NATIONALITÄT UND AMERIKANISMUS.
VON JOSEPH AUG. LUX.
D
iese zwei Strömungen machen sich im öffentlichen Leben und infolge auch in gewissen Teilen der Kunst, vor allem in der Architektur und im Kunstgewerbe geltend. Ich habe mir schon lange vorge
nommen, den Einfluß dieser beiden Strömungen auf die Architektur und das Kunstgewerbe zu erklären und die Begriffe von Nationalismus und Amerikanismus zu definieren.
Eine lebhafte Abwehr gegen den Amerikanismus macht sich zumeist in heftigen Worten laut, zumal bei den Nationalen. Das mag in mancher Hinsicht ge
rechtfertigt sein. Wir würden uns aber nicht so sehr gegen das Amerikanische wehren, wenn wir nicht schon ganz von ihm umstrickt wären. Die Schreibmaschine, das Telephon, die Nähmaschine, wenn man so weit gehen will auch der Blitzableiter, von dem sich alle architektonischen Anlagen bis zum Kabel und zur Kraftmaschine ableiten, die praktischen Herrenmoden, die ausgezeichneten Bureau-Möbel, die besten Reise
koffer, der unentbehrlich gewordene Rasierapparat und unzählige andere Dinge, die unsere Kultur bestimmen, sind amerikanischen Ursprungs. Ich könnte die Zahl der ausgezeichneten Dinge und Methoden, die wir dem amerikanischen Geiste verdanken, sehr beträchtlich vermehren; ich will es aber gern dem Leser überlassen,
über die Sache weiter zu denken und sich an die bemerkenswerten und wohltuenden Einzelheiten des amerikanischen Imports an Gütern und Ideen zu erinnern.
Ich will nur fragen, wo denn die Räson liegt, sich mit Händen und Füßen gegen den Amerikanismus zu wehren, soweit er vorzügliche Neuerungen betrifft, von denen wir selbst keinen geringen Profit haben.
Aber wir leben gegenwärtig in einer Epoche des gesteigerten nationalen Empfindens und ergreifen mit Inbrunst alle Erscheinungen, die unsere deutsche Ver
gangenheit betrifft. Das mag wohl der Grund sein, warum wir zuweilen vergessen, daß wir in einer blut
jungen modernen Gegenwart leben, und daß wir für die Annehmlichkeit des Daseins, für unser Wohnen und Arbeiten, für unsere sozialen und künstlerischen Aufgaben, für unsere technischen und industriellen Pro
bleme verteufelt wenig aus der Vergangenheit schöpfen. Aber es gibt schon einmal gewisse Gemütsanwandlungen,
die zwingen können, in das Rad des Fortschrittes hemmend einzugreifen, und wir müssen uns mit dieser melancholischen Tatsache eben abfinden.
Am heftigsten hat sich neuerdings wieder die Architektur an die Vergangenheit erinnert und die Ver
pflichtung zur nationalen Geberde verspürt. Sie ist darin der technischen Konstruktion ganz entgegen
ARCH1TEKTEN A. KARST UND H. FANGHÄNEL — CASSEL.Wartehalle I. Etage im Badehaus Pyrmont.