ARCHITEKTEN RUNGE & SCOTLAND — BREMEN.Entwurf zu einem Doppel-Wohnhaus in Bremen.
holz geschnitzt, bildet das Geländer der Treppe an der Schmalseite der Halle das Hauptmotiv.
Einen anderen heiter blanken Raumeindruck gibt die mit weißem Holz, Messingbeschlag und sparsamer Malerei von Gehängen gedachte Halle mit der Treppe für das Landhaus Rickmers (Landgut Hodenburg) in dem bekannten Bremer Villenvorort Oberneuland ; und für dasselbe Haus gilt die Studie zu einem Toilettenzimmer mit sachlich einfachen Formen und properer Eleganz. Leise, jedenfalls nicht aus Armut an eigenen Gedanken erwachsene An
klänge an die Motive des Empire verrät der Entwurf zum Salon für den Lloyddirektor Phil. Heineken mit seinen dünnen schwarzen Intarsialinien auf dem Grund des gelben Holzes. Im Auf
trag des Kaufmanns J. C. Pflüger entstand 1907
neben dem großen Konzertsaal des Künstler-Vereins ein Warteraum von freundlicher Eleganz und von
praktischer Bequemlichkeit als Zufluchtsort für Solisten und Redner.
Daß sie über diese eigentlichen Aufgaben der Architektur hinaus ihre Gestaltungskunst auch auf die intimen Kleinigkeiten der Umgebung eines Landhauses auszudehnen lieben, sieht man besonders an den Gartenideen in den Entwürfen der beiden Architekten. Eine gemütliche, mit einfachen
Gärtnermitteln architektonisch gebildete Laube mit Sitzbank, oder die Terrassen an der Gartenseite des Hauses Vasmer, der Blumengarten, der sich in regelmäßiger geometrischer Anordnung hinter dem Hause des Arztes Dr. Koepp in Reckum an der Weser ausbreitet — das sind sehr gesunde
artiges in ihrer Art, weder in den Bauten, noch in ihren Innenräumen; aber das Behagen eines geschmackvollen Raumes, und gerade eines Land
hauses kann monumentale Wucht auch keineswegs gebrauchen; zierliche Anmut, aufgeräumte Ver
ständigkeit, die jedem Ding seinen natürlichen Platz an weist, und zielbewußte Verwendung kräftiger Farbengegensätze zur Raumstimmung sind ihre Vorzüge.
Einige Beispiele mögen unser Urteil erläutern. In Burg bei Bremen besitzt Generaldirektor Dr. Wiegand ein großes Landgut, dessen Wohnhaus, um 1850 ausgeführt, von Haus aus weder an
sehnliche Architektur im Äußeren, noch sonderlich glückliche Raumteilung im Inneren besaß. Der Umbau, mit dem Runge & Scotland 1905 diesem Mangel abgeholfen haben, sorgte hier für einen
würdigen Eingang und bildete im Erdgeschoß eine stattliche Halle aus, deren reiche Schönheit dem Hause tatsächlich ein vornehm persönliches Ge
präge gegeben hat. Reich mit Einlagen gezierte alte Türen, Täfelung und Wandschränke aus den Vierlanden mit dem dort zu Lande üblichen Sockel von blanken, blau gemalten Fliesen geben den
Wandflächen ihr feines Leben. Über dem Gesims sammelt sich an hübschem Hausrat alter und neuer Herkunft ein ansehnlicher Besitz; ein großer Fliesen
kamin wölbt sich flach aus der Wand vor; weiß gestrichen, mit vielen Glasscheiben geputzt, sitzt die behaglich breite Tür zwischen dem dunklen Holz der Wandtäfelung; mit reizendem Spiel von frei behandelten Empirekränzen in poliertem Eichen