PROFESSOR HERM. HAHN - MÜNCHEN.
Kalksteingruppe : » Schönheit « vor dem Haupt - Restaurant.
Deren vortrefflichem Referat erlaube ich mir auch noch zu entnehmen, daß der »große Saal« 520 Quadratmeter groß; man mag sich also den Schwung, den da schon von vornherein alles atmen muß, selbst ein wenig aus
malen. — Die beiden Seitensäle auch nur annähernd so
elegant hinzustellen, wie sie in Wahrheit sind, vermag ich auch nicht. Oder ich könnt’s nur auf großen Umwegen . . . Unter anderem sieht man auch da wunder
schöne Bilder von verschiedenen Palettegewaltigen unserer Stadt, sieht sonstige Schmuckmittel reizend, ach, in wahrhaft hinreißender Weise verwendet — und sieht auch, daß diese kleineren Säle intimere Anklänge nicht gänz
lich auszuschalten bestrebt sind. Der große verschmäht es stolz, derlei zage, zarte Saiten überhaupt nur anzuschlagen: nur Prunkraum, entzückt er das Auge,
wendet er sich an den Geist . . . allein der Mensch des gewöhnen, täglichen Lebens fühlt sich in seinen Grenzen wohl auch stets als — Gast.
Und damit kommen wir zu einem Standpunkt, von dem aus sehr wohl verschiedene Beurteilungen der Seidlschen Arbeit möglich. Der eine oder der andere wird vielleicht sein Urteil folgendermaßen formen : »Und doch . . . auch diese strahlende Leistung hat ihre Schatten, wirft Schatten«. Mag sie auch in Zukunft ge
feiert, studiert, nachgeahmt werden, sie hat deren. Wie man jedes große Glück teuer erkauft, so ist es auch Seidl gegangen. Sein Oratorium in Licht und Farben, sein hohes Lied auf den Luxus, es hat ihn doch viel gekostet. Zunächst einmal mußte da der »intime gemütvolle Seidl
zurücktreten. Zweitens ist es wohl eine berechtigte Frage, ob man im Profanbau, im Saale eines Restaurants ! mit
BILDHAUER FRITZ BEHN — MÜNCHEN.
Kalksteingruppe : »Kraftvor dem Haupt-Restaurant.
dahinfluten ... es muß etwas von der nachlässigen Schönheit eines wirren Perlengehänges haben . . . Professor Fritz Erler schiene mir da, schon was die Zart
heit des Tones anlangt, besser am Platze. Aber war denn das Deckengemälde überhaupt nötig — hätte nicht gerade unser Künstler, unser Architekt eine pikantere Lösung finden können? Darauf muß vor allem geantwortet werden, daß der Architekt gehalten war, Malerei und Plastik möglichst bei seinem Bau heranzuziehen
— in München wollen einmal bei derartigen Anlässen alle Künstler zu Worte kommen. Inhaltlich genommen werden übrigens die dekorativen Malereien Herterichs sicher Anklang finden . . . schaut man doch tanzende Paare in einer barocken Gartenarchitektur und als Pendant, eine Gruppe Münchner Künstler, die in einem
Garten Zusammenkunft halten und der Unterhaltung pflegen; Professor und Präsident der Münchner Sezession, Hugo Freiherr von Habermann, habe ich da oben ge
sehen, Professor E. v. Seidl auch, der Gitarre spielt, und andere Vertreter der bildenden Kunst. So soll wohl das Ganze gleichsam ein Gedicht in Farben auf die Stadt München, auf die Stadt der Künstler, des Frohsinns und der Lebenslust sein.
Doch, wie schon gesagt, der große Saal ist ja selbst eine Dichtung, ein edel Kunstwerk, was Farbklänge anlangt und das zarte Lila der Porzellanfliesen und -Reliefs drängt einen wie gütige feinbehandschuhte Frauenhände hinein in diese Wunderwelt von Tönen, in diese lichte Welt »wo — nach der Münchner Zeitung — die raffiniertesten Farben und Formen zu einem unerhört festlichen Konzert zusammenklingen.«