DIE NEUEN HOFTHEATER IN STUTTGART.
ERBAUT VON PROFESSOR MAX LITTMANN-MÜNCHEN.


D


ies ist der dreizehnte Theaterbau, den Max
Littmann auf deutschem Boden errichtet hat, zugleich nach Art und Umfang die bedeutendste Schöpfung des Künstlers, vollgesogen von der reifen Kraft einer auf ihrem Gipfel stehenden Begabung, der wie kaum einer anderen vergönnt war, in gedeihlichster praktischer Betätigung unersetzliche Erfahrungen zu sammeln. Es sei
gleich gesagt, worauf es bei der Bewertung der neuesten Schöpfung Littmanns ankommt: nicht so sehr auf Fassade und Innendekoration, sondern in erster Linie auf die theaterbautechnische Seite der ganzen Anlage, die dem Einblick des Laien fast vollkommen entzogen ist. Klar ist ohne weiteres, daß jeder Theaterbau, das Heim eines hundertfach komplizierten, aus den verschiedensten Elementen zusammengesetzten Betriebes, in technischer Hinsicht die höchsten Anforderungen stellt. Die Szene will ja ein Spiegel
bild der großen Welt geben. Und zu ihrem Aufbau ist daher wohl der vielfältigste Apparat an Betrieben, Räumen und Einrichtungen erfor
derlich, der überhaupt unter einem Dache zu vereinigen ist. Die künstlerische Seite des Betriebs stellt ihre Ansprüche ebensogut wie die
technische; und dazu gesellt sich das Zuschauerhaus mit seinen immer neu zu lösenden Aufgaben. Es ist keineswegs eine bestimmte, glatte Summe von Raumbedürfnissen, die der Theaterarchitekt zu befriedigen hat. Ihm ist vielmehr die Aufgabe gestellt, einen schwierigen, nur in seinen Zielen festgelegten und im übrigen zahlloser »Lösungen
fähigen Organismus zu erschaffen. Er hat hart mit dem Objekte zu ringen und hat seine eigent
liche Arbeit längst getan, ehe er an die äußere Erscheinung, an das Sinnfällige und Ausstattungs
mäßige denken kann. — Dies alles mußte noch einmal gesagt werden, ehe gerade in diesem Falle von der rein künstlerischen Seite des Baues ge
sprochen werden konnte. Denn dem Wunsche des hohen Auftraggebers entsprechend mußte der Bau sich äußerlich so einfach wie möglich geben. Zudem waren den Abmessungen der Fassade auch aus anderen Gründen Schranken ge
zogen. — Neuartig und wahrhaft ingeniös ist nun die Art, wie Littmann das Problem im Ganzen angefaßt hat, das Problem nämlich, ein Theater zu errichten, das erstens sämtlichen Bevölkerungsklassen und zweitens sämtlichen Gattungen szenischer Darbietungen zu dienen hatte. Gleich bei