ARCHITEKTEN: BRÜDER LUDWIG-MÜNCHEN-BOZEN.HOTEL »KÖNIG LAURIN« IN BOZEN. HAUPT-ANSICHT.
springenden Flügelbauten, die durch eine schmale Marmor-Terrassenanlage miteinander verbunden sind. Ein Hotel sollte nicht in erster Linie nach seinen Repräsentationsräumen beurteilt werden, sondern
nach den Zimmern, in denen der Reisende wohnt und schläft. Den Architekten wie dem Bauherrn
des Hotels König Laurin schwebte die Absicht vor, in diesen Zimmern dem Gaste ein Heim zu schaffen, das ihn vergessen läßt, daß er sich im
Hotel befindet. Dieser Gedanke beherrscht die mit ruhiger Eleganz hergerichteten Zimmer. Grade im Hotelwesen wird man fordern, daß ein Raum, der vielen und verschiedenen Menschen gefallen soll und nicht nur gefallen, sondern von ihnen be
wohnt werden soll, einfach gehalten sein muß. In der Tat spürt man in den Zimmern dieses neuen Bozener Hotels überall die Wohltat solcher Ein
fachheit, die Zurückhaltung aller Schmuckform, die Beschränkung auf die wirklich notwendigen Möbel, die Wirkung des soliden Materials, und diese Wohl
tat wird noch gehoben durch den Umstand, daß die Zimmer einen freien Ausblick auf die schönen alten Bäume der umgebenden Parkanlagen gewähren.
Die reichere Durchbildung der Innenräume blieb naturgemäß den größeren und kleineren Sälen zu ebener Erde Vorbehalten. Sie sind sehr abwechs
lungsvoll gestaltet. Die Eingangshalle wirkt durch breit ruhende Tonnengewölbe über einfachen Gurt
bögen, deren Pfeilerstützen schlichte Formen und Profile zeigen. Nach rechtshin vom Eingänge liegt eine Reihe von Sälen, die durch Anlage und De
koration sehr geschickt zu den verschiedenartigsten Raumbildungen gestaltet sind. Da findet sich ein ovaler Empfangssalon von reizvoller intimer Wir
kung, ein Damenzimmer, ein Schreibzimmer, ein kleiner Speisesaal und der Hauptspeisesaal in Weiß und Gold. Alle diese Räume wirken vor allem durch die verschiedenen Deckenlösungen, wie durch die feine Proportionierung und Aufteilung der Wandflächen. Der große Speisesaal, dessen mäch
tige Fensterdurchbrechungen nach der Straßenseite zu ein ruhiges gleichmäßig verteiltes Licht herein
strömen lassen, zeigt eine muldenartige Decke, in der die Linien der Stichkappen schwungvoll von den Wänden zum flachen Spiegel der Decke hinaufführen. Vom Spiegel der Decke hängen versilberte