Denkmäler (wir hinterlassen die Schande kommenden Geschlechtern !) und Portale, Kandelaber und Plakate, Schaufenster, Markthallen, Theater und Speisehäuser, Parlaments- und Vereins-Gebäude, Vortragssäle, Arbeiter
heime, alles speit dir grinsend Kunst entgegen. Das Bedürfnis nach diesem ordinären Firlefanz der Säulen, Masken, Urnen und Köpfe, Glas-, Wand- und Holz
besudelung, der Arabesken, Quasten, Zacken, Knäufe, der Friese, Reliefs und Bekrönungen ist zur unantast
baren Konvention geworden. Wie man jetzt löblicher,
aber wohl vergeblicher Weise versucht, dem Schundroman den braven Wechselbalg »gesunder Volkslektüre« heim
lich-wohltätig unterzuschieben, so hat ein emsiges Geschlecht von sehnsüchtigen und humanen Künstlern sich längst bemüht, jenem Bedürfnis, zunächst unerkannt, durch echte Gabe leise (und nachgerade etwas lauter
schon) entgegenzukommen. Umsonst. Ich habe jüngst ein Tapetenmusterbuch einer ersten Wiener Firma durchgeblätteit. Entsetzlich! Unter den Hunderten von Vorlagen habe ich eine einzige geschmackvolle, in Ton und Stimmung gefällige gefunden. Die Industrie schafft unentwegt den Unrat, darin die bürgerliche Welt behaglich sinnlos weiterwatet. Sie »adaptiert« eine »neue
Nummer, das ist alles. Und was sie an Anregungen übernimmt, wird ihr bald ähnlich : gemein. Man denke nur — eine Gänsehaut! — an die »Galanteriewaren«. (Ein Athener, auferstanden, vor dem Schaufenster einer Galanteriewarenhandlung oder eines Bazarausverkaufs !!) Tritt ein in irgend ein Haus. Sieh dich um. Vom Treppenraum beginnts. »Kunst« bedroht dich sofort. Klinken, Geländer, Fenster, Lampen, der Aufzugkasten, Türauf
sätze, Briefkästchen, Visitenkartenrähmchen, alles miaut
ENTWURF : PROFESSOR PAUL HAUSTEIN; AUSFÜHRUNG: ALFRED BÜHLIR — STUTTGART.