ARCHITEKT ALBERT GESSNER — -BERLIN.
Vorraum zu den Ausstellungs-Zimmern der Firma Herrmann Gerson — Berlin.
eleganter Lebensgewohnheit stimmte. So hilft er dazu, daß auch die luxuriöse Laune sich auszuleben vermag, ohne in der Vergangenheit und in der Fremde eine Anleihe zu machen.
Herrmann Gerson hatte bisher in den verschiedensten Stilen gearbeitet; es ist begreiflich, daß die Firma nun nicht sofort bedingungslos reinen Tisch machen konnte, daß sie vielmehr aus stichhaltigen Gründen und nicht zum wenigsten aus taktischen, auch jetzt noch echte, kopierte und modern nachempfundene Historika pflegt. Es ist aber zu vermelden, daß das Lager der Stilmöbel neu geordnet wurde. Es hat sich dabei herausgestellt, daß mit guter Kenntnis und empfindendem Geschmack auch aus alten Möbeln, sofern das Temperament der Sinne darauf eingestellt ist, sich wohnliche Räume, wenigstens behagliche Bilder, aufbauen lassen. Da ist z. B. ein Zimmer schlichter und edler Renaissance, in seinen wesentlichen Teilen gesicherten Modellen nach
gebildet; man mag prinzipiell noch so entschiedener Gegner der Stilimitation sein, so läßt sich doch nicht leugnen, daß Ruhe und aristokratischer Wohlklang den Raum beherrschen. Dazu kommt eine starke dekorative
Wirkung; man hat die Wände mit einem roten Damast bespannt und die Fensterdekoration aus demselben Stoff gefertigt, man hat einen dunklen Veloursteppich über den Boden gezogen und den Bezugstoff des Sitzmöbels mit einem Grün wohltätig abgestimmt. Das ist alles sehr gut, es ist kaum möglich, sich eine solche museale Gebrauchs wäre gediegener und fehlerfreier vorzustellen;
trotz alledem sträubt sich der im Gegenwärtigen wurzelnde
Mensch an die funktionelle Möglichkeit dieses Raumes zu glauben, er kann die Vorstellung nicht los werden, zwischen diesem Mobiliar der Renaissance zu einem Akteur und Bühnenhelden zu werden. Doch es gibt gewiß sehr verständige und ehrenwerte Leute, die weniger skrupulös hier ihr Zuhause finden können. Und, es sei nochmals attestiert: die einzelnen Stücke sind korrekt, tadellos gearbeitet und zueinander gut harmonisiert. — Auch auf historischer Basis, aber doch schon wesent
lich selbständiger schufen die Architekten Hart und Lesser einen repräsentativen Empfangsraum. Die Auf
gabe wurde dadurch erschwert, daß Träger mitten im Wege standen. Das peinliche Hindernis benutzten die Architekten zu einem nicht unwirksamen Motiv: in die Achse des Raumes zentral und an die zuführende Treppe je ein Säulenpaar aufzustellen. Dadurch wird eine gewisse Festlichkeit und dekorative Größe erreicht. Und wenn auch ein Rest von Kulissenluft zu spüren bleibt, so kann man sich doch nicht der dekorativen Geste des Ganzen entziehen. Daß aber das eigentliche Leben erst dort beginnt, wo die Form ein Niederschlag des Zeitempfindens ist, das erfährt man eindringlich, wenn man aus dieser Halle zweiter Hand hinuntersteigt in den Vorraum, den Mohrbutter eingerichtet hat.
Trat man früher hier ein, so ward man empfangen von einer Dunkelheit, die bronzen und barock, einen mit den Heldentaten des Tapeziers und des Stukkateurs überschüttete. Dieses Gebilde stammte aus jener Zeit,