ARCHITEKTEN A. KARST UND H. FANGHÄNEL — CASSEL.Clroße Wartehalle im Badehaus. Bild
hauerarbeiten : B. Conradt — Cassel.
möchten immer einen individuellen Schreibtisch und können uns nicht begnügen, einen ausgezeichneten typischen Schreibtisch zu haben. Auch die Schreibtische für die Privatwohnung sind an den Leib geschrieben und stellen eine große Anzahl von ver
schiedenartigen Formen vor, die ein reichliches Maß von Wünschen erfüllen. Es ist überhaupt unerdenklich, was für ein Formenreichtum aus der rein sachlichen,
ingenieurmäßigen Gestaltung möglich ist, die nur das menschlich Organische, Funktionelle, Zweckmäßige im Auge hat und die Aufgabe in einem bestimmten Ma
terial und in einer bestimmten Produktionsweise ohne stilistische Umschweife zu lösen sucht. Unter den modernen Ansprüchen des Komforts haben sich die Formen zu neuen Typen entwickelt, als deren jüngste und disziplinierteste Erscheinung der amerikanische Herrenkleiderschrank dasteht, der von Hut, Schuh, Überrock bis zum letzten Hemdknopf für alle Bedürf
nisse der Herrentoilette eine überaus sinngemäße innere Einrichtung und Ausstattung vorsieht. Das gleiche Prinzip auf Grund der schlichtesten Formensprache hat sich auf die Koffermacherei übertragen, und wir wissen, daß amerikanische Überseekoffer geradeso wunderbar durchgebildet sind wie jene Kleiderschränke, dem Grundsatz zufolge, daß im kleinsten Raum das größte Maß von Gegenständen unterzubringen sein muß, und die größte Übersicht, größte Ordnung und größte Handlichkeit herrsche. Mit solchen Einrichtungen ist
der die Möbeltypen so praktisch und so angemessen als nur möglich zu machen strebt. Dem amerikanischen und übrigens heute in der ganzen zivilisierten Welt bestehenden Grundsatz des rationellen Arbeitens gemäß,
darin bestehend, daß man in der kürzesten Zeit die größte Menge brauchbarer Arbeit hervorbringt, sind auch die Möbel wie tadellos funktionierende Apparate ausgeführt, die wenig behindern, sondern im Gegen
teil alles zur Hand legen in einer Art, wie man es am besten brauchen kann, und wie es am besten dem Geiste der Ordnung und der Sauberkeit entspricht. Es hängt auch mit dem Dienstwesen von heute zusammen, daß die tägliche Reinigungsarbeit auf das kleinste Maß beschränkt wird, und daß die Möbel möglichst glatte und saubere Flächen aufweisen und, wie die Kleider
und Wäscheschränke, Einteilungen haben, in denen für jedes Ding ein geeignetes Fach oder ein Behälter vor
gesehen und Unordnung, sowie das damit verbundene zeitraubende Suchen vollkommen ausgeschlossen er
scheint. In Europa sind nur die amerikanischen Bureau- Schreibtische bekannt geworden, die sich durch eine sinnreiche Anordnung von allerlei Laden, Fächern und Behältern auszeichnen. Diese Schreibtische sind dem amerikanischen Geschäftsmann geradezu auf den Leib geschrieben, und vielleicht kann nur er an einem solchen Schreibtische arbeiten und seine Eigentümlichkeit voll ausnützen. Wir in Europa sind noch immer zu gemächlich dazu und haben stets Extrawünsche. Wir