KELLER & REINER — BERLIN.
Stefan Sinding-Ausstellung.
wendigerweise nicht folgen können : weil er in kleineren Dimensionen arbeitet, ist es ihm möglich, das heraufkommende Neue und Eigentümliche in der modernen Kunst in weit höherem Maße zu fördern, als diese öffentlichen Veranstaltungen. Diese sind Eigentum der ganzen Nation und haben zum Ziel, die allgemeinen Bedürfnisse zu befriedigen, das erprobte Alte und anerkannte Neue zu sammeln und zu zeigen. Sie sind gebunden an so zahllose Konzessionen und von der Kritik der Öffentlichkeit so abhängig, daß sie den Mittelweg einzu
halten gezwungen sind. Unmöglich ist es für sie, das Neue, das stets mit Gewalt und bedingungs
los auftritt, zu pflegen. Demgegenüber hat der Kunstsalon, der auf ein kleines auserlesenes Publi
kum angewiesen ist, die größte Beweglichkeit. Aber die Schwierigkeiten, die zu überwinden sind, sind darum nicht geringer; die äußerste praktische Klugheit muß sich mit künstlerischem Spürsinn verbinden, wenn gute Ideen verwirklicht werden
sollen. In den Herren Keller und Reiner tritt uns die glücklichste Vereinigung von Geschäftssinn und
sicherem Geschmack entgegen; lange vor Gründung ihres Instituts hatten beide reiche Erfahrungen auf dem Gebiet des Kunsthandels gemacht. Wie
dem Kreise der Morris und Ruskin hervorgegangen. — Die ersten Ausstellungen wichen auch darin
von dem Herkömmlichen ab, daß sie versuchten, die zum Verkauf ausgestellten Kunstwerke nicht bazar- und auktionsmäßig zur Schau zu bringen. Zunächst wurde der Besucher durch die räumliche und dekorative Ausgestaltung der Säle in eine geschlossene festliche Stimmung versetzt, wie sie ihn im Privathause des reichen Kunstfreundes empfing. Dann wurde Wert darauf gelegt, daß sich die einzelnen Kunstwerke gegenseitig möglichst wenig in ihrer Wirkung störten. Der Ober
lichtsaal, den Messel im Jahre 1898 ausbaute, zeigte die edelste, klarste Raumbildung, einfache Linien,
lichte neutrale Wände, hellgetönte Türrahmen, leichte Möbel von Leistikow, alles war zurückhaltend, damit die Kunstwerke selbst sich ungestört aussprechen konnten. Das war zu einer Zeit, wo die öffentlichen Museen noch sämtlich das alte Dekorationsprinzip der malerischen Gruppierung pflegten, worin sie ihre Abstammung von den fürstlichen Raritäten- Kammern und Sammel-Kabinetten verrieten.
Der moderne Kunstsalon findet ja überhaupt seine wichtigsten Aufgaben da, wo ihm die öffentlichen staatlichen Museen und Ausstellungen not