Stuhl und Fauteuil mit Lederbezug, ausgeführt von Alfred Bühler, Ledermöbel-Fabrik — Stuttgart.
nützliche Dinge zu schaffen, nach dem Willen des Zeitgeistes, aus dem Charakter des Tages. Ein
höheres Lob als dieses kann man Alfred Bühler nicht spenden. Und er wird es gewiß zufrieden sein und wird es auch ertragen, wenn ich gegen einige Einzelheiten leichte Einwendungen habe. So halte ich den Aufbau von Gradl gegen eine Hochgebirgs-Landschaft nicht für glücklich und auch den kleinen Montblanc, der über dem Schreib
tisch sich wölbt, sähe ich lieber vermieden. Das Wohnzimmer von Haustein auf Seite 133 hat für die Grundidee in dem bekannten Dresdner Raume von Bruno Paul einen reiferen Vorgänger. Gegen
das Ledermöbel selbst wäre übrigens nichts einzuwenden; aber der eingebaute Glaskasten ist schwer zugänglich und verleitet zum Betreten des Polsters, das ist nicht zu loben. Derartige kleine Irrtümer werden aber zwiefach wieder aufgehoben durch die Güte der handwerklichen Arbeit. Be
sonders das Leder erhält vom Gerbprozeß an bis zur endgültigen Montierung eine überaus sorg
fältige Behandlung. Auch die Tischlerarbeit ist derart, daß sie mehr zur Würde des deutschen Handwerks beiträgt, als dies all die Germanien und Adler taten, ohne die einst die Ledermöbel nicht
auskommen konnten. — robert breuer — wilmersdorf. DIE KUNST-SEUCHE.
Motto: Du musst es dreimal sagen . . . (Mephistopheles.)
traurige Parodie seliger Zeiten, da größte Kunst alltäglich war. Kunst in Masse für die Masse! Eine Sintflut nur vermöchte dem Unheil abzuhelfen. Denn hier kann keine noch so künstlerische Erziehung sich’s zutrauen,
auch nur Wandel zu schaffen. Die Bessern wissens ja und gebens den Bessern weiter. Wer aber rettet sie selbst vor den Leiden der Mitbürgerschaft, des Zeitgenossentums? Die Kunstindustrie, verstößt man sie mit einem Fußtritt aus seinem Heim, drängt sich gleich vor der Tür wieder auf. Sie grassiert ja allenthalben.


M


an muß es aber mehr als dreimal, immer wieder
muß man’s sagen: Die Industrie hat die Kultur erwürgt. Den »Fortschritt« vom Schuster zum Schuh
fabrikanten hat die Menschheit mit der Verschlechterung des Schuhwerks teuer am eignen Leibe bezahlt. Und so tritt allüberall an die Stelle tüchtiger persönlicher Leistung das anonyme Produkt des »Herstellungs
prozesses«. Das schändlichste Kapitel in dieser Epopöe des Jahrhundertjammers heißt: Kunstindustrie. Schon der Name ist greller Hohn. Und das Werk? Eine