ARCHITEKT ALFRED ALTHERR — ELBERFELD.Wohnzimmer S. W. — Köln. Rüsternholz poliert mit Einlagen. Ausführung: Gebrüder H. Jakobs — Elberfeld.
sein, ihre Wünsche gehörig belegen und möglichst durch zeichnerische Skizzen verstärken zu können. Tritt uns aus solcher Persönlichkeit ein vernünftiger, geklärter Bestellerwille entgegen, dann wird der Künstler oder Kunsthand
werker, ja auch der gewöhnliche Handwerker, wohl oder übel gehalten sein, von seiner Eigenart zu Gunsten der Persönlichkeit des Bestellers etwas aufgeben zu müssen.
Ein Anteil des Bestellers muß in die Dinge hineingearbeitet werden. Das von den französischen Königs
stilen ist keineswegs eine Phrase, die Möbel und Räume
der französischen Königsschlösser zeigen einen königlichen Stil, wie die Möbel und Räume aus der Biedermeierzeit einen spießbürgerlichen Stil zeigen. Sie alle waren von Auftraggebern persönlichster Art, die sich für Lösung und Ausführung interessierten bis zum letzten Polsternagel. Nicht im entferntesten haben wir etwas ähnliches heute. Und somit wäre es gut, wenn wieder eigene Gewohnheiten und Ansprüche, ja selbst Liebhabereien von Auftraggebern sowohl rückwirkend auf die Absichten des Künstlers wie auf die Arbeit des Ausführenden würden.
Auch unser eigenes Berufsleben müßte dabei viel mehr in den Vordergrund treten. Die Wohnung eines Offiziers wird, wenn sie der Individualität des Bestellers angepaßt ist, von der eines Juristen oder Malers ab
weichen. Je mehr wir das zu erreichen suchen, um so mehr persönliche Kunst werden wir bekommen, unbeschadet des individuellen Gepräges der künstlerischen
Eigenart des Übersetzers und Verwirklichers unserer Ideen. Je mehr wir damit aus uns herausgehen, je mehr nehmen wir der Schablone die Herrschaft über unsere Umgebung.
Naturgemäß kann der Stil des Bestellers nicht überall von fühlbarem Einfluß werden; bei vielen Werken der hohen Kunst, die auf Auftrag hin entstehen,
würde eine dahin zielende Forderung auf Widerstand und Schwierigkeiten stoßen. Selbstverständlich würde aber auch der wirklich kunstverständige und feinsinnige Besteller an den Künstler keine Zumutungen stellen, die seinen Auftrag lieber unerteilt ließen, denn der Künstler darf unter keinen Umständen Zugeständnisse um des Auftrags willen machen, die seine künstlerische Persönlich
keit in Frage zu stellen vermöchten. Dann lieberauf einen Auftrag verzichten. Aber hier kann auch leicht der Künstler auf Charakter- und Berufseigentümlichkeiten des Bestellers eingehen, ohne sich nur das geringste zu vergeben, wenn er, sagen wir, es handle sich um ein Bild für einen be
stimmten Raum, sei es Festsaal oder Hauskapelle, sich dem in diesen Räumen herrschenden Stil des Bestellers anpaßt.
Wir wissen, daß Maler im Gegensinne schon in manchem schönen Raum die Raumwirkung in Grund und Boden gemalt haben. Doch, wenn der Besteller bei Kunstwerken schlechthin als Käufer auftritt, dann kann er, wenn er sich zu persönlichem Geschmack und Selbständig
keit im Urteil durchgerungen hat, in der Wahl der Kunstware Zeugnis seines persönlichen Stils ablegen. —