ENTWURF: M. J. GRADL — STUTTGART.
AUSFÜHRUNG: ALFRED BÜHLER — STUTTGART.
Aus dem Empfangs-Bureau der Firma Alfred Bühler, Gerberei u. Ledermöbel-Fabrik Stuttgart.
Leder, durch den Formenwillen dieses Materials, geschaffen wurden. Man denke sich die gleichen Formen einmal mit Seidenstoff bezogen; das wäre unerträglich. Es gibt keine Möglichkeit, sich diese Möbel ohne peinlichen Zwiespalt mit einer anderen Epidermis — als eben mit Leder — vorzustellen, Höchstens ließe sich noch an einen kräftigen Moquette denken; doch auch dann würde man das Textil immer nur als einen Ersatz annehmen. Diese Formen verlangen nach Leder, weil sie aus dem Leder geworden sind. Und das Gleiche gilt für die Konstruktion; sie wurde von der dem Leder immanenten Kraft der Elastizität bestimmt. Man würde seinen Kopf verwetten, daß diese straffen Polster tief federnd nachgeben und mit breitem Rücken behäbig tragen.
Leder in ganzen Häuten gebreitet hat von vornherein etwas Kräftiges, Energisches, Männ
liches. Es weckt in uns Gefühle, die unbewußt den schweigsam ruhenden Associationen ent
steigen: in unserem Gehirn klingen, wenn auch leise, Erinnerungen aus vorväterlichen Tagen der Jagd und nähere aus der Zeit, da wir mit Leder
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strumpf Büffeln das Fell abzogen. Etwas angenehm Wildes schwingt im Blut, unmerklich und zu fern, um jemals über die Schwelle treten zu können. Dazu gesellt sich eine andere associative Reihe; sie ist deutlicher, sie erzählt vom Sport und von eleganten Leidenschaften, vom Klub und von Gentlemen, von guten Zigaretten und behaglichem Wohlsein. Dies üppige Bouquet von Empfindungen blüht aus solch einem Stuhl, der mit ganzen Häuten kräftigen Leders bezogen ist. Und wenn der Wille des Leders nun gar restlos die Regie
führung über das ganze Möbel hatte, so werden solche Associationen zur Stimmung, zu einem ge
heimnisvollen, amüsanten Parfüm, das man atmet und mit den Fingerspitzen spürt. Gerät der emp
findsame Mensch durch ein Möbel in Stimmung, ist das der beste Beweis, daß er es hier mit einem Organismus und nicht mit willkürlich gestümperten Arrangements zu tun hat. Ein Organismus lebt. So können auch Möbel Leben aussenden; sie können Gesten haben und Suggestionen wirken. Solches geschieht vor den hier gezeigten Stühlen, den Fauteuils, den Sesseln und Sofas. Sie laden ein, uns nieder zu lassen, mit distinguierter Behag