HOTEL ADLON — BERLIN. ARCHITEKTEN GAUSE UND LEIBNITZ — BERLIN.
Fassade gegen die Straße »Unter den Linden«.
das Milieu, das er dafür in seinem hochfliegenden Tatendrang gewählt hatte. Brandenburger Tor,
Pariser Platz mußten dem Bau einen imposanten Rahmen stellen. Das wohl — aber . . . Aber gerade die einzigartige Umgebung erschwerte das Werk in ganz ungeheurem Maße. Daß das alte traute Schinkelpalais verschwinden sollte, das schon hatte Berlin in lebhafte Erregung versetzt. Als man nun gar hörte, ein modernster Hotelbau mit vier Obergeschossen sollte an die Stelle treten, protestierte man allgemein. Es schien ausge


schlossen, ein solch neuzeitliches Unternehmen von riesenhaften Dimensionen einer Platz-Architektur anzugleichen, deren reizvolle Eigenart in fein ab


gewogenen Proportionen, in stolzer Kühle, in echt preußischer Reserve bestanden. Ein Luxushotel stellte man sich — nach bösen Vorbildern — als ein prunküberladenes, geräuschvoll-aufdringliches Bauwerk vor, das die stille Schönheit des Platzes erbärmlich niederschreien mußte ....
Viel also stand hier auf dem Spiel; wenn das Unternehmen mißlang, war Berlins schönster Platz entstellt, sein Kunstvermögen wie sein Hotelwesen vor aller Welt bloßgestellt.


Dieser doppelten schweren Verantwortung, ein


Deutschland glänzend repräsentierendes Hotel und einen schön sich einordnenden Bau an der empfind
lichsten Stelle des Stadtbildes zu errichten, waren sich jedoch die beteiligten Persönlichkeiten — diesmal — voll bewußt. (Diesmal — wie viele wichtige, für die Schönheit der Stadt wichtige
Punkte wurden in den letzten Jahren von der Spekulation unrettbar geschändet!) An heißem Bemühen ließen es Architekten, Bauherr und
Berater nicht fehlen. Und der Lohn blieb nicht aus. Das Unterfangen glückte. Als die Gerüste fielen, wichen auch die ernsten Besorgnisse; willig erkannten Berlins Presse und Publikum den schönen
Erfolg an, da sich zeigte, das Bild hatte durch den Neubau nichts verloren, vielleicht sogar etwas, eine angenehme Ergänzung, eine lichtere, aufhellende Note, gewonnen.
Recht viel architektonisches Raffinement wurde aufgeboten, um dieses Resultat zu erreichen. Aber wichtiger als dieser Aufwand an Geschick und Können war der Geist der Diskretion und die Abneigung gegen alle laut aufprotzende Architektur, der durchweg waltete, der überhaupt das ganze Werk zeichnet: Reiche Fülle im Innern, vornehme Reserve nach außen. Diese innere Verwandschaft