ARCHITEKTEN A. KARST UND H. FANGHÄNEL — CASSEL.Säulenhof mit Brunnen.
gegründete künstlerische Kultur aufgehört hat. Als das Rokoko mit dem Louis Seizestil die Richtung auf das Einfache einschlug, begann eine ähnliche Reaktion des Geschmacks wie heutzutage. Darin liegt die wahre Bedeutung des Vorbilds, das den Engländern ihr Sheraton, uns das Empire und Biedermeier gibt. Es ist die innere Verwandtschaft des gleichen künstlerischen Geistes, die es der modernen Kultur ermöglicht, da wieder anzuknüpfen, wo die alte den Faden abgerissen hat. Auch darin liegt eine Garantie für die Zukunft
der modernen Kunst. prof. karl widmer - karlsruhe.
von ca. 8800 Quadratmeter Grundfläche im Gesamtwert von 2 1/2 Millionen Mark. Mit Rücksicht auf die Sommer-Saison, die durch den Neubau nicht gestört werden durfte, mußten die Arbeiten im Winter ausgeführt werden. Trotz des schlechten Bauwetters im Jahre 1906/07 war es den Architekten möglich, den ganzen Bau-Komplex in zwei Winterhalbjahren fertigzu
stellen, sodaß bei Kurbeginn 1907 der Neubau dem Betrieb übergeben werden konnte. Es war dies eine Leistung, die nur Dank den vortrefflichen Dispositionen der ausführenden Architekten möglich war. Der archi
tektonisch wichtigste Teil der Anlage ist das Kurhotel mit großem Restaurant, Frühstückszimmer, Lesezimmer, Salons und Logierzimmern. Dem Kurhaus schließt sich das große eigentliche Badehaus an, das 145 Badezellen mit den Maschinen- und Kesselräumen birgt. Als besonders glückliche Lösungen erscheinen die große Ein
gangshalle des Hotels und die für mehr als 100 Personen
ausreichende Wartehalle des Badehauses. Trotz der strengen Formgebung ist eine festlich-vornehme Wirkung erreicht durch Verwendung verschiedenfarbigen Marmors,
dessen Wirkung an den Pilastern durch Reliefs und Mosaik - Einlagen gesteigert ist. Auch die Möbel-Ausstattung der Restaurations-Räume, der Wohn- und Schlafzimmer ist von den Architekten in gediegenen, eleganten
Formen liebevoll durchgeführt. Die Ausführung erfolgte zum größten Teil durch die Hofmöbelfabrik Ludwig Alter — Darmstadt, von deren eminenten Leistungsfähig
keit die auserlesenen Prunkräume Professor Albin Müllers auf der Darmstädter Ausstellung neuerdings Zeugnis geben. Diese Räume sind in dem September-Heft der
»Deutschen Kunst und Dekoration« veröffentlicht. l.
Das neue fürstliche kurhotel und
BADEHAUS PYRMONT. Die gesteigerten Bedürfnisse unserer Zeit treten bei der Anlage der großen Sanatorien und Kurbäder in auffallender Weise zu Tage. Wir verlangen hier nicht nur die einwandsfreie Erfüllung der Gebote der Hygiene, sondern auch die völlige Befriedigung der Luxus-Ansprüche, die das Haupt- Kontingent der Besucher solcher Bäder stellt. Der Architekt steht vor einer schwierigen aber dankbaren Aufgabe.
Um die Gewinnung einer möglichst guten Lösung des Problems zu ermöglichen, hat sich in den letzten Jahren die Sitte der Preisausschreiben eingebürgert. So kam auch die großzügige Anlage des neuen Fürstlichen Kur
hotels und Badehauses Pyrmont auf diesem Wege zustande. In einem Wettbewerb des Jahres 1902 wurde den Architekten A. Karst und H. Fanghänel in Cassel der Preis und die Ausführung der neuen Kurhaus- Anlage übertragen. Es handelte sich um ein Gebäude