HOTEL ADLON. ARCHITEKTEN GAUSE UND LEIBNITZ.Fassade gegen den Pariser Platz mit
Blick nach dem »Brandenburger Tor«.


allein ermöglichte es, dem festen Charakter der Umgebung ein harmonisches Glied anzufügen.




Die Aufgabe der Architekten war, ein modernes Hotel mit hohem Erdgeschoß und vier Ober


geschossen den majestätisch ruhigen Palaisbauten des Platzes (mit meist nur zwei Geschossen) anzu
gleichen, doch ohne Schaden für die innere Organisation des Hauses. Von allen Mätzchen und Witzchen wurde abgesehen. Man arbeitete ausschließlich mit rein architektonischen Mitteln.


Nichts wurde vorgenommen, was etwa die schlichte Grundgestalt des Baukörpers oder die ebenso schlichte innere Disposition verkleiden oder »heraus


putzen« sollte. Die beiden Fronten sind ganz in der Fläche gehalten, in reinem rechten Winkel stoßen sie scharf aufeinander. Eine wenig hervor


tretende Pfeilerarchitektur weckt eine leise vertikale Bewegung, belebt die Masse und faßt die drei


Hauptgeschosse zusammen. Die Höhenentwicklung wird jedoch — aus Rücksicht auf die niedrigeren
Gebäude des Platzes — sehr merkbar gemäßigt durch zwei kräftig betonte Horizontalen, die Brüstungen, die am Fuße des ersten wie vierten


Obergeschosses um das Gebäude laufen. Das vierte Obergeschoß wurde zudem erheblich hinter


der Bauflucht zurückgehalten, sodaß es schon halb zum Dach gehörig erscheint und der monotone Eindruck eines Etagenbaues noch mehr verschwindet. Ein schlichtes Kupferdach mit durch


brochenem Firstkamm bildet den harmonischen Abschluß nach oben.


Aus der Lindenfront wurde auf besondere Anregung des Kaisers das Hauptportal erheblich vorgerückt (zur Belebung der Fassade und Akzen
tuierung des Eingangs) und durch plastischen Schmuck ausgestaltet: Zwei mächtige Bronzelaternen und spielende Putten in Stein, nach Modellen von
Professor Walter Schott. Von dem gleichen Künstler stammen die neunzehn Medaillons mit tanzenden und musizierenden weiblichen Figuren in Flach


relief, die unter den Fenstern des dritten Ober




geschosses eingefügt sind und zusammen wieder ein querlaufendes Band darstellen.


Die Fassaden wurden in rheinischem Tuffstein ausgeführt, dessen bräunliche Farbe einen warmen
und freundlichen Ton in das etwas nüchterne Grauin-Grau des Pariser Platzes einführt. Das Erd
geschoß hat eine Höhe von 6 Metern, doch ist der Boden des dort befindlichen Restaurants um 80 Zentimeter über das Straßenniveau erhöht worden.