PROFESSOR EMANUEL VON SEIDL — MÜNCHEN.Haupt-Restaurant.
deren Wände Professor Julius Diez, der bekannte Illustrator und große dekorative Maler, mit Fresken ganz nach dem Belieben seiner Künstlerlaune geschmückt hat. Es sind seltsame Malereien, es ist ein barocker Humor, der da das Wort führt . . . und nur in den farbig gehaltenen Schmuckvögeln des überhaupt höchst eigenartig sich darbietenden Brunnens im Haupt
restaurant erscheint noch eine ähnlich bizarre und dennoch reizvoll-dekorative Note angeschlagen.
Was jedoch die Malereien von Julius Diez anlangt — von den Erlerschen Fresken wird später die Rede sein — so bietet er uns eine Reihe von Bildern aus »seinem Reich«. Es muß da also Landschaften mit verschnittenen Laubgängen geben, steifstolze Herren, Jäger mit Hirschgespannen, Kakadus, es gibt eine schöne, stolze Dame auf einem Glücks- oder Narrenschiff etc. etc.
Fritz Erler hat den nördlichen Pavillon schön, ja kostbar malerisch behandelt, das Gewölbe des südlichen Pavillons Professor Becker-Gundahl mit alle
gorischen weiblichen Gestalten und anderem geschmakvoll und verdienstlich dekoriert. Mit einem Worte, der heitere, leichtsinnige, sinnliche, daseinsfrohe
Charakter der flotten Stadt München schrieb sich da nicht nur auf den Wänden nieder, nein, der ganze Bau hallt und schallt von ihm; da ist überall München,
überall die Feststadt . . . Trotzdem ist Professor Emanuel von Seidl in dieser Schöpfung, streng ge
nommen, nicht »bodenständig«, denn sie ist weit mehr funkelnd, luxuriös, weit moderner, als sich mit diesem Wortwert deckt. Aber künstlerisch genommen, gibt er uns hier zweifellos waschechtes München.
Münchner Blatt nannte es so — schon deshalb nicht, weil es dafür viel zu groß.
Seine Bedachung trägt nicht am wenigsten zu seiner eigenartigen Prägung bei: d. h. die Farbe des Daches, die der Ziegel gibt sich als ein elegantes Grau,
das einmal, je nach der Intensität des Lichtes, gerne Silber spielen möchte, ein andermal sich mit lila und violetten Tönen zu schmücken beginnt. Das schimmert schier wie Seide über dem Grün der Bäume auf — und läßt das Interesse an der Form des Baues fast
ein bischen zurücktreten. Das gilt freilich nur für den Maler: der Architekt wird auch die Umrißlinie, die »Zeichnung« des Hauptrestaurants mit großem Interesse verfolgen. Zumal der Mittelbau lohnt aber solches Studium auch reichlich, spiegelt sich doch in ihm
eine leicht und frei schaffende Phantasie liebenswürdig und schmuck wieder. Doch wozu wieder in Detail
malerei verfallen? Die Abbildungen geben ja von der architektonischen Durchführung des ganzen Gebäude
komplexes ein ganz gutes Bild; wir dürfen uns also auf wenige Angaben beschränken. Von den anmutigen Formen des dreigiebeligen Mittelbaues war schon die Rede. Die weit ausladenden offenen Wandelhallen finden in zierlichen Eckpavillons ihren Abschluß, die oberste Bekrönung des Daches bildet ein weithin sicht
barer, von zwei in Kupfer getriebenen, kauernden Atlanten getragener Beleuchtungskörper. Er gleicht in seiner Zeichnung einem geschliffenen Edelsteine. Die vortretende Kehle des Hauptgesimses verziert ein Fries, der in frischer, blau-weißer Manier mit Masken, Frucht
körben , Reihern die Fläche dekoriert. Eigenartig modellierte Zinkpfeiler tragen die lichten Wandelgänge,