RUNGE & SCOTLAND - BREMEN.




U


nter die bremischen Architekten, von denen
wir neulich an dieser Stelle berichten konnten, daß sie im Wettbewerb mit den besten Meistern der modernen Raumkunst an der Ausstattung des großen Lloyddampfers »Kronprinzessin Cecilie« mit
gearbeitet haben, gehören auch die beiden, von deren Werken heute hier einige der letzten Arbeiten mitgeteilt werden mögen: Runge & Scotland. Unter denen, die in Bremen und seinen Vororten den Landhausbau pflegen, haben sie sich in wenigen Jahren einen angesehenen Namen geschaffen und das mit gutem Recht; denn wenigen ist es so wie ihnen gegeben, die Anmut und den behaglichen Reiz des Landhauses so bis ins Kleinste auszunützen und ohne gewaltsame Orginalität, mit schlichten Mitteln den Wohnbau und seine Einrichtung in der mannigfaltigsten Weise auszubilden.
Es ist lehrreich genug, den Anregungen nachzuspüren, aus denen sich diese eigene persönliche Handschrift der beiden Architekten zusammensetzt. Eine gewisse naive Voraussetzungslosigkeit bildet die Grundlage: sie haben nie in der Schule eines alten Meisters auf die Formen irgend einer alten Stilepoche schwören gelernt; und ebensowenig
haben sie sich einem modernen Schuldogma ergeben. Mit den alten bodenwüchsigen Formen der Bauern
kunst in Niedersachsen verbindet sie eine Neigung, die auf gründlicher Kenntnis beruht und die sie als Sammler lange schon betätigen. Die Liebe zu großen ruhigen Dachformen zu behaglicher Entwicklung nach der Breite, zur Anordnung von
Gruppen kleinscheibiger Fenster und manche andere Anregung stammt aus den Baugedanken des alten
Bauernhauses. Bekanntlich waren es die Engländer, deren Landhäuser uns mit der Behaglichkeit ihrer niedrigen Stockwerke, ihrer Balkendecken und frei nach dem Lichtbedarf angeordneten Fenster erst die Augen geöffnet haben, damit wir die vor den Toren
unserer Bauschulen gelegenen und doch so lange mißachteten Schönheiten unserer eigenen ländlichen Bauweise wieder begreifen lernten. Auch für Runge & Scotland hat die schlichte Kraft und die wohnliche Anmut des englischen Hauses anregend ge
wirkt; trotzdem lassen sich schwerlich irgendwo in
ihrem Schaffen Motive aufweisen, die sie ohne eigene Gedankenarbeit von den Bauten eines Voysey
oder Baillie Scott geistlos übertragen und wieder angewendet hätten. Die bremische Wohnsitte,