der Technik.
Das Gesamtgebiet der Tektonik läßt sich nun seiner Natur nach in zwei selbständige Teile gliedern, und zwar in die vergleichende und die genetische Tektonik.
Die vergleichende Tektonik umfaßt jene Grundformen der gewerblichen Gebilde, die sich aus den technologischen Eigenschaften der Werkstoffe und ihrer Bearbeitung ergeben. So weisen z. B. die gegossenen Gegenstände eine gewisse, allen Gußwaren eigentümliche Formenverwandtschaft auf, ebenso die Schmiedewaren,
die Treibarbeiten usw. Durch die Vergleichung mustergiltiger Gegenstände, die entweder aus den gleichen Stoffen nach verschiedenen Verfahren oder aus unterschiedlichen Stoffen nach gleichartigen Verfahren hergestellt sind, lassen sich schließlich die den einzelnen