KELLER & REINER — BERLIN.
Albert Bartholomé-Ausstellung.
schwer es in Wirklichkeit für solche Institute ist, sich auf der Höhe zu halten, ersieht man daraus, daß die meisten der alljährlich neu gegründeten Kunstsalons und Kaufhäuser alsbald von den anfänglich ins Auge genommenen Zielen sich ent
fernen und in die Abhängigkeit vom Geschmack des Publikums zurücksinken. Ohne Wagemut wird man nichts erreichen, jede neue Veranstaltung setzt Summen aufs Spiel.
Als eine wirkliche Tat von Keller & Reiner ist es immer angesehen worden, daß sie bereits 1898 die Bedeutung van de Veldes erkannten und ihm den Auftrag gaben, den Ausstellungsraum für kunstgewerbliche Gegenstände auszugestalten. (Im selben Jahre wurde bereits die aufsehenerregende Ausstellung der Neo-Impressionisten veranstaltet!) Damals schwankte van de Velde heftig im Urteile der Zeitgenossen, die einen hoben ihn in den Himmel, die anderen tadelten ihn leidenschaftlich. Er brach als erster mit. dem hergebrachten deko
rativen Klüngel, er ging darauf aus, den Raum architektonisch zu fassen, indem er Decke, Wand
bekleidung, Türrahmen und Wandschränke in ein festes Gerüst einspannte. Auch Stühle und Vitrinen wurden darin einbezogen. Selbst uns, die wir die
letzte Entwicklung des Künstlers zur Einfachheit kennen, erscheinen seine damaligen Formen zu sehr in ein abstraktes Gesetz gewaltsam hinein
gezwungen. Die Linien, besonders die hölzernen
Türrahmen, zeigen allzu willkürliche Schwingungen, Biegungen und Durchbrechungen; dem Material ist zu wenig Rechnung getragen. Eisenformen sind in Holz und Stuck nachgemacht.
In Berlin hat vor allem Eckmann diesen neuen Linienstil im Kunstgewerbe verbreitet. Er war mit Keller & Reiner eng verbunden, hat auch Zimmer für sie entworfen und nach des Künstlers Tode 1902 haben sie eine Ausstellung zu seinem Gedächtnis veranstaltet, wo man den früh gestorbenen, hoch begabten Mann in seiner Vielseitigkeit kennen lernte. Die Zimmer, die in dieser ersten Phase aus den Möbelwerkstätten der Firma hervorgingen, stehen unter dem Einfluß dieses »Eckmannlinien« - stils. Die breitflüssigen geschwungenen Schnörkel und langstieligen Lilien kehren immer wieder: eingewebt in Sophabezüge und Teppiche, getrieben als Schrankbeschläge, plastisch gebildet an Messing- Wandleuchtern, gemalt auf Tiffanyverglasungen, sogar die keramischen Erzeugnisse, die Waschgarnituren, zeigen weichflüssige, teigig quellende